PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Krankenhaus Bruneck (3/2023 bis 7/2023)

Station(en)
Chirurgische Station
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Aachen
Kommentar
Südtirol war eigentlich meine Option B, da ich mein Chirurgie-Tertial gerne in England absolviert hätte. Als ich da nach monatelanger Planung, Absagen bzw. unkonkreten Aussagen einfach nur gefrustet war, verlief die Planung für mein Tertial in Südtirol erfrischend leicht und unkompliziert. Frau Neumair kümmert sich super um einen und hat eine Liste mit möglichen Unterkünften parat (ich hab das erste WG-Zimmer bekommen, das ich angeschrieben habe, also alles recht easy. Viele der anderen PJler haben ein Zimmer beim Grafen oder Professor gemietet und dort zusammen gewohnt, das war auch ganz praktisch. Ich hab eine WG vorgezogen, damit man noch andere Studis in Bruneck kennenlernt.)
Wer 4 Monate hier absolviert, sollte die Bewerbung für Erasmus+ nicht vergessen, denn vom Krankenhaus gibt es leider keine finanzelle Vergütung. Bei Erasmus+ ist Frau Neumair auch eine super Hilfestellung. Im Allgemeinen managed sie die ganze Kommunikation mit der Uni Verona und ich musste mich eigentlich nur um meine Uni und mein LPA kümmern.

Aber nun zum spannenden Part - dem PJ-Tertial:
Ich war zunächst allein als Studentin auf der Allgemeinchirurgie eingeteilt. Beginn um 7:45 Uhr mit einer Morgenbesprechung und ausgezeichnetem Kaffee - jede Woche gibt es einen neuen Rotationsplan und es wurde mir freigestellt, mit welchem Arzt bzw. welcher Ärztin ich mitlaufe bzw. ob ich in die Notaufnahme ("Erste Hilfe"), Ambulanz oder in den OP möchte. Von Anfang an wird dir von den Ärzt:innen selbst abgeraten, auf Station zu gehen: "Da lernst du doch nichts!" - Blutentnahme, Zugänge legen und Verbandswechsel, etc. ist da nämlich pflegerische Tätigkeit. Alle Ärzt:innen sind sehr nett und bemüht, dass man sich wohl fühlt. Wie viel man schlussendlich macht, hängt dann eigentlich von einem selbst ab. Ich für meinen Teil will keine Chirurgie machen, wollte aber dennoch in den 4 Monaten zumindest ein bisschen was lernen also war ich häufig in der Ersten Hilfe, habe FAST-Sonos gemacht, Wunden genäht und nach dem gefühlt 9329 leichtem SHT nach Ski-/Fahrradsturz kann man die Patient:innen dann auch easy selbstbetreuen. Die Ärzt:innen sind alle zweisprachig (deutsch + italienisch), manche sprechen zstl. ladinisch. Auch die meisten Patient:innen sprechen deutsch, eben südtiroler Dialekt - manchmal fand ich da sogar italienisch besser verständlich, aber man gewöhnt sich schnell daran :) Kommunikation war für mich eigentlich nie das Problem, auch mit meinen A1-Italienischkenntnissen. Ich habe auch einen Italienisch-Kurs an der VHS in Bruneck belegt, das kann ich nur empfehlen, aber notwendig ist es nicht.
Wenn die Ärzt:innen dich im OP brauchen, kannst du auch immer Fragen stellen. Der Primar hat sehr geduldig meine Fragen beantwortet und sich auch nach der OP Zeit genommen, mir Dinge zu erklären - das Geheimnis hier: einfach fragen! Ich glaube, wenn ich nicht von mir aus gefragt hätte, wäre das zwar nicht negativ aufgefallen, aber ich hätte definitiv weniger gelernt.
Wenn es in der Allgemeinchirurgie mal etwas ruhiger zuging, bin ich zu den Orthopäden/UCH gegangen und konnte dort in der Ersten Hilfe oder im OP zuschauen. Dort war zur gleichen Zeit eine andere PJ-Studentin und wir konnten auch mal tauschen. Im Verlauf sind noch weitere PJler dazugekommen, sodass wir uns alle etwas eingeteilt haben. Dann mussten wir nicht alle jeden Tag da sein, sondern konnten auch mal unter der Woche frei nehmen. Als PJler teilt man sich außerdem mit dem/der Assistenzarzt/ärztin aus Verona die Wochenendrufbereitschaft zum OP-Hakendienst (Sa und So von 08:00-20:00 Uhr). Meist wird man gar nicht reingerufen, man kann natürlich immer freiwillig kommen und in der Notaufnahme beim Nähen, etc. helfen. Dafür darf man sich im Ausgleich unter der Woche freinehmen. Allgemein sind die Ärzt:innen sehr entspannt, wenn man mal früher gehen will oder nicht kommen kann (insb. natürlich dann, wenn ein anderer Studi zur gleichen Zeit da ist). In der Regel bekommt man noch gute Wander-/Radfahr-/Skifahrtipps und Empfehlungen für gute Almen im Umkreis. "Wenn du jetzt gehst, schaffst du die Wanderung heute noch." oder "Du musst nochmal auf die Piste - komm doch morgen einfach erst später." sind zwei der Aussagen, die man wohl so in Deutschland nicht zu hören bekommt.
Auch wenn es mal Lehrlauf in Ambulanz oder der Ersten Hilfe gibt, wird man von den Ärzt:innen zur Krankenhausbar mitgenommen und es gibt leckeren Macchiato spendiert.
Ein großer Pluspunkt ist außerdem das Mittagessen, was für uns Pjler kostenlos ist - jeden Tag Primi Piatti, Secondi Piatti, Desert und Salatbuffet - ein wahres Schlaraffenland, wenn man die deutsche Mensalandschaft gewohnt ist.

Als Chirurgie-Tertial kann ich Bruneck nur empfehlen. Ich hab medizinische Skills verbessern können und neu gelernt, z.B. Nähen, FAST-Sono, Kameraführung bei Lap.-Eingriffen, Phlebektomien bei Varizen-OPs, etc.. Ich hatte aber auch eine sehr entspannte Zeit (häufig Feierabend um 14 Uhr, zu Beginn viel Skifahren, später viele tolle Wanderungen, leckere Pizza in der Keller Pizzeria oder Rienzbräu, Aperitivos im Komoot und Rauchenbichler).
Bewerbung
Ich habe mich 6-7 Monate im Voraus bei allen Krankenhäusern in Südtirol beworben. Alle haben schnell geantwortet (teilweise noch am gleichen Tag). In Bruneck habe ich die vollen 4 Monate bekommen, da jemand abgesprungen ist (es lohnt sich also auch "kurz vorher" anzufragen oder sich auf eine Warteliste setzen zu lassen. In Brixen und Meran hätte ich nur 2 Monate bekommen und in Bozen war schon alles weg.
Frau Neumair ist die Ansprechpartnerin in Bruneck und kümmert sich sehr gut um einen. Sie antwortet schnell und hat alle Infos parat ob zur Anerkennung des Studierendenstatus, Äquivalenzbescheinigung, Erasmus+ oder zur Wohnung. Kurz nachdem ich ankam wurde ein neues System für Praktikabewerbung eingeführt. Nun läuft das alles über eine website, mehr weiß ich dazu leider nicht. Ich würde aber empfehlen, sich früher zu bewerben um sicher einen Platz zu bekommen.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Mitoperieren
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Eigene Patienten betreuen
Notaufnahme
Poliklinik
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
540€ Erasmus+ / sonst 0€

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13