PJ-Tertial Chirurgie in Krankenhaus Diakovere Henriettenstift (11/2023 bis 3/2024)

Station(en)
ACH (Station 6/3b), GCH (Station 3b), UCH (4-West)
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
Hannover
Kommentar
Zusammenfassung: Ein durchwachsenes PJ-Tertial. Vorweg gesagt bin ich nicht sonderlich begeistert für die Chirurgie. Dennoch ging ich in dieses Tertial mit dem Wunsch möglichst viel chirurgisches Basiswissen für die spätere Laufbahn mitzunehmen (insb. Nähen und einige Untersuchungstechniken).

Ich habe mich für das Tertial der Diakovere entschieden, weil ich durch Mundpropaganda einiges Gutes gehört habe. Die Bezahlung sei verhältnismäßig gut und die Teams verhältnismäßig nett. Einige meiner KommilitonInnen hatten sich sogar entschieden in einigen der Abteilungen den Berufsstart zu wagen. Außerdem war mir jedes Krankenhaus lieber als unser Universitätsklinikum, welches in der Chirurgie einen besonders schlechten Ruf hat.

Das PJ gliedert sich seit kurzem in je 5 Wochen Allgemein-/Viszeralchirurgie und Gefäßchirurgie im Henriettenstift sowie 6 Wochen Unfallchirurgie im Friederikenstift. Es gibt für die “Herbst-PJler” 4 Plätze in der Chirurgie. Es starten je zwei im Henriettenstift und im Friederikenstift. Dazu kommen noch “Frühlings”-PJler.

Erst einmal zu den positiven Dingen des PJ-Tertials:
- Am ersten Tag wurde mir ein Umschlag mit meiner Chipkarte für die Türen, (Spind-) Schlüssel, Namensschild und Zugangsdaten für das KIS gegeben. Mit der IT hat auch alles sofort geklappt.
- In der Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie gab es feste Ansprechpartner, den man jederzeit ansprechen konnte.
- Mit dem Betreuer konnte ich mit etwas Eigeninitiative eigene Fälle vorstellen und besprechen. Das war eine gute Übung und kann ich sehr weiterempfehlen. Einfach nach “passenden” Patienten fragen, sich die Akte genau durchlesen, den Patienten anamnestizieren und untersuchen und im Anschluss vorstellen und den Fall besprechen
- Man kann und darf häufig nähen, besonders in der Allgemeinchirurgie
- Das Team (ÄrztInnen, OP-Pflege, Stationspflege) empfand ich insgesamt als nett
- Vereinzelt bedanken sich einige Chirurgen und zeigen Wertschätzung für die Unterstützung im OP, teilweise sogar mit Erklärungen und Fragen zum tieferen Verständnis. Leider war das die absolute Seltenheit.
- Ich konnte häufiger mal in die Notaufnahme in der Unfallchirurgie, das lag aber vor allem an der zeitweise guten Besetzung mit einer Famulantin zusätzlich zu uns zwei PJlern

Zu den negativen Dingen:
- Komischerweise ist es in der Gefäßchirurgie und in der Unfallchirurgie nicht vorgesehen einen Zugang fürs KIS/Dokumentationssystem zu bekommen. In der Allgemeinchirurgie schon. Leider muss man sich jedoch erstmal ohne Zugangsdaten zufriedengeben, falls man in der Gefäßchirurgie startet. Das haben mir einige Mit-PJlerinnen berichtet. Sowas nervt.
- Außerdem erhält man als PJler lediglich Zugang zum KIS, jedoch kein Benutzerkonto fürs Intranet sowie für die PCs. Man loggt sich also “fremden” Zugangsdaten von den Stationen in PCs ein und kann auch nicht auf das Intranet (inkl. Einweisungs-Videos o.Ä.) sowie das Internet zugreifen.
- Es gibt keine Einführungsveranstaltung und keine strukturierte Einarbeitung
- Generell beschränken sich die Hauptaufgaben, besonders in der Unfall- und Allgemeinchirurgie auf Blutentnahmen, Zugänge legen und Haken halten. In der Allgemeinchirurgie ist das insbesondere wenn man mal alleine ist eine absolute Katastrophe
- Es fehlt generell eine strukturierte Lehre, vorausgesetzt man hat überhaupt neben dem Haken halten und den Blutentnahmen Zeit dafür
- Der PJ-Unterricht ist chaotisch organisiert. Man erhält keinen Plan, man erfährt vieles erst durch Mundpropaganda. Wir haben uns als PJler im Henriettenstift mithilfe von Whatsapp oragnisiert und kurzfristige Änderungen mitgeteilt. Dennoch würde ich mir da einen Unterrichtsplan oder wenigstens Ankündigungen per E-Mail wünschen
- In der Allgemeinchirurgie wurden Blutentnahmen und Haken halten als selbstverständlich angesehen. Die Blutentnahmen wurden nur in Ausnahmefällen von den Ärzten abgenommen. Und generell kriegt man wenig Lehre ab, es sei denn man zeigt ganz besonderes Interesse (wie beispielsweise eine PJ-Kollegin, die auch selbst Chirurgin werden möchte). Das fand ich sehr schade, ich hätte auch gerne beim Haken halten viel erklärt bekommen, auch ohne dass ich ständig alles mehrfach nachfragen muss

Allgemein-/Viszeralchirurgie:
Das Team ist sehr nett und man darf nach dem anstrengend Haken halten häufig mal nähen. Leider war es das schon mit den positiven Aspekten. Hier wird man leider ordentlich ausgenutzt. Man wird als günstige Haken- und Blutentnahmekraft gesehen.. Mein Lerneffekt ist in dieser Rotation neben der Übung im Blut abnehmen , der zunehmenden Routine im OP und den seltenen Fallvorstellungen beim PJ-Betreuer (nach eigener Initiative) gefühlt am geringsten. Eigentlich sehr schade, denn die OPs sind teilweise echt interessant und das Team wirklich nett. Leider sieht man auch fast nur die Elektiv-OPs (Zig Schilddrüsen und Magenbypässe). Ich habe in den 5 Wochen bspw. nur eine Appendektomie gesehen. Es würde sicher helfen, wenn es Personal zum Blut abnehmen gäbe. Angeblich ist die letzte MFA (?) vor kurzem gegangen. An der absolut bescheidenen Situation ändert das trotzdem nichts. Vielleicht würden auch mehr PJler helfen, die zusammen in der Allgemeinchirurgie eingeteilt sind. Das war sehr unterschiedlich. Mal war man alleine, mal zu zweit. Viszeralchirurgie fand ich thematisch noch am spannendsten. Die Rotation hingegen war leider ein absoluter Reinfall.

Gefäßchirurgie:
Die nächsten fünf Wochen verbrachte ich in kleinen Abteilung der Gefäßchirurgie (Zwei Oberärztinnen und drei AssistenzärztInnen). Hier waren wir mit drei PJlern tatsächlich sogar überbesetzt. Dadurch konnten wir uns gut zwischen Aufnahmen, OP, Visite und Ambulanz aufteilen. Generell hat es mich ziemlich gefreut mal wieder mein Gehirn einschalten zu dürfen. Man untersucht Patienten, schreibt die Aufnahmedokumentation, schaut sich die Wunden der Patienten an, nimmt den Verbandwechsel vor und dokumentiert die Visite. Die OPs waren eine nette Abwechslung zu den Schilddrüsen und Magenbypässen. Die am Ende neu hinzugekommene leitende Oberärztin war sehr freundlich und motiviert uns auch mal mehr im OP machen zu lassen. Nähen durfte ich hier seltener aber das war okay für mich. Insgesamt war das wohl die beste Rotation, was aber auch an der Überzahl von PJlern liegen könnte.

Unfallchirurgie:
Vor der Unfallchirurgie hatte ich besonders Angst - tatsächlich war das Team, insbesondere die Assistenzärzte und einige Oberärzte, sehr nett. Aber auch hier hat es mit den Blutentnahmekräften hinten und vorne nicht hingehauen, sodass ich morgens um 7 Uhr i.d.R. mit den Blutentnahmen gestartet bin (so 8-15 Stück). Dadurch hat man natürlich die Visiten in aller Regel verpasst. Kurz nach 8 durfte man dann schnell in den OP und bei Hüften, Knien oder Schultern Haken halten. Selten mal musste man nicht in den OP und durfte man in der Notaufnahme helfen. Besonders positiv hervorzuheben ist hier die PJ-Betreuerin, die sehr motiviert und engagiert ist und auch ständig gefragt hat, ob sie uns irgendwie helfen könne. Leider ändert es aber nichts daran, dass man, wie auch in den anderen Rotationen, seine “Standard-Aufgaben” hat, die nun mal irgendwer erledigen muss.
Außerdem besteht theoretisch die Möglichkeit, dass man auf dem NEF mitfährt. Das ist ganz interessant und endlich mal eine Möglichkeit nicht in den OP zu müssen. Dafür gibt es jedoch sehr wenige Plätze. Ich konnte deswegen nur einmal mitfahren.

Insgesamt habe ich nicht das Gefühl viel gelernt zu haben, es gibt keine Studientage, Unterricht fällt häufig aus und man macht seine stumpfen 0815-Aufgaben, die von einem erwartet werden. Ich bin einfach nur überglücklich, dass dieses Tertial rum ist.
Bewerbung
PJ-Portal, habe noch später getauscht als ein Platz frei wurde
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Rehas anmelden
Röntgenbesprechung
Chirurgische Wundversorgung
Patienten aufnehmen
Braunülen legen
Eigene Patienten betreuen
Notaufnahme
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
649/Monat

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
4
Unterricht
4
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.2