Neurologie: Ich kann jedem, der sich für Neurologie interessiert sehr empfehlen hier sein PJ zu verbringen. Das Team ist unglaublich nett, man wird vom ersten Tag an integriert und darf so viel machen, wie man sich zutraut. Prof. Hansen ist äußerst engagiert und nimmt sich fast täglich Zeit für Unterricht, Konsile oder Sprechstunde mit den Studierenden. Der Unterricht ist eine optimale Vorbereitung fürs Staatsexamen und allgemein sehr lehrreich und praxisorientiert. Teils war es schwer sich zu entscheiden wo man zuerst hingehen möchte. Ausgestattet ist man mit Telefon, Schlüsseln und PC-Zugangsdaten mit (fast-) Assistenzarztrechten (ausgenommen Physiotherapie ist Medikamente ansetzen, Konsile stellen, Bildgebung anmelden alles möglich).
Die Stationsarbeit ist sehr divers. Von Alltäglichem, wie Rückenschmerzen und Anfällen bis Myasthenie, ALS und Chorea wird alles betreut und man bekommt einen breiten Einblick in die Krankheitsbilder, die die Neurologie zu bieten hat. Hier hat man die Möglichkeit eigene Patienten zu betreuen und komplett selbstständig mit den Oberärzten Rücksprache zu halten. Dabei waren stets auch alle anderen Stationsärzte ansprechbar, wenn man mal eine schnelle Frage hatte. Auch Liquorpunktionen stehen regelmäßig an und mir wurde bis auf wenige Ausnahmen fast immer angeboten diese unter Aufsicht selbst zu machen, sodass ich diese gegen Ende beinahe routinemäßig durchführte. Blutentnahmen oder Flexülen musste ich grundsätzlich nicht machen und wenn wurde ich in der Regel gefragt ob ich gerade dafür Zeit hätte.
Es wird darauf geachtet, dass man durch alle Stationen, also Normalstation, Stroke-Unit und Notaufnahme rotiert. Die Dauer der jeweiligen Rotationen ist jedoch frei einteilbar und abgesehen von den eigenen Wünschen höchstens von den anderen Studierenden abhängig, mit denen man sich einigen muss.
In der Notaufnahme kann man auch sehr selbstständig arbeiten, das Untersuchen üben und sich über weitere Diagnostik Gedanken machen. Hier hatte ich meiner Meinung nach in der kürzesten Zeit den größten Lerneffekt und viele Aha-Momente, die mir dann auch sehr in der Stationsarbeit geholfen haben, weil viele Entscheidungen und Verläufe auf einmal nachvollziehbar waren.
Die Stroke-Unit ist vielleicht der Bereich in dem man am wenigsten selber machen kann, dafür auf jeden Fall spannend durch die Schockräume und man kann viele Patienten über einen längeren Zeitraum betreuen und wirklich große Fortschritte sehen.
Arbeitszeiten und Fehltage: 8-16:30, es kann durchaus sein, dass man nochmal gegen 16 Uhr zum Unterricht angerufen wird. Jedoch war es auch kein Problem, wenn ich geplant mal früher gehen musste (Termine, Zugfahrten), wenn ich Bescheid gegeben habe. Krankheitsbedingte Fehltage wurden, wenn ich das durch die anderen PJler richtig mitbekommen habe, nicht als Fehltage aufgeschrieben. Seine Fehltage, Dienste und FZA musste man selbst in eine Liste, die man am Ende der Personalabteilung abgeben musste, eintragen. Durch Teilnahme an Diensten kann man freie Tage bekommen. Unter der Woche gibt es nach dem regulären Frühdienst den Longdienst (bis 20 Uhr) für den es einen Tag gibt, für einen Wochenend- oder Feiertagsdienst (8-16 oder 12-20 Uhr) gibt es 2 freie Tage. Man darf maximal 5 Dienste machen.
Organisation: Durchweg gut organisiert. Am ersten Tag wurde man durch die Personalabteilung in Empfang genommen, bekam direkt alle Zugangsdaten fürs PC-System, Wäscherei, etc. und diverse Schulungen (Hygiene, Strahlenschutz…) In der ersten Woche fand auch direkt eine EDV-Schulung statt, was ich sehr gut fand, gerade wenn man noch nie mit Medico gearbeitet hat und sich so nicht alle Informationen und Funktionen mühsam zusammensuchen muss.
Unterkunft und Verpflegung: Ich hatte die Unterkunft für das erste Tertial etwa zwei Monate vorher telefonisch angefragt und bekam direkt eine Zusage. Schlüssel konnte man problemlos an der Rezeption abholen. Es gibt das ehemalige Schwesternwohnheim, wo die PJler und Hospitanten untergebracht sind und 2er-WGs. Im Schwesternwohnheim gibt es 11 Zimmer, die zu keinem Zeitpunkt während meines Aufenthaltes voll belegt waren. Es gibt 2 Küchen und 2 Bäder und Duschen auf dem Flur. Diese werden durch einen Reinigungsdienst gesäubert. Die Küchen sind gerätetechnisch gut ausgestattet, haben allerdings wenig Geschirr und Kochutensilien, es lohnt sich also diese mitzubringen. Die Zimmer sind relativ groß und sind mit Bett, Schreibtisch, Schränken und Waschbecken ausgestattet. Großer Vorteil ist definitiv auch, dass man über einen Flur direkt mit der Klinik verbunden ist und so einen denkbar kurzen Arbeitsweg hat.
Man bekommt ein kostenloses Essen pro Tag, entweder Mittag oder Frühstück. Inkludiert waren das Hauptgericht, Salatbar, Getränke (kalt und heiß) und Nachtisch. Das Essen fand ich in Ordnung. Als Vegetarier muss man manchmal etwas basteln, aber es war nie ein Problem sich sein Essen aus den verschiedenen Menüs zusammenzuschustern. Zusätzlich kann man sich auch immer Pommes oder eine Ofenkartoffel bestellen.
Zusammenfassend: Sehr gute Prüfungsvorbereitung! Sehr gute Vorbereitung aufs ärztliche Arbeiten. Tolles und hilfreiches Team, flache Hierarchien und ein angenehmes, wertschätzendes Umfeld.
Kostenloses Essen, Unterkunft, 420€ Bezahlung.