PJ-Tertial Unfallchirurgie in Universitaetsklinikum Regensburg (6/2021 bis 7/2022)

Station(en)
Normalstation
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Regensburg
Kommentar
Für alle die ihr komplettes chirurgisches Tertial am Universitätsklinikum Regensburg machen, gibt es vier Einsätze in Blocks zu je vier Wochen. Mit etwas Verspätung möchte ich kurz über meinen Unfallchirurgischen Einsatz schreiben - mit der Absicht die Studenten die mir folgen zu warnen. Man liest oft von Ausbeutung der Arbeitskraft im PJ - in dieser Abteilung trifft das leider den Nagel sehr genau auf den Kopf. Wenn ihr nicht unbedingt und ausdrücklich Unfallchirurgie machen wollt: Finger weg !!!

Der Morgen beginnt mit der Röntgenbesprechung. Wir haben uns vorgestellt und sind dann direkt für Station und OP aufgeteilt worden. Die Klinik würde tatsächlich ohne Studenten - besonders als Hakenhalter - überhaupt nicht laufen.

Teilweise werden die Studenten schon am OP-Plan berücksichtigt und es muss ein Student im Saal sein, wenn der Punkt anläuft. Das wird nur schwierig, wenn es weniger Studenten als laufende Säle gibt. Und wenn der letzte Student im OP verschwunden ist, dann kann man sich schon mal dumme Kommentare anhören, warum die Arbeit auf Station noch nicht gemacht ist. Namentlich sind das Assistenz bei Visite (natürlich kam am ersten Tag der Wurf ins kalte Wasser, wo niemand wirklich erklärt hat was wir machen müssen und was wichtig ist), Blutkulturen, Blutabnahme, diverse Botengänge. Die Ambulanz hat in den vier Wochen keiner der PJ-Studenten, die vor der Prüfung waren, von Innen gesehen.

Wer auf Station bleibt bekommt ein PJ-Telefon, für den Fall, dass noch jemand im OP gebraucht wird. Ablösen im OP wenn man sich nicht selber darum kümmert oder mit den anderen Studenten abspricht: Fehlanzeige. Ob man gern mal was zu Mittag essen möchte - interessiert nicht wirklich jemanden. Das gleiche gilt für Feierabend. Mir ist es einige Male passiert, dass der dann am späten Abend, weit nach der eigentlich üblichen Zeit war. Natürlich wird einem das üblicherweise gar nicht gedankt. Wir waren dankbarerweise eine ziemlich große Gruppe an Studenten und haben uns die Folgetage dann so zurechtgelegt, dass jemand eher heimgegangen ist, wenn vorher ein langer Tag fällig war. Die Operateure und Organisatoren hat das auch nie interessiert. Gut, dass die PJ-Verträge auf 40 Stunden pro Woche ausgelegt waren, hat sie im Zweifel auch nie interessiert. Es gab genau zwei Oberärzte, die während der OP viel erklärt haben und bei denen man etwas machen durfte - abgesehen von Haken halten. Für den Ausbau der Nahttechniken hat es dann doch noch etwas gereicht.

Insgesamt war der Lerneffekt gleich Null. Ich sollte einmal einen Patienten mit der Fragestellung eines Gewebsergusses schallen und musste mich dann fragen lassen, warum ich das nicht kann. Na wenn mir das jemals jemand gezeigt und erklärt hätte, dann würde das wohl funktionieren. Es gab einmal pro Woche eine Fortbildung - zumindest planmäßig. Die helfen nur nicht, wenn man im OP steht und nicht weg kann - was sehr oft der Fall ist. Abgesehen davon ist mindestens jede zweite ausgefallen. Mein Folgemonat war auf der operativen Intensivstation. Dort habe ich (ungelogen) an zwei Tagen so viel gelernt, wie in der Unfallchirurgie in den ganzen vier Woche - noch dazu wird die Arbeit des Studenten geschätzt und auf seine Fragen eingegangen.

Wie schon gesagt: Es war ein Monat, wo es schwierig ist Spaß zu haben und überhaupt aufs Examen vorbereitet zu werden. Die meisten der Assistenten waren nett, das Stationspersonal meganett, das wars dann aber auch schon - und kriegt die grauenhafte Organisation nicht aufgewogen. Und ohne Studenten läuft der Laden überhaupt nicht. Gipfel der Frechheit waren die Freitage - besonders der erste Freitag, den wir in der Abteilung gemacht haben. Da waren bei der Morgenbesprechung auffällig wenig Operateure anwesend, das Programm aber so voll wie immer. Die Lücken mussten dann natürlich die Studenten füllen. Ob und wann wir Feierabend haben, das hat die anwesenden Operateure selbstredend nicht interessiert.

Fazit: Finger weg, eure Arbeitskraft wird im wahrste Sinne des Wortes ausgebeutet und der Lerneffekt ist gleich Null. Wenn ihr unbedingt Unfallchirurgie machen wollte, dann sucht euch ein anderes Haus. Wenn ihr unbedingt Chirurgie in Regensburg machen wollt, dann sucht euch eine andere Abteilung. Die Intensivstation war wirklich top, die Allgemeinchirurgie immer noch nicht Spitzenklasse, aber um Lichtjahre besser. Die Chefin der Gefäßchirurgie hat nicht den nettesten Ruf um es mal vorsichtig auszudrücken, aber immerhin lernt man dort etwas. Die Notaufnahme soll zum Ausbau der Allroundskills nicht verkehrt sein, die habe ich leider selber nicht gesehen.

Last but not least: So wie die Oberärzte teilweise mit uns umgegangen sind, hätten sie uns beinahe dazu gebracht, Dekanat und Studiengangskoordination einen Besuch abzustatten und zu fragen, was die denn so davon halten. Spätestens beim Thema Arbeitszeitgesetz hört bei mir der Spaß leider auf. Habe ich nicht gemacht - im nachhinein bereue ich, dass ich es nicht gemacht hab.

Bewerbung
Keine - man wird vorher angeschrieben und gefragt, für welche Abteilungen im Bereich Chirurgie man sich interessiert. In der Regel wird der Wunsch dann auch erfüllt.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Botengänge (Nichtärztl.)
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Mitoperieren
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
500

Noten

Team/Station
5
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
6
Unterricht
5
Betreuung
5
Freizeit
6
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
6

Durchschnitt 5.4