PJ-Tertial Physikalische Medizin/Rehabilitation in Berner Klinik (7/2023 bis 9/2023)

Station(en)
Innere, Ortho, Neuro
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Die Berner Klinik ist eine der drei Rehakliniken im idyllischen Crans-Montana im Wallis und liegt sehr zentral in nähe des Bahnhofs/der Furniculaire.
Es ist eine zweisprachige Klinik, aktuell von Personal und Patienten her schon eher mehr französisch, aber auch viel deutsch.
Hier kann man sich sein Tertia für Innere Medizin, Neurologie oder Rehamedizin anerkennen lassen (Lehrklinik der Uni Bern, diese stempeln am Ende die Bescheinigung mit ab es gibt von dort aus keine Äquivalenzbescheinigungen mehr).
Ich habe mein letztes Tertia dort verbracht und es mir als Rehmedizin-Wahlfach anerkennen lassen. Insgesamt kann ich es hier für ein halbes Tertia auf jeden Fall empfehlen! :-)
Die Ankunft am ersten Arbeitstag ist etwas chaotisch, wenn man nicht am Monatsanfang kommt (da gibt es strukturierte Einführungstage durch die Personalabteilung). Bei mir gab es weder Badge noch Namensschild PC Zugänge etc, konnte dann aber alles organisiert werden. Die Personalabteilung ist an sich im Vergleich zum Spital in der deutschsprachigen Schweiz wo ich vorher war sehr chaotisch und unzuverlässig. Am Ende fällt doch viel auf die Assistenten zurück zwecks Einarbeitung und Orga von neuen Mitarbeitern.
Generell werdet ihr lernen, dass die Uhren in der Clinique Bernoise etwas langsamer ticken, es ist ja auch eine Rehaklinik :-)

Es gibt 5 Stockwerke in der Klinik: 1+2 Innere Medizin und Ortho, 3+4 Neuro, 5 Psychosomatik. Insgesamt also eine medizinisch sehr breit aufgestellte Klinik. Ich habe die erste Woche in der Neuro verbracht, in der wohl ärztlicherseits immer unterbesetzt ist. Hohe Arbeitslast (wobei es subjektiv auch meine erste Woche war) und viele Patienten mit MS und Parkinson und Stroke aber auch alle anderen möglichen Neuro Sachen. Die Klinik durch den Chef sehr spezialisiert auf Parkinson, der vorherige Chef hat viel MS gemacht. Es wird viel Wert auf den guten und ausführlichen Neuro-Status bei Aufnahme gemacht. Der Chef ist Neurologe, dann gibt es noch 2 Oberärztinnen und 1 Facharzt.
Ich habe dann für den Rest der Zeit in die Innere/Ortho gewechselt., was mir insgesamt gut gefallen hat.
Generell ist der Tagesablauf im ganzen Haus so:
08.00 Huddle/Übergabe mit Pflege Medizin und Therapeuten,
08.15. Morgenbesprechung, danach im Anschluss kurze Fortbildung (Mo Journal Club, Di und Mi Fortbildung durch Oberarzt oder ein Pharmazeut aus Sierre kommt um die Medis der Pat. zu checken, Fr Zoom Neuro Fortbildung, generell sind die Fortbildungen schon eher neurologisch und fallen auch öfter aus)
danach immer Zeit für einen kurzen Kaffee und Frühstück bis ca. 9.30 Uhr
9.30-12.00: 1x die Woche Assistenzarzt Visite seiner Pat, 1x die Woche Reha Rapport (kurze Besprechung Pat und alle beteiligten Berufsgruppen, in der jeder berichtet und dann gemeinsam geschaut wird ob eine Verlängerung nötig ist, ansonsten Kardex Visite mit der Pflege oder Bürokratie und Arztbriefe
12.00-14.00 Zeit für Mittagessen und spätestens ab 14.00 Aufnahmen, je nachdem wie viele anstehen in seiner Zone macht man auch welche für seine Kollegen falls diese viele haben
16.00 Rapport Kaderarzt Assistent Pflege und Therapeut in dem die Aufnahme vorgestellt und besprochen wird, dann nochmal gemeinsam kurz zum Patienten
17.00 Nachmittagsbesprechung mit Übergabe der Neuaufnahmen und Besonderheiten für den Dienst
17.30 theoretisch Ende für die Unterassistenten, praktisch trinkt man meistens noch Kaffee mit den Assistenten und arbeitet danach weiter falls man seine Aufnahme vorher nicht fertig bekommen hat

Mir hat das Spektrum in der Inneren Medizin gut gefallen, viel onkologische Reha, spannend fand ich immer die Patienten die mit seitenlangen Arztbriefen und Vorgeschichten aus dem Inselspital kommen. Nach und nach kann man auch selber Aufnahmen machen und bei Urlaub/Krankheit von Assistenten (was sehr schnell/oft vorkommt) eine Stationszone nehmen und managen. selber Patienten aufnehmen, den Eintritt und die ganze Bürokratie fertig machen und diesen dann bis zum Ende betreuen und den Arztbrief schreiben war eine gute Erfahrung, auch wenn es in der Reha natürlich keine Interventionen etc gibt hatte ich das Gefühl mehr praktisch zu machen und zu lernen als in meinem Innere Tertia vorher in der deutschsprachigen Schweiz, wo man doch eher passiv gestellt war als UA.
Dann auch viel Ortho, Hüft und Knie TEPS und Prothesenfrakturen etc. Diese Patienten waren meist deutlich unkomplizierter als die Innere Pat.
Auch Long-Covid und Dekompensationen Kardial kamen öfters vor.
Als Arzt in der Rehaklinik ist man auch eher ein Verwalter/Manager der den Überblick behalten muss. Die wirkliche Arbeit passiert dann in der Vielzahl von Therapien: Physiotherapie, Sporttherapie, Ergo, Logo, Aqua, Hippotherapie, Kunst, Musiktherapie, Psychologie usw... Die Therapeuten sind ein junges und kompetentes Team die wirklich gute Arbeit machen. Man kann auch bei Interesse jegliche Therapien mit anschauen und z.B. nach dem man eine Aufnahme gemacht hat am nächsten Tag die Aufnahme durch die Physiotherapeuten anschauen.

Insgesamt kann ich ein halbes Tertia hier wirklich jedem empfehlen, egal ob man Internist oder Chirurg oder ganz was anderes machen möchte, in der Reha ist für jeden was dabei und man kann, wenn man möchte, sehr selbstständig arbeiten. Es gibt keinen PJ-Unterricht, wobei es den in der Klinik in der ich vorher in der Schweiz war auch nicht gab. Man kann sich aber nach Absprache gut freinehmen wenn man auf einen Kongress oder eine Fortbildung fahren möchte.
Das einzige "störende" waren die organisatorischen Herausforderungen der Klinik, wobei diese ei als nen Unterassistent auch nicht wirklich betreffen.Die BKM gibt es schon sehr lange, aber es gibt ständig Personalwechsel und natürlich auch Personalmangel. Assistenzärzte bleiben max. 1 Jahr da. Auf Oberarztseite ist es leider auch zu wenig, in der Neuro geht es irgendwie, aber für Innere und Ortho gab es bis jetzt nur einen Oberarzt, was sehr wenig ist und sich dann natürlich auf die Betreuung auswirkt (man ist oft einfach auch alleine unterwegs und kann Sachen erst am nachmittag klären, strukturierte Visiten mit OA gibt es nicht, eher so ein Learning bei Doing und Probleme nebenher klären). Zurzeit wird auch versucht viel zu ändern und zu verbessern, die Assistenten kämpfen z.b. dafür dass die Rufbereitschaften als Arbeitszeit am WE umgewandelt werde.

Das Team unter den Ärzten ist je nach Besetzung sehr spannend, ich hatte eine gute und lustige Zeit mit den Assistenten, einige Franzosen/Deutsche/Portugiesen. Einige darunter Psychiater, die 1 Jahr Somatik als Anerkennung machen. Bei den Oberärzten ist menschlich auch alles mögliche dabei... ;)
Man kann als Unterassistent kostenlos im Grenouilles neben der Klinik wohnen, falls es heisst man soll zahlen darauf beharren und sagen die vorherigen UAs mussten auch nicht zahlen! Dort teilt man sich Küche und Bad auf einem Stock. Viele Therapeuten und Pfleger wohnen dort.
Gehalt für die Schweiz mit 930 brutto eher wenig, aber da man die 345 Fr fürs Zimmer nicht zahlen muss und der Mittagsteller "nur" 7 Fr kostet kommt man gut über die Runden.

Generell ist das Personal der Klinik sehr familiär, von der Cafeteria übers Sekretariat bis hin zu Therapeuten Ärzten Verwaltung etc. Je länger man da ist, desto schneller kennen einen dann auch alle und desto schwerer fällt der Abschied am Ende ;)

Aber nun zum viel wichtigeren Aspekt: Crans Montana und das Wallis, eine traumhafte Region!! Ich war im Sommer da, das heisst wandern wandern wandern und viel draussen sein. Wer Rennrad oder Mountainbike fährt wird hier auch eine Traumwelt vorfinden. Es ist einfach etwas besonderes, so hoch in den Bergen zu wohnen. Ich habe auch einige Ausflüge in der Umgebung gemacht, der Lac Leman mit Montreux Lausanne und Genf ist einfach nur traumhaft. Wenn man im Winter kommt ist man mitten im Skiparadies und kann es sich auch bestimmt gut gehen lassen. Crans Montana und darunter dann Sierre usw ist auch ein sehr schönes Weingebiet, es gab einige Feste und immer gut Raclette, Wein, Fondue...
Die französischsprachige Schweiz habe ich als unglaublich offen und freundlich empfunden, v.a. auch deutlich entspannter als die deutschsprachige Schweiz.

Zum Thema Sprache, Französisch Vorkenntnisse sind natürlich Gold wert, aber ich unbedingt Voraussetzung. Schulfranzösisch reicht auch aus und man kann es dann vor Ort wieder gut auffrischen. Wie gesagt ist Deutsch auch offiziell Sprache in der Klinik, auch wenn zurzeit französisch im Vordergrund steht. Kommunikation und Briefe etc kann man auch auf deutsch machen wenn man möchte.

Ab nach Crans Montana mit euch, ihr werdet es nicht bereuen! ich kann es fürs PJ nur empfehlen, denke danach kommt man nicht mehr einfach so in eine Rehaklinik und schon gar nicht in diese tolle Region der Schweiz! Profitez-bien!
Bewerbung
relativ kurzfristig ganzjährig möglich, im Winter durch das Skigebiet wohl mehr UAs/schneller die Stellen besetzt
am besten übers Sekretariat bewerben: med.sekretariat@bernerklinik.ch
oder direkt über die Ärzte siehe Homepage
nicht über die Personalabteilung, die ist sehr chaotisch und es dauert ewig!
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
930

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
4
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.87