PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Groote Schuur Hospital (3/2023 bis 5/2023)

Station(en)
Acute Care Surgery, Endocrine Surgery, Breast Surgery, Colorectal Surgery, Hepatobilliar Surgery
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station, Diagnostik
Heimatuni
Saarbruecken
Kommentar
Das PJ in Kapstadt war anders als alles, was ich bisher in meine Famulaturen erlebt habe. Das Groote Schuur Hospital (GSH) hat einen sehr guten Ruf in Afrika wie auch auf der ganzen Welt und zeichnet sich durch exzellent geschultes Personal sowie einer guten und modernen Ausstattung aus. Auch wenn der Putz an manchen Stellen abblättert, wird die Produktivität dadurch keineswegs geschmälert. Anders als in anderen Krankenhäusern wie dem Mitchells Plain oder dem Victoria Hospital erhalten auch hier Kassenpatienten eine erstklassige Versorgung. Wer also nach einem westlich eingerichteten Krankenhaus mit internationalen Standards sucht, wird im GSH definitiv glücklich werden.

Krankenhaus:
Ich hatte mich für mein chirurgisches Tertial für 2 Monate im GSH beworben und wurde in die Allgemeinchirurgie eingeteilt. Im Nachhinein ein total Glücksfall! Die Allgemeinchirurgie ist in 6 Stationen unterteilt und hat jeweils einen Head of Unit, quasi einen Mini-Chefarzt. Alle 2 Wochen durfte ich auf eine andere Station wechseln, damit alle Studenten jeweils das Maximum aus ihrer Zeit herausholen konnten. Auf der Station selbst ist man immer gerne gesehen, aber man muss sich auch selbst einbringen und aktiv nach Aufgaben et. fragen. Insgesamt ist das Arbeitsklima sehr entspannt, ganz nach dem Motto "alles kann, nichts muss". Die OPs sind wirklich sagenhaft, wenn man sich höflich den Oberärzten ("Consultants") aufdrängt und wissbegierig bleibt, nehmen sie einen mit an den Tisch und erklären einem alles. Alle sind super freundlich und freuen sich, wenn auch mal jemand aus Deutschland vorbeischaut und helfen will.
Tatsächlich sind die Ärzte von ihrem Wissensstand her topfit, auch die UCT Studenten sind deutlich praktischer ausgebildet worden als wir, was man im Alltag sehr schnell merkt. Aber lasst euch davon nicht unterkriegen, an praktischer Erfahrung mangelt es dort unten wirklich nicht ;)!
Ich durfte in der Zeit viel assistieren, war eigentlich nur im OP und durfte kleinere OPs auch mal unter Anleitung selbst durchführen (bspw. Amputationen von Zehen). Auch nähen darf man hier viel, wenn man nachfragt!

Empfehlungen fürs PJ:
Generell gab es schon sehr große Unterschiede zwischen den Krankenhäusern. Das GSH hat einen unglaublich hohen Standard, weil es das Aushängeschild von Südafrika ist. An den anderen Krankenhäusern herrscht oft Ressourcenmangel, auch Stromausfälle sind dort häufiger. Die schwierigen Fälle werden meist an das GSH geschickt, weil dort einfach die besten Bedingungen für eine geeignete Therapie vorliegen. An den umliegenden Krankenhäusern wird vielmehr die Erstversorgung gewährleistet. Wer also viele Schuss-/Stichwunden, Autounfälle etc. sehen möchte, sollte am besten ans Mitchells Plain oder ans Khayelitsha Hospital gehen. Im GSH hat auch die plastische Chirurgie einen sehr guten Ruf unter den Studenten. Innere Medizin würde ich generell nicht empfehlen, da es kaum Unterschiede zu Deutschland gibt und die Chirurgie einfach deutlich mehr zu bieten hat :).

Freizeit:
Wo fängt man da an? Kapstadt ist eine Stadt, die alles hat. Egal, ob man surfen oder wandern möchte, lieber auf Safari oder gut essen gehen möchte, Kapstadt bietet einem alles und noch viel mehr. Ich habe in den 8 Wochen für 1 Woche die Garden Route erkundet und bin dann in Port Elizabeth wieder zurück nach Kapstadt geflogen, frei musste ich mir dafür nicht nehmen. Surfen gehen in Muizenberg Beach kostet 7 Euro für Wetsuit und 1,5h surfen. Das Essen ist für uns Wessis sehr günstig, ich habe nur selten selbst gekocht, weil es quasi keinen finanziellen Unterschied gemacht hat.

Tipps:
Sucht euch schnell Freunde! Am ersten Tag gibt es eine Einführungsveranstaltung für alle elective students, tauscht da Nummern aus :). Zusammen macht alles viel mehr Spaß! Ansonsten lohnt es sich, eine große Powerbank mitzunehmen. In Südafrika gibt es Loadshedding, der Strom fällt dann kontrolliert für mehrere Stunden am Tag aus. Es gibt eine App (ESP), wo ihr nachschauen könnt, wann es keinen Strom gibt. Packt euch sonst noch einen südafrikanischen Reiseadapter ein. Und denkt an eine gute, wasserdichte Jacke! In Kapstadt schlägt das Wetter schnell um. Packt lieber zu warm als zu kalt ein, T-Shirts kann man immer noch shoppen gehen. Mein Fleece-Pullover hat mir da unten wirklich das Leben gerettet. Wenn ihr euch ein Auto mieten wollt, ist Ulf Car Rentals eine gute und günstige Anlaufstelle. Wenn ihr euch nicht traut, da unten links zu fahren, ist Uber auch sehr günstig. Ich hatte selbst kein Auto und habe mich beim ubern immer sehr sicher gefühlt.

Wohnen:
Wenn ihr im Geh anfangt, lohnt es sich, direkt in Observatory zu wohnen, dann ist das Krankenhaus fußläufig zu erreichen. Die Freelandlodge ist teuer, aber man wohnt dort auch sehr sicher. Ansonsten gibt es noch in der 14 Howe Street in Observatory eine gute Möglichkeit zu wohnen, auch in der 3 Park Villa Road in Observatory. Die Links zu den Wohnungen findet ihr entweder in der Facebook Gruppe oder ansonsten auch direkt im Internet :D.

Sicherheit:
Nachts sollte man nicht alleine durch die Straßen laufen. Leider ist die Kriminalität in Kapstadt sehr hoch, weshalb es sich immer empfiehlt, als Gruppe unterwegs zu sein. Unternehmt nichts alleine, und bestellt euch am besten immer eine Uber. Lasst euch direkt vor eurem Haus abholen und direkt an eurem Ziel absetzen. Wenn man sich an die typischen Grundregeln hält (keine Wertgegenstände offen tragen, unruhige Gebiete meiden, etc.), passiert einem auch nichts. Ich selbst habe mich in den 2 Monaten, die ich dort war, nicht ein einziges Mal bedroht gefühlt. Ich habe aber auch mitbekommen, dass es anderen Studenten leider etwas anders erging. Gerade als Frau würde ich dort unten wirklich schauen, dass ich nicht alleine unterwegs bin.

Fazit:
Das Tertial in Kapstadt ist das, was man daraus macht. Ich selbst habe unglaublich viele wertvolle Erfahrungen sammeln können und bin da unten ein gutes Stück eigenständiger und verantwortungsvoller geworden. Leben würde ich da unten nicht wollen, aber für 2 Monate war es einfach eine wilde Zeit. Ich kann es jedem nur empfehlen, sich für den langen Urlaub im PJ in Kapstadt zu entscheiden.
Bewerbung
Ca. 1,5-2 Jahre im Voraus, näheres zur Bewerbung lässt sich auf der UCT Website für elective students finden :).
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Notaufnahme
Chirurgische Wundversorgung
Mitoperieren
Gipsanlage
Braunülen legen
Patienten untersuchen
EKGs
Poliklinik
Eigene Patienten betreuen
Punktionen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
ca. 900 Euro pro Monat

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.33