Vorweg: Ich habe mein chirurgisches Tertial gesplittet. Eine Hälfte habe ich in Deutschland gemacht, während ich die andere Hälfte am Kantonsspital Luzern Wolhusen verbringen durfte.
Insgesamt hatte ich eine wirklich schöne Zeit dort und würde es auch sofort wieder machen. Hier habe ich meine Leidenschaft für Chirurgie entdeckt. Das Team ist einfach super herzlich - man fühlt sich gut integriert. Ich durfte weitaus mehr machen als in Deutschland, wurde auch jeden Tag in den OP eingeplant.
Die Ankunft war super organisiert. Super schnelle Antwortzeit bei Fragen per Telefon oder Email. Das Zimmer war sauber und hatte alles notwendige. Man hat sogar ein eigenes kleines Bad. Das Wohnhaus ist insgesamt etwas alt, dafür wird jedoch sehr auf einen ordentlichen Zustand geachtet.
Auch am 1. Arbeitstag wurde man gut aufgenommen. Die Sekretärin begrüßte einen morgens, man bekam alle wichtigen Dokumente und eine Einführung. Auch die Assistenzärzte achten sehr darauf, dass man sich wohl fühlt. In keinem meiner PJ-Tertiale habe ich mich so ins Team integriert gefühlt wie hier. Die Hierarchie ist sehr flach, mit Ausnahme der Chefärzte dutzt man sich.
Das Spital ist bekannt für seine orthopädischen Eingriffe, d.h. man wird viel bei Knie-TEPs und Hüft-TEPs eingeplant. Insgesamt wird man für alle chirurgischen Disziplinen (Unfallchirurgie, Orthopädie, Allgemeinchirurgie) in den OP Saal gebucht. Dadurch sieht man natürlich viel. Ich fand es besonders cool auch für Hand/Fuß-chirurgische OPs, Rhinoplastien und Vasektomien eingeplant zu werden. Sobald man etwas Vertrauen der Chirurgen gewonnen hat, darf man auch mehr als nur Haken halten.
Wenn man es sich zutraut und es möchte, kann bei Wochenenddiensten auch einen Teil der Station leiten und unter der Woche eigene Patienten betreuen - Visiten machen, Wundbegutachtung, Verschreibungen, Medikamentenanpassungen, Arztbriefe schreiben. Auch wenn mich dies anfangs sehr gefordert hat, habe ich viel davon gelernt - von wichtigen Procederen bis zur richtigen Prioritäten Setzung.
Unterricht gibt es theoretisch jede Woche 1x. Das muss man aber als Unterassistent aber auch aktiv einfordern. Wenn Unterricht zustande kommt, dann ist dieser auch wirklich gut. Habe dort einiges gelernt. 1x pro Woche gibt es eine Fernvideokonferenz mit einem Vortrag zu einem chirurgischen Thema, 1x pro Woche gibt es einen chirurgischen Vortrag vor Ort von einem der AA, OA oder Unterassistenten.
Die Vergütung im Luzerner Kantonsspital Wolhusen ist überdurchschnittlich im Vergleich zu den anderen Spitälern (1250 CHF monatlich - ohne die Abzüge), in denen ich in der Schweiz PJ Tertiale gemacht habe. Piquet-Dienste und Wochenenddienste werden zusätzlich vergütet. Die Zimmermiete wird vom Lohn abgezogen (370 CHF pro Monat).
Das einzige, was ich im chirurgischen Tertial in Deutschland mehr geübt habe, war die adäquate Wundversorgung - das macht in der Schweiz das Pflegeteam. Dafür muss man aber auch keine Blutentnahmen machen oder Viggos legen.
Freizeit mäßig gibt es in Wolhusen nicht sehr viel sehenswürdiges. Mit der Bahn kommt man aber in ca 20 min nach Luzern. Mit den AAs und OAs haben wir Unterassistenten auch viele unterschiedliche Freizeitaktivitäten unternommen: Raclette, Schlittenfahren und zusammen Fastnachtfeiern …
Für mich hat sich das PJ dort sehr gelohnt - würde es wieder machen.
