Ich war auf der ausgangsregulierten Akut-Station 31. Dort waren vor allem Patient*Innen mit paranoider Schizophrenie, bipolarer affektiver Störung mit manischer Episode, akuter schwerer Suizidalität oder emotional instabiler Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs. Es lag entweder eine akute Eigen- oder Fremdgefährdung vor, viele der Patient*Innen waren nach Berliner Psych KG oder BGB richterlich untergebracht, z.T. bei Bewilligung einer Zwangsmedikation.
Am ersten Tag meines Tertials wurde ich von der Sekretärin und vom Chefarzt der Abteilung freundlich in Empfang genommen und nach der großen gemeinsamen Morgenbesprechung (Vorstellung der Fälle durch Spät- und Nachtdienst) um 8:15 Uhr von den Assistenzärzten der 31 eingesammelt und mit auf Station genommen.
Kurz darauf begann auch schon die wöchentliche oberärztliche Visite, bei der ich einen guten Eindruck von den derzeitigen Patienten auf Station bekam. In den ersten Tagen war ich zunächst noch ziemlich beeindruckt von den Abläufen auf einer geschlossenen psychiatrischen Akutstation und den stark ausgeprägten psychiatrischen Krankheitsbildern, aber habe mich durch die Assistenzärzte, die Oberärztin und das restliche Stationsteam sofort sehr willkommen gefühlt und wurde sehr gut in den Stationsalltag eingeführt.
Team: Alle sind sehr lieb und offen, ich habe mich sehr gut betreut, integriert und wertgeschätzt gefühlt, was nach Erfahrungen in Famulaturen oder anderen PJ-Tertialen absolut nicht selbstverständlich ist. Besonders wichtig zu erwähnen ist auch, dass schwierige/gefährliche Situationen mit Patient*Innen wie z.B. Fixierungs-Situationen immer im Team oder auch persönlich nachbesprochen werden konnten.
Zweimal hat auch ein Gespräch mit dem Chefarzt stattgefunden, einmal in der Mitte und dann am Ende des Tertials, wobei ich über meine Erfahrungen sprechen konnte bzw. Raum für Fragen/Veränderungen war.
Aufgaben: Die Assistenzärzt*Innen freuen sich wenn man die morgendlichen oder über den Tag anfallenden BEs (selten auch mal Flexülen) übernimmt, es wird nicht erwartet, aber sehr gewertschätzt. Sonst ist man sehr frei bei der Aufgabenwahl, kann die Assistenzärzt*Innen zu vielen spannenden Dingen wie z.B. therapeutischen Einzelgesprächen, richterlichen Anhörungen, Konsilen auf den somatischen Stationen, Elektrokrampftherapie, Hausbesuchen im Rahmen der StäB begleiten, Fragen stellen & immer wieder eigene Gespräche übernehmen.
Unter der sehr guten Anleitung des ärztlichen Teams habe ich viel gelernt über den Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmezuständen, die verschiedenen Psychopathologien, das Erstellen psychopathologischer Befunde, das Führen therapeutischer Einzelgespräche, das Erheben einer ausführlichen, geordneten Anamnese und über therapeutische und medikamentöse Behandlungsstrategien. Außerdem wurde ich beim selbstständigen Schreiben psychiatrischer Arztbriefe, ärztlichen Stellungsnahmen, Anträge auf Zwangsmedikation etc. angeleitet.
Zeitig wurde mir Eigenverantwortung übertragen und ich durfte unter Supervision der Assistenzärzt*Innen und der Oberärztin eigene Patient*Innen betreuen und mir die Behandlungsstrategie überlegen und auch sonst wurde meine Meinung oder meine Ideen sehr wertgeschätzt.
Besonders spannend war auch das Deeskalationstraining, an dem ich teilnehmen konnte und ich war auch mehrmals zusammen mit den Assistenzärzten der Station in der psychiatrischen Rettungsstelle des Krankenhauses, wo ich auch sehr viel über die Ersteinschätzung und Umgang mit Akutsituationen lernen konnte.
Tagesablauf: Blutentnahmen, Übergabe durch die Pflegenden an die Ärzt*Innen, Frühbesprechung (Zoom/1x wöchentlich in Präsenz) mit der gesamten Abteilung, Stationsalltag (Morgenrunde, Aufnahmen, Einzelgespräche, richterliche Anhörungen, Untersuchungen, Kurvenvisite usw.) Unternehmungen mit Patient*Innen (Einkaufen, Spazieren, Tischtennisspielen, Backen etc.)
gemeinsames Mittagessen meist mit allen Assistenzärzt*Innen & Psycholog*Innen der anderen Stationen
1x wöchentlich: oberärztliche Visite, Teamsitzung, Backen mit Patient*Innen, Kuchenrunde, ausführliche Besprechung der StäB -Pat. (stationsäquivalente Behandlung)
Sonstiges: eigener orbis-Zugang, 4,10 € Zuschuss zum Mittagessen, Arbeiten in privater Kleidung bzw. gestellten Kittel
PJ-Fortbildung: 1x wöchentlich im KFH, leider Pflicht, so habe ich immer die Weiterbildung für die Assistenzärzt*Innen verpasst, die sicherlich spannender gewesen wäre.
Ich kann die psychiatrische Abteilung des KAU sehr empfehlen! Ich hatte ein sehr schönes, abwechslungs- und lehrreiches Tertial, in dem ich das akutpsychiatrische Arbeiten in einem sehr lieben multiprofessionellen Team kennenlernen durfte! Ich bin allen und vor allem dem Team der 31 sehr dankbar für die tolle Erfahrung!
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Ursprünglich hatte ich einen Platz in der Psychiatrie am Vivantes Krankenhaus Friedrichshain, da die beiden Krankenhäuser aber eine gemeinsame Abteilung der Psychiatrie bilden und im KFH nur die Tagesklinik ist, habe ich mein gesamtes Tertial im KAU absolviert und war sehr zufrieden über diese Zuteilung!
(Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, einen Teil in der TK zu absolvieren.)
Derzeitig gibt es jeweils nur einen Platz am KFH und KAU, allerdings könnten meiner Meinung nach in der großen psychiatrischen Abteilung des KAU weitere PJ-Plätze geschaffen werden.