Am CCV wird man als chirurgischer PJler als gratis Blutentnahme-Kraft gesehen und darf ab und an mal Haken halten. Soweit nichts Neues, aber in der Ausprägung fand ich es schon erschreckend. Ich war auf der Station 18/19, die Abdominalchirurgie macht. An sich sehr spannende und komplexe Fälle, die in der Betreuung viel Lehrpotential haben. Leider wird man als PJ in ein eigenes Arztzimmer, komplett unabhängig von den Stationsärzt*innen gesteckt. Nachdem man die morgendlichen BEs fertig hat, wird dann irgendwann ein Zettel reingereicht mit weiteren Aufgaben. Drainagen ziehen, noch eine Viggo legen etc. Man muss mehrfach aktiv fragen, um auf Visite mitgenommen zu werden, die dann relativ schnell abgehandelt wird. Ärztliche Entscheidungsfindung, Clinical Reasoning und die klassische Stationsarbeit bekommt man so überhaupt nicht mit. Jede Motivation wird so von Beginn an im Keim erstickt. Die Assistenzärzt*innen auf Station sind meist zeitlich selbst überfordert und haben keine Zeit, sich um die PJs zu kümmern. Interdisziplinäres Arbeiten zwischen Pflege und ärztlichem Team, Sozialarbeiter*innen und weiteren Heilberufen habe ich in der Zeit überhaupt nicht mitbekommen. Zwischenzeitlich waren wir über 10 PJs und Famulant*innen. Das war menschlich zwar sehr nett, aber man hat entsprechend noch weniger machen können.
Im OP kann man sehr coole Sachen sehen, einige Chirurg*innen erklären auch auf Nachfrage etwas, wirklich motiviert in der Lehre sind aber wie wenigsten.
Ein kleines Glanzlicht war die Zeit in der Rettungsstelle. Hier waren die Assistenz- und Oberärzt*innen super nett, man sieht regelmäßig sehr krasse Schockräume (CCV ist überregionales Traumazentrum) und darf Patient*innen auch selbst untersuchen und dann vorstellen. Leider gehen Rotationen immer nur zwei Wochen, aber alles in allem war das definitiv die beste Zeit. Wirklich viel Lehre darf man auch hier nicht erwarten, aber wenn etwas Luft ist und man beharrlich genug fragt, bekommt man ein paar Sachen erklärt.