PJ-Tertial Chirurgie in Kantonsspital Baden (3/2023 bis 7/2023)

Station(en)
Urologie, Orthopädie/Unfallchirurgie, Visceralchirurgie, Notfall
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, OP, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Lage:
Die Klinik befindet sich einige Kilometer außerhalb von Baden im Vorort Dättwil direkt am Autobahnzubringer. Hinter dem Wohnheim befindet sich der Friedhof, vor dem Wohnheim der Klinikkomplex. Landschaftlich hat die Region nicht viel zu bieten, einige Kilometer weiter befindet sich das AKW des Kantons, daher bekommt man bei Zuzug Jod-Tabletten. Das Hochgebirge ist ca. 90 bis 120 Minuten entfernt. Zürich und Umgebung erreicht man innerhalb von 30 Minuten mit den Öffis.
Anmeldung:
Die Anmeldung in der Stadt ist sehr umständlich, das heißt man muss sehr viele Unterlagen einreichen (in Bern reichte lediglich der Personalausweiß aus). Denkt außerdem an die originale Geburtsurkunde. Im Anschluss folgte die Ausstellung der Aufenthaltsbewilligung – L durch den Migrationsdienst. Den Ausweis erhielt ich erst nach 2 Monaten, da die Gemeinde Baden meine Unterlagen nicht an den Migrationsdienst übermittelt hatte. Die Aufenthaltsbewilligung kostet ca. 80 CHF. Bei Anmeldung wird man außerdem verpflichtet einen Antrag auf Befreiung der Krankenversicherungspflicht zu stellen, bei welchem man wieder sehr viele Unterlagen einreichen muss. Dann wird individuell entschieden, ob man sich in der Schweiz krankenversichern muss oder nicht (gilt auch wenn man in Deutschland krankenversichert ist und eine Zusatzversicherung für die Schweiz hat). Ob eine Befreiung erfolgt wird individuell entschieden. Weiterführend ist man verpflichtet GEZ zu zahlen. Diese beträgt ca. 350 CHF pro Jahr. Wir haben dagegen Einspruch eingelegt und lediglich den Anteil für 4 Monate bezahlt.
Die Eröffnung eines Schweizer-Kontos ist außerdem zu empfehlen, soweit man keine Schweizer Iban besitzt (Personen aus Bayer und BaWü bekommen diese häufig). Ansonsten überweist das Spital das Geld auf das deutsche Konto, was Gebühren von Seiten des Spitals und der Bank mit sich bringt. Ich kann die UBS als Bank empfehlen.
Wohnheim:
Das Wohnheim befindet sich direkt bei der Klinik. Man erhält ein Einzelzimmer, welches mit Bad/Dusche und Küche (Waschbecken, eine Herdplatte und Kühlschrank) ausgestattet ist. Besteck/Geschirr/Kochutensilien sind nicht vorhanden und müssen mitgebracht werden. Bei Einzug fällt eine Reinigungspauschale von 230 CHF an. Die monatliche Miete beläuft sich auf 450 CHF.
Meine Wohnung war bei Einzug dreckig (Bad: Scharmhaare, Staub auf dem Boden, Toilette dreckig) und roch nach Zigarettenrauch. Nach Beschwerde wurde mir immerhin die halbe Reinigungspauschale erstattet. Während des Tertials kam es zu einem Wasserschaden in der Wohnung über mir. Es entstanden Schimmelflecken in Bad und Küche. Diese wurde einmal übergestrichen, kamen jedoch schnell wieder und sollten dann nach meinem Auszug beseitigt werden. Der Boden besteht aus Teppich, was für ein Wohnheim vielleicht etwas ungünstig ist. So kam es dazu, dass sich auch nach mehrmaligen saugen immer mal wieder Haare der Vormieter zwischen meinen Zehen verfingen.
PKW:
Bei Anreise mit PKW muss man einen Parkplatz im Parkhaus der Klinik buchen. Dieser kostet pro Monat 100 CHF.
Freizeit:
Fitnessstudios kosten bei Monatsabschlüssen zwischen 80 CHF und 150 CHF pro Monat. Die Mitbenutzung des Physioraums in der Klinik kostet als „Sonderangebot“ für Mitarbeiter ca. 100 CHF pro Monat. Mitarbeitergesundheit wird hier ganz großgeschrieben.
Tertial:
Eigentlich bekommt man zu Beginn einen Tutor. Dies funktioniert aber nicht so gut. Unseren Tutor bekamen wir erst nach ca. 5 Wochen. Und auch danach ist es nicht sehr hilfreich, da man häufig rotiert und der Tutor (Assistenzarzt/-ärztin) auch meist stark ausgelastet ist.
Man rotiert zwischen Uro, Visceralchirurgie, Orthopädie/Unfallchirurgie und dem Notfall. Die Rotation auf den jeweiligen Fachbereich wird teilweise auch nochmal gesplittet, sodass man dann z.B. 3 Wochen Ortho, 4 Wochen Visceralchirurgie und dann nochmal 2 Wochen Ortho hat.
Einsatz in der Uro sind ca. 1 bis 2 Wochen. Als UHU bereitet man die Patienten für die nächsten Tage vor und stellt diese im Nachmittagsrapport vor. Ansonsten kann man bei Untersuchungen zuschauen und bei Schwester Heidemarie und Tamara DK`s legen.
In der Ortho ist man zwischen 5 und 8 Wochen. Auch hier bereitet man die aufzunehmenden Patienten vor und ist sonst viel im OP. Einige Assistenten waren motiviert etwas beizubringen. Jedoch waren Sie selber häufig stark eingespannt, weshalb Sie nur selten dazu kamen. Man kann auf Visite mit gehen und in der Ambulanz an den Sprechstunden teilnehmen. Man ist jedoch nicht fest im Stationsalltag eingeplant und somit außen vor. Ansonsten ist man wie gesagt sehr viel im OP....meistens Hüften von morgens bis abends…primär um Haken und Fresse zu halten. Nähen war so gut wie gar nicht möglich. Zumeist operieren die OA`s oder der Chef, teils auch mit Assistenten. Es besteht keine Motivation den UHU`s etwas beizubringen. Fragen werden meist mit Ja und Nein genervt abgetan. Der einzige bei dem man wirklich etwas beigebracht bekommen hat war der Belegarzt aus Dättwil. Alles in Allem ist die Ortho eine herbe Enttäuschung.
Einsatz auf der Visceralchirurgie auch etwa 5 bis 8 Wochen. Dienstags soll ein Journal Club stattfinden, welcher jedoch häufig ausfiel. Auch hier bereitet man die Patienten für den Folgetag vor und stellt diese im Nachmittagsrapport vor. Hier bitte jeweiligen OP`s und Krankheitsbilder nachlesen, da der stellvertretende Chef Dr. Schneider oft Rückfragen beim Rapport stellt. Man läuft auf Visite mit und ist regelmäßig im OP. Auch hier ist man nicht fest im Stationsalltag eingeplant. Im OP Haken halten, auf Nachfrage ist aber auch ab und zu nähen möglich. Einige OA`s sind hier motiviert etwas beizubringen. Somit bezüglich der Lehre besser als in der Ortho.
Auf dem Notfall ist man zwischen 1 und 3 Wochen. Dieser Abschnitt war mit Abstand am lehrreichsten. Auch hier ist man leider nicht fester Bestandteil des Teams, jedoch darf man praktisch viel selbstständig arbeiten (nähen, Patientenanamnese/-untersuchung, Arztbriefe schreiben, Sono, etc.). Jeden Mittag gegen 15 Uhr gibt es eine kurze Fortbildung. Man kann zwischen Früh-, Mittel-, und Spätdienst wählen.
Während des Tertials ist man außerdem im Dienstsystem mit eingeplant. Man übernimmt Pikett-Dienste, unter der Woche von 18 Uhr bis 7 Uhr am Folgetag, am Wochenende von 18 Uhr am Freitag bis am Montag um 7 Uhr. Je nachdem wieviel UHU`s in der Chirurgie sind hat man pro Monat 1 bis 3 Wochenenddienste und 4 bis 8 Dienste unter der Woche. Die Pikett-Dienste werden mittlerweile geringfügig bezahlt, wenn man gerufen wird. Andere Häuser zahlen pauschal pro Picket zwischen 50 und 80 CHF. Dies ist jedoch hier leider nicht annähernd der Fall.
Die vertraglich festgelegte Wochenarbeitszeit beträgt im KSB wie auch in den meisten anderen Spitälern in der Schweiz 50 Std., welche man auch größtenteils ableistet. Rechnet man die Picket Dienste mit, werden es auch mal 60 bis 70 Std. die Woche.
Essen kann man mittags in der Mensa. Für Mitarbeiter kostet ein kleiner Teller 6,30 CHF und ein großer Teller 8,30 CHF; das Buffet wird pro 100 g berechnet und ist wesentlich teurer. Das Essen war gut, Buffet natürlich etwas hochwertiger. Kaffee kostet für Mitarbeiter 1,80 CHF.
Zusammenfassung:
Für mich war das Chirurgie Tertial im KSB eine totale Enttäuschung.
Erst einmal waren die Rahmenbedingungen nicht optimal um es vorsichtig auszudrücken.
Die Rotationen in der Klinik waren viel zu kurz und zu häufig. Dadurch kannte man die Patienten nie wirklich und das Personal kannte einen kaum, weshalb man auch nicht viel machen durfte. Zumeist war man einfach nur der Hakenhalter.
Eine Lehre in der Chirurgie im KSB ist nicht existent! Dies ist sehr traurig für ein Lehrspital der Uni Zürich. Es gibt keine Weiterbildungen (nicht mal für die Assistenten), was wirklich sehr befremdlich ist. Praktisches Arbeiten, was der Hauptgrund für mich war, in die Schweiz zu gehen, ist hier nicht möglich!
Ich kann jedem, der chirurgisch nur ein wenig Interesse hat etwas zu lernen, empfehlen sich ein anderes Spital zu suchen!
Finanziell: 1500 CHF brutto in den ersten drei Monate, ab dem vierten Monat 1800 CHF brutto. Sozialabgaben/Quellensteuer ca. 150 CHF bis 200 CHF pro Monat. Dazu kommen noch monatlich ca. 510 CHF Miete inkl. Reinigungspauschale, 100 CHF Parkhaus, 180 bis 230 CHF für Mittagessen/Kaffee in der Mensa, ca. 30 CHF GEZ, ca. 20 CHF Aufenthaltsbewilligung. Es bleibt also weniger über als man denkt.
Bewerbung
2 Jahre vorher via Email.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1.-3. Monat 1500 CHF, ab den 4. Monat 1800 CHF
Gebühren in EUR
Pro Monat: Sozialabgaben/Quellensteuer ca. 150 CHF - 200 CHF, ca. 510 CHF Miete inkl. Reinigungspauschale, 100 CHF Parkhaus, 180 - 230 CHF für Mittagessen/Kaffee in der Mensa, ca. 30 CHF GEZ, ca. 20 CHF Aufenthaltsbewilligung, Insgesamt also ca. 850 CHF/M. ohne Mittag/Kaffee

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
6
Betreuung
6
Freizeit
4
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.47