PJ-Tertial Chirurgie in Spital Herisau (2/2009 bis 5/2009)

Station(en)
4. Stock, 5. Stock
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Essen
Kommentar
Ich habe mich dazu entschlossen, mein Chirurgie-Tertial in der Schweiz zu absolvieren, und bin so per Zufall nach Herisau gekommen. Das Spital verfügt etwa über 50 chirurgische Betten der Viszeralchirurgie, Traumatologie, Gefäßchirurgie, Orthopädie, Handchirurgie, HNO, Wirbelsäulenchirurgie und Urologie. Das Team dort besteht aus einem Chef- und einem Leitenden Arzt für Chirurgie, zwei Oberärzten und sechs Assistenzärzten, einem Leitenden Arzt der Orthopädie und vielen Belegärzten der entsprechenden Fachbereiche sowie im Normalfall vier Unterassistenten.

Hauptaufgabe in der Chirurgie war natürlich das Assistieren im OP, wobei man häufig als erste oder zweite Assistenz eingesetzt wurde. In den OP-Plan durften wir Unterassistenten uns selbstständig einteilen, sodass jeder seinen Wünschen und Neigungen entsprechend im OP sein konnte. Natürlich war die Hauptaufgabe das „Haken halten“ (aber was will ein Unterassistent denn auch erwarten???), allerdings durfte man je nach Operateur auch oft Nähen, wenn man sich auch nur einigermaßen geschickt angestellt hat. Wer Interesse gezeigt hat, dem wurde auch sehr viel erklärt, und der durfte im OP bei kleineren Dingen auch mal selber Hand anlegen (z.B. Ligaturen, Appendektomien).
Wer nicht im OP war, konnte bei den Visiten mitgehen oder manchmal auch selber Patienten bei der Visite vorstellen.
Auf der Station war es unsere Aufgabe, die Patienten aufzunehmen, zu untersuchen und über die OPs aufzuklären, sodass man innerhalb kürzester Zeit sehr sicher wurde im Umgang mit Patienten und Angehörigen, vor allem aber auch in der Anamnese und der klinischen Untersuchung. Blutentnahmen, Flexülen legen und Verbandswechsel wurden von den Schwestern übernommen.
Ansprechpartner waren für uns die Assistenten, die eigentlich immer engagiert auf Fragen eingingen und Therapien und Untersuchungsplanungen erklärten, wenn man darum bat. Aber auch die Oberärzte waren meist sehr daran interessiert, dass man viel aus dieser Zeit mitnehmen konnte an Wissen und Erfahrung.
Nach einem bestimmten Schema (die Logik muss man nicht verstehen, aber darauf kommt es doch auch nicht an ;-) ) wurden die Patienten dem Chef- und dem Leitenden Arzt persönlich oder nur im nachmittäglichen Rapport vorgestellt. Durch deren genaues Nachfragen (was viele sehr nervte) lernte man sehr schnell, worauf es bei den entsprechenden Krankheiten ankam, welche Teile der klinischen Untersuchung wichtig waren, und worauf bei der Anamnese besonders eingegangen werden sollte.
Manchmal durfte man auf dem Notfall auch selbstständig die Wundversorgung durchführen.
Zu den eher unschönen Dingen gehörten die Statistiken, die wir für jeden Patienten ausfüllen mussten, aber das konnte man relativ schnell und unproblematisch erledigen, wenn man effektiv arbeitete.
Morgens gab es den Röntgenrapport für das gesamte Spital und nachmittags den Rapport der Chirurgen, an dem einzelne Patienten, Procedere und die OPs des Tages besprochen wurden.
Einmal in der Woche gab es eine Fortbildung für Hausärzte, an der wir teilnahmen, wenn die Zeit es zuließ. Alle 14 Tage gab es weiterhin für die chirurgischen Assistenten und Unterassistenten eine spezifische Fortbildung, die von Vorträgen zu alltäglichen Krankheiten und Vorfällen auf der Station oder dem Notfall (z.B. Divertikulose, SHT) über klinische Untersuchungen (bspw. Schulter) bis hin zu Nahtkursen sehr abwechslungsreich gestaltet waren.

Aufgrund des breiten Fächerangebotes, das operiert wurde und auf der Chirurgie stationär lag, habe ich in der Schweiz wahrscheinlich ein viel größeres Spektrum an Krankheiten gesehen, als ich in Deutschland jemals hätte mitbekommen können. Außerdem habe ich dort auch einige seltenere Eingriffe sehen können, die in Deutschland wahrscheinlich nur an einem Uni- oder Spezialklinikum durchgeführt werden.

Im Schnitt hatte jeder Unterassistent 2-3 Wochenenden Dienst innerhalb der gesamten Zeit sowie etwa 2 mal Bereitschaftsdienst pro Woche. Während dieser Dienste wurde man gerufen, um bei Not- und Dringlichkeits-OPs zu assistieren. Weiterhin musste man auf dem Notfall helfen, wenn dort viel zu tun war.
Für die Dienste wurde man durch freies Essen und kompensationsfrei wirklich gut entschädigt (was leider von einigen bis aufs Äußerste ausgenutzt wurde).

In der Regel konnte man zwischen 17 und 18 Uhr aus dem Spital gehen, wenn die Arbeit früher erledigt war, dann auch schon eher. Bis auf wenige Ausnahmen hatte man auch am Wochenende frei, sodass Skifahren (im Winter) und Wanderungen und Städtebesichtigungen (in den letzten Wochen) auf keinen Fall zu kurz kamen.

Das Zimmer im Wohnheim ist nicht das neueste, aber in einem guten Zustand. Badezimmer, Küche und Aufenthaltsraum können von den Bewohnern einer Etage gemeinsam genutzt werden. Das Wohnheim verfügt weiterhin über einen Außenpool und einen neu gemauerten Grill.

Zu den Assistenzärzten bestand ein sehr freundschaftliches Verhältnis (einige wohnten mit im Wohnheim), sodass wir auch abends und an dem Wochenenden häufiger zusammen etwas unternahmen.

Alles in allem war es eine wunderbare Zeit in Herisau. Ich habe viel gesehen und gelernt, ein neues Land mit seiner Vielfalt erfahren und viele neue Freunde gefunden. Es war eine sehr schöne Zeit, und ich bin wirklich traurig, dass Herisau nun Vergangenheit ist.

Ich kann die Stelle guten Gewissens allen Unterassistenten weiterempfehlen.
Bewerbung
ca. 16 Monate vorher
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Poliklinik
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
800 Euro
Gebühren in EUR
ca. 200 Euro für Zimmer, Internet und Parkplatz

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
3
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.27