Ich habe mich -insbesondere- in der Allgemeinchirurgie überhaupt nicht integriert gefühlt. Es gibt keine Wertschätzung für Aufgaben, die man den Stationsärzten abnimmt. Der Ton ist überwiegend schroff und befehlsartig. Man wird behandelt wie ein Bediensteter, der die unliebsamen Aufgaben (Termine vereinbaren, Botendienste, Arztbriefe schreiben) übernehmen soll ohne etwas in Frage zu stellen. Die Stimmung ist oft hektisch, gestresst und bisweilen einfach unprofessionell. Wichtige Informationen, insbesondere zwischen der Pflege und der Ärzteschaft) gehen unter, da in den allermeisten Fälle keine interdisziplinäre Übergabe stattfindet und während die Visite nur in Ausnahmefällen eine Pflegekraft anwesend ist. Ein Dienstende nach 16:30 Uhr ist oft an der Tagesordnung. Der Lerneffekt für PJler ist gleich Null. Es wird einem während der Visite nichts erklärt, sondern wird wie Luft behandelt. Man hat das Gefühl, dass man eigentlich dabei stört und stattdessen lieber Blut abnehmen oder Haken halten soll. Ich habe schon in vielen Fachbereichen gearbeitet, aber noch nie habe ich eine derart unorganisierte Station kennengelernt wie die Allgemeinchirurgie. Für verfasste Arztbriefe gibt es nie eine konstruktive Kritik, so dass man nie weiss, was man besser machen kann beim nächsten Mal. Ich war die ganze Zeit frustriert und schlecht gelaunt, weil ich nichts gelernt habe. Zugänge legen hat mir persönlich Spaß gemacht, aber es ist so, dass man als PJler meistens nur dann dazu "gebeten" wird, wenn der/die Pat. schlechte Venenverhältnisse hat, so dass man sich schnell überfordert und im Stich gelassen fühlt. Ich finde, dass so etwas nicht sein darf, insbesondere da es sich um ein Universitätsklinikum handelt. PJ-Studierende sind sollten nicht den Personalmangel ausbaden, sondern im letzten Abschnitt des Studiums unabdingbare praktische Fertigkeiten lernen, die für die weitere ärztliche Laufbahn von Bedeutung sind. Ich sehe enormen Optimierungsbedarf, zugunsten aller, denn letztlich leidet die Patientenversorgung darunter.
