PJ-Tertial Orthopädie in CHU Felix Guyon (11/2023 bis 3/2024)

Station(en)
Chirurgie orthopédique et traumatologie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Wuerzburg
Kommentar
Bei mir war alles recht spontan und es hat zufällig und mit ein wenig Glück geklappt.Ich habe mich erst circa 5 Monate im Voraus beworben und auch das recht informell. Grundsätzlich empfiehlt sich eine Bewerbung über die Website des CHU immer bis zum November des Jahres davor. Genauere Infos finden sich auch auf der Website. Da ich diese Frist aber verpasst hatte dachte ich mir trotz allem probiere ich mein Glück, und siehe da: ich habe ein wirklich tolles PJ-Tertial auf La Réunion verbracht. Meine informelle Anfrage, ob es denn noch freie Plätze gäbe, wurde sehr lange nicht beantwortet. Ich hatte schon nicht mehr mit einer Rückmeldung gerechnet, als ca. zwei Monate vor PJ-Start die Zusage kam, dass ich einen Platz in der Orthopädie und Unfallchirurgie in Saint-Denis haben könnte. Bei frühzeitiger Bewerbung kann wohl eine Wunsch-Stadt angegeben werden, diesen Luxus hatte ich nicht, was aber für mich kein Problem war. Grundsätzlich gibt es zwei Standorte auf der Insel, in Saint-Denis (größte Stadt) und Saint-Pierre (etwas kleiner, aber eher studentisch und mit direktem Stadtstrand), unter denen die PJler:innen aufgeteilt werden. Nach der Zusage war der Kontakt mit der zuständigen Person recht zuverlässig und ich habe alle benötigten Unterlagen schnell erhalten.
Prinzipiell möchte die Klinik keinen Sprachnachweis oder ähnliches haben, es empfiehlt sich aber durchaus zumindest passables Alltags-Französisch zu sprechen. Die medizinischen Fachwörter lernt man dann schnell genug vor Ort, aber im Kontakt mit den Kolleg:innen hat für mich Sprache einen großen Unterschied gemacht. Bei mir waren alle sehr nett und auch geduldig, was Sprache betrifft, aber umso besser ich verstehen konnte um was es ging, umso mehr war ich natürlich auch Teil des Teams. Die Orthopädie und Unfallchirurgie ist in Saint-Denis eher eine kleine Abteilung im Vergleich zur Größe des Krankenhauses. Viele unfallchirurgischen Patient:innen werden auch nach Saint-Pierre gebracht. Die aktuelle Chefin interessiert sich leider nicht wirklich für Student:innen, sodass ich kaum Kontakt zu ihr hatte, außer in den gemeinsamen Frühbesprechungen. Allerdings waren die Kollegen dafür umso netter und ich wurde oft mit in den OP genommen und durfte auch sehr viel 1. Assistenz machen, ab und zu Nähen, Haken halten usw. Wer interessiert und motiviert ist kann und darf hier definitiv sehr viel machen. Auch die Stimmung im OP habe ich als extrem angenehm empfunden, die OTAs waren sehr nett und extrem verständnisvoll mir gegenüber, wenn ich mal nicht alles verstanden habe. Da nicht jeden Tag geplante OPs sind und manchmal auch nichts in der Unfallchirurgie anfiel und ich persönlich auch nicht jeden Tag Lust auf OP hatte, war ich auch des Öfteren mit auf Visite oder in der Sprechstunde. Besonders Sprechstunde kann ich ab und zu sehr empfehlen, je nachdem wer sie macht und wie viel los war wurden mir Röntgen-Bilder erklärt oder ich durfte selbst beschreiben, mir wurden Untersuchungen gezeigt und chirurgische Interventionen ausführlicher erklärt. Wenn es nichts wirklich Spannendes zu sehen oder tun gab, habe ich oft die Unterlagen für die geplanten OPs der nächsten Woche durchgesehen (häufig Hüft-und Knie-TEPs, Materialentfernungen, Kreuzbandplastiken) und kurz zusammengefasst, um den Assistenzarzt ein wenig zu unterstützen. Einmal die Woche werden die geplanten OPs besprochen und OP-Verfahren oder mögliche Schwierigkeiten und Komplikationen diskutiert. Für mich war es eine gute Möglichkeit mich schonmal mit den OPs der kommenden Woche vertraut zu machen und mich ein wenig nützlich zu machen. Alles in allem gab es meistens etwas zu tun, mir wurde oft freigestellt was ich machen möchte, ich musste nie im OP helfen, habe es aber des Öfteren auch gerne getan, obwohl ich definitiv nicht in die Chirurgie gehen möchte. Insgesamt habe ich die Stimmung im OP sehr viel angenehmer wahrgenommen als ich es aus Deutschland gewohnt war. Oft konnte ich nachmittags relativ früh gehen, bzw. war es den Kollegen meistens sehr egal ob ich nachmittags noch da bin oder nicht. Einmal pro Woche bin ich lange geblieben um am Teammeeting teilzunehmen, das wurde so gewünscht. Besonders nett habe ich die gemeinsamen Mittagessen mit den Kollegen in der Krankenhaus-Kantine empfunden. Bei mir in der Abteilung wurde sehr darauf geachtet, dass wenn möglich, alle zusammen essen gehen. Für uns Studis ist das Essen kostenlos (kurz vor meiner Abreise habe ich leider von anderen Studis gehört, dass sich das eventuell ändern wird), lecker und sättigend. Wer vegetarisch isst, stößt auf eine etwas eingeschränkte Auswahl wird aber definitiv auch gut satt. Außerdem lohnt es sich finanziell auf jeden Fall, da Lebensmittel prinzipiell eher teuer sind, da Vieles importiert wird.
Ich habe vor Ort noch andere internationale Studis kennengelernt, die in plastischer Chirurgie, Chirurgie infantile, Medecine interne und Urgences pédiadriques gute Erfahrungen gemacht haben. In der Chirurgie digéstive waren die Erfahrungen leider eher nicht so positiv, es hängt aber auch immer sehr stark von den Assitenzärzt:innen ab, welche sehr regelmäßig rotieren, es lässt sich also nichts pauschal sagen.
Bei mir/uns war es zum Ende hin etwas nervig die benötigten Dokumente noch von der Uni unterschreiben zu lassen. Darum sollte man sich schon relativ frühzeitig kümmern und zumindest mal Kontakt aufnehmen. Die Uni ist in Saint-Pierre, wir sind dafür selbst nach Saint-Pierre gefahren, um die Dokumente abzuholen. Grundsätzlich schickt die Uni die Sachen aber auch per Post nach Deutschland, was uns etwas zu unsicher war. Am besten frühzeitig Kontakt aufnehmen, da in meinem Fall die Dokumente von der Dekanin unterschrieben werden muss und die nur 1mal pro Woche in der Uni vorbeikommt, es also durchaus etwas dauern kann.
Insgesamt war es kein absolutes Chill-Tertial (was angeblich in Saint-Pierre teilweise anders ist), allerdings habe ich mich definitiv auch nicht überarbeitet und durfte zum Beispiel über Weihnachten auch drei Wochen freinehmen, um die Insel zu erkunden. Alles in allem hatte ich wirklich ein tolles PJ-Tertial auf La Réunion, mit guten Erfahrungen, viel Freizeit und unvergesslichen Erlebnissen. Ich habe medizinisch einiges lernen können, insgesamt stand für mich aber Sprache, Freizeit und Natur im Vordergrund. Ein sehr cooles PJ-Tertial, was sich Niemand entgehen lassen sollte, die:der Lust darauf hat. Es lohnt sich also auch eine kurze Anfrage und mit etwas Glück klappt es auch nach der offiziellen Frist noch.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Bildgebung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Gipsanlage
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.13