PJ-Tertial Anästhesiologie in Hospital Vozandes (4/2023 bis 6/2023)

Station(en)
OP
Einsatzbereiche
OP
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Organisation:
Ich war für mein Chirurige Tertial in Südamerika und leider wurde mir in einem anderen Krankenhaus kurzfristig abgesagt. Da ich keine Lust hatte frühzeitig nach Europa zurückzukommen, habe ich mich an sehr vielen Krankenhäusern in sehr vielen Ländern beworben. Die Bewerbungsprozesse sind auf dem gesamten Kontinent immer etwas mühselig, sprich man muss ewig auf Antwort warten, nachhaken, mega viele Unterlagen hinschicken usw. Da muss man die Koordination und vor allem Fr. Dr. Gaibor im Hospital Vozandes echt loben. Sie hat super schnell geantwortet. Hat alles superschnell und toll organisiert. Für die Bewerbung wird verlangt: Motivationsschreiben, Schreiben der Uni dass Sie die Bewerbung unterstützt, Lebenslauf, Passkopie, Uni-Noten, Spanisch Zertifikat auf B2 Niveau (ich hab einen Kurs an der Uni gemacht, hat gereicht), Impfzertifikat (Covid, Hepatitis B, Gelbfieber), Reiseversicherung. (Klingt erst mal viel, aber wenn man sich an mehreren Krankenhäusern in Südamerika bewirbt, merkt man, dass man ca. immer das Gleiche braucht.
Eigentlich wollte ich Allgemeinchirurgie machen. Da waren aber alle Plätze bereits belegt, weshalb ich auf der Anästhesie gelandet bin, worüber ich im Nachhinein sehr froh bin. Ein unglaublich wichtiger Punkt ist, dass ihr in Ecuador IMMER an einer ecuadorianischen Uni eingeschrieben sein müsst, sonst dürft ihr im Krankenhaus nichts machen außer zuschauen. Aber Dra. Gaibor hat das für mich erledigt, was dann ganz cool war, weil ich an Uni Veranstaltungen usw. teilnehmen durfte. Ihr müsst allerdings auch die Uniform von dieser Uni kaufen und die war bei mir schon teuer (80$). Dazu kommt, dass das Vozandes Studiengebühren verlangt (150$ im Monat). Das ist natürlich schon blöd, es gibt gutes Essen dafür, aber ich denke man kann für ganz Ecuador sagen, dass man schon privilegiert sein muss, um Medizin zu studieren.

Das PJ in Ecuador:
Wie bei uns findet das letzte Jahr des ecuatorianischen Medizinstudiums komplett im Krankenhaus statt. Die Studierenden heißen dann "medico interno rotativo". Sie haben also schon sowas wie einen Status als Arzt, machen das gesamte Jahr in einem Krankenhaus und rotieren dabei auf verschiedene Abteilungen. Diese Zeit gilt in Ecuador als besonders "grausam", wenn man so will. Die internos werden ziemlich ausgebeutet, müssen fast nur bürokratischen Zeug machen und werden daneben noch die ganze Zeit geprüft. 2-3 Nachtdienste pro Woche sind normal und danach haben sie keinen Tag frei. Klingt erstmal ziemlich blöd, ist es wahrscheinlich auch, aber Austauschstudierende müssen das im Vozandes Gott sei Dank nicht machen. Am Anfang spricht man lange mit Fr. Dr. Gaibor und legt eine Kernarbeitszeit fest, bei mir warens schlussendlich 40h/Woche. Außerdem ist das Ansehen der PJler sehr sehr Fachrichtungsabhängig. Ganz schlimm fand ich hattens die auf der Chirurgie, Unfallchirurgie und den inneren Fächern. Bei mir auf der Anesthesio war es sehr entspannt, um ehrlich zu sein. Ich habe gar keinen Nachtdienst gemacht. Obwohl ich das sicher hätte tun können, hätte ich gefragt.

Anästhesie:
Das Vozandes ist ein kleines privates Krankenhaus im Norden Quitos (sicherere Gegend als der Süden). Trotz der geringen Größe decken sie eigentlich so ziemlich alle Bereiche der allgemeinen Versorgung ab. Es gibt 4 OP Säle und es läuft eigentlich wirklich von Allgemeinchirurgie, Neuro, Uro, Gyn, Herz usw. alles. Und das macht die Rotation in der Anästhesie natürlich besonders cool, dass man bei allen Bereichen dabei sein kann. Insgesamt gibt es 3-4 Assistenzärzte und am Anfang lief es so, dass ich mich einfach immer bei demjenigen drangehängt habe, der/die bei der spannendsten OP eingeteilt war. Dann bereitet man zusammen den OP Saal vor, checkt das Beatmungsgerät, zieht die Medikamente auf und monitorisiert den Patienten. Irgendwann kommt dann der Anästhesist dazu und man macht zusammen die Einleitung. Da ist es natürlich sehr abhängig, wer der Arzt/die Ärztin ist. Es hat auch ein bisschen gedauert, bis sie mich kennengelernt hatten, aber dann durfte ich wirklich viel machen. Intubieren, Spinalanästhesie, die Medis dosieren usw. An manchen Tagen jettet man auch irre viel durchs Krankenhaus und macht Prä Anästhesie Visiten. Ich fands insgesamt eine sehr spannende Erfahrung.
Ach ja ohne Spanisch kommt ihr nicht weit. Sie haben mir erzählt, dass sie manchmal auch Studierende (vor allem aus den USA) haben die gar kein Spanisch sprechen, aber es klang nicht so, als hätten die viel von der Erfahrung gehabt. In ganz Südamerika spricht man wenn nur sehr gebrochen Englisch, also Spanisch ist echt ein Muss und Voraussetzung dafür, dass man neben einer tollen Reiseerfahrung auch medizinisch viel mitnehmen kann. Weil das gesamte Team der Anästhesie ist wirklich irre bemüht, teaching zu machen. Ich glaube auf dem Level hab ich das in Europa noch nicht erlebt. Zusätzlich gibt es dann noch 2 Forbildungen pro Woche. Die finden manchmal z.B. im teuersten Sushi Restaurant der Stadt statt und der Chef lädt die gesamte Abteilung ein. Schon sehr witzig.

Team/Menschen/Land
Ecuador ist wahrscheinlich das Land mit den freundlichsten, herzlichsten Menschen auf der ganzen Welt. Alle freuen sich extrem, dass man da ist. Wollen einem alles zeigen . Laden einen sofort zu sich nachhause zum Essen ein. Das war im Krankenhaus und auch außerhalb wirklich schön. Quito ist auch sehr schön auf fast 3000m Höhe gelegten, inmitten von Vulkanen und da das Land so klein ist, kann man wunderbar Wochenendsausflüge machen und vom Amazonas, bis zur Pazifikküste, bis zu den Galapagos Inseln wirklich cooles Zeug erleben. Einziges Kontra dabei ist die Sicherheitslage im Land. In Quito gehts dahingehend noch. In der Nacht spazieren geht aber nicht. Immer Taxi oder Uber. Im Bus muss man irre auf seine Sachen aufpassen. Das ist schon sehr traurig.

Fazit
Würde die Erfahrung allen empfehlen. Es hat irre viel Spaß gemacht. Ich habe wirklich das Gefühl in den 2 Monaten ein neues Land tiefgreifend kennengelernt zu haben und auch im Vozandes war es eine wunderbare Erfahrung, die ich niemals vergessen werde. Auch medizinisch hat sich das Tertial absolut gelohnt!
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Braunülen legen
EKGs
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.73