PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hospital Universitario Marques de Valdecilla (3/2023 bis 7/2023)

Station(en)
Torre B, 6° Planta
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Halle
Kommentar
Mein Tertial in der Cirugía General y Digestivo (CGD) des Hospital Marqués de Valdecilla (HUMV) in Santander habe ich sehr genossen. Das HUMV ist eine der modernsten Kliniken Spaniens und top-ausgestattet. Die CGD hat täglich etwa 4 OP-Säle im Betrieb + Notfallsaal.
Von den Kollegen wurde ich sehr schnell integriert, sie haben mir sofort viel erklärt und sich für das Studium in Deutschland interessiert. Schließlich wurde ich sogar zum Feierabend-Bierchen eingeladen.
Insgesamt habe ich die gleichen Arbeitszeiten wie Assistenzärzt:innen (08:00 - 15:00) gehabt, auch wenn diese häufig länger geblieben sind und mich schon nach Hause entlassen haben. Nach der Frühbesprechung um 8 Uhr läuft man auf der Morgenvisite mit oder begleitet den Urgencias-Dienst in die Notaufnahme oder geht mit in den OP, man kann sich relativ frei einteilen. Es gab einen groben Rotationsplan (pro Monat eine andere Abteilung Gastro-Ösophago / Leber-Pankreas / bariatrische Chirugie / Kolorektal), aber ich bin trotzdem auch mal in andere OPs gegangen, wenn das spannender war.
Da es für Studierende des sechsten Studienjahres keine klaren Aufgaben gibt, habe ich viel hospitiert v.a. im OP, aber auch in den Sprechstunden, wo man dann auch etwas entspannter mit den Ärzt:innen quatschen konnte.
Typische deutsche PJ-Aufgaben, wie Blutentnahmen und Flexülen macht in Spanien die Pflege, Sonografie die Radiologie. Teilweise durfte ich auch 2. Assistenz im OP sein. Insgesamt ist man deutlich weniger eingebunden als in Deutschland und alles ist eher fakultativ und auf freiwilliger Basis. Deswegen fühlt es sich zeitweise auch eher wie eine Famulatur und weniger wie ein PJ an, v.a. auch da man eher Gast ist, als dass man fest eingeplant wird.
Besonders spannend war meine nächtliche Teilnahme an einer postmortalen Organentnahme mit anschließender Pankreastransplantation. Tatsächlich wird in Spanien viel transplantiert und in der Abteilung werden auch regelmäßig Lebertransplantationen durchgeführt, da muss man nur mal nachfragen.
Als negativer Aspekt kann angeführt werden, dass ich kaum meine praktischen Fähigkeiten anwenden konnte oder eigenständig Patienten behandeln konnte.

Ich habe im Vorfeld einen Sprachkurs über meine Heimat-Uni absolviert, bis zu einem Niveau von B2. Ein entsprechendes Niveau (wenigstens B1) ist auch empfehlenswert, da ein Großteil der Spanier wenig und ungern Englisch spricht und man nur mit Spanisch gut teilhaben kann. Deswegen ist auch meist die erste Frage, ob man Spanisch versteht. Nach den ersten Wochen hat man sich dann auch daran gewöhnt und kann sich ganz gut in Gespräche einbringen. Man sollte sich aber auch noch etwas mit den wichtigsten Floskeln (typ. Anamnesefragen und Aufforderungen) und medizinischen Bezeichnungen (Organe, Körperteile) auseinandersetzen.
Es gibt von der Universidad de Valencia ein gutes Merkblatt für Medizinstudierende, mit den wichtigsten Begriffen: (https://www.uv.es/miointercanvi/Manual%20de%20espa%C3%B1ol%20m%C3%A9dico%20para%20estudiantes%20de%20medicina)

Eine Wohnung habe ich über die Seite emancipia.es gefunden, es handelt sich dabei um ein Start-Up der Universidad de Cantabria, welches WGs vermittelt. Das hat alles relativ komplikationsfrei geklappt und ich habe dann mit zwei Franzosen und einem Italiener zusammengewohnt. Auf jeden Fall sollte man aufpassen, da es auf dem freien Wohnungsmarkt oft vorkommt, dass Wohnungen gar nicht existieren und man nach Überweisen der Kaution den Vermieter nicht mehr auffinden kann. Also sollte man sich vorher in jedem Fall die Wohnung zeigen lassen oder Kontakt mit den Mitbewohnern suchen.
Empfehlenswert ist auch, Kontakt zum Erasmus Student Network zu suchen (es gibt eine WA-Gruppe für alle), da diese sehr rege Veranstaltungen organisieren, wo man andere ausländische Studierende kennenlernen kann.

Nicht zuletzt die Umgebung ist sehr reizvoll, der Norden Spaniens ist quasi dauergrün mit mildem Wetter (trotz 40°C im Süden Spaniens hatten wir nur 25-30°C im Norden). Santander ist eher kompakt und hat mehrere große Strände (und Surfspots), die man vom Klinikum in 20 min mit dem Bus erreicht und in ca. 1 Stunde ist man mit Auto auch in den Bergen, sodass man ein sehr spannungsreicher Umfeld hat. Die sehenswerten Städte Bilbao, Oviedo, Llanes sind alle gut mit dem Bus zu erreichen und wem nach Wandern ist, der kann auch ein Stück des Küsten-Jakobsweges pilgern, der durch Santander führt.
Bewerbung
Die Bewerbung erfolgt direkt bei den Jefes de Servicio Julio Castillo (cgdcdj@humv.es) und Juan Carlos Rodriguez San Juan (juancarlos.rodriguez@unican.es).
Die beiden vermitteln dann auch den Kontakt zum Dekanat für alle weiteren organisatorischen Dinge.
Sicherlich kann man auch andere Abteilungen anschreiben, wenn man Interesse an einer anderen Fachrichtung hat.

Kleiner Orga-Hinweis: Man ist verpflichtet, seinen Wohnsitz in Spanien anzumelden, das geht relativ einfach im Rathaus mit dem Mietvertrag.
Bei einem Aufenthalt länger als 3 Monate muss man sich zudem als Ausländer eintragen lassen, das geht problemlos bei der Policía Nacional (am besten vorher schon das folgende Formular ausfüllen: Solicitud de inscripción en el Registro Central de Extranjeros_Residencia ciudadano de la UE (Formulario EX18)).

Traut euch, die Erfahrung lohnt sich. Ich habe in meinem Tertial so viele unglaubliche Erfahrungen gesammelt.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Poliklinik
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Gehalt in EUR
von der Klinik keins, man kann aber eine Erasmus-Praktikumsförderung beantragen

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.6