PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Schön Klinik Neustadt (5/2022 bis 9/2022)

Station(en)
Station 49
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Luebeck
Kommentar
Das Chirurgietertial in Neustadt war mein erstes Tertial. Eigentlich wollte ich - ganz klassisch für Menschen, die sich eigentlich nicht in der Chirurgie sehen - Chirurgie ganz ans Ende setzen - der späte Zeitslot im PJ-Portal hat mir da aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Nachhinein bin ich mehr als glücklich, in Neustadt mein erstes Tertial machen zu dürfen und eine gewisse Begeisterung für die Chirurgie kann ich jetzt auch irgendwie nachvollziehen.

Zum Anfang: Man merkt von Anfang an, dass in der Abteilung die Ausbildung der PJler einen hohen Stellenwert hat. Es gibt ein Eingangs-/Zwischen- und Endgespräch mit dem Chefarzt sowie dem PJ-verantwortlichen Oberarzt. Zu Beginn bespricht man seine Erwartungen an das Tertial und definiert Ziele, die man erreichen möchte. Andererseits bekommt man auch mit, was von einem selbst erwartet wird. So gibt es z.B. einen OP-Katalog, an dem man sich orientieren kann und ab dem 2., spätestens 3. Tag wird erwartet, dass man ein eigenes Zimmer in der Morgenbesprechung vorstellt. Außerdem hält man irgendwann im Tertial einen Vortrag in der Frühbesprechung über ein zugeteiltes Thema.

Zu den OPs: Obwohl Neustadt nicht das größte Krankenhaus ist, kann man - finde ich- ziemlich viele OPs sehen. Es gibt sowohl allgemeinchirurgische, gefäßchirurgische, viszeralchirurgische als auch thoraxchirurgische Eingriffe. Während einer festgeplanten 4-Wöchigen Rotation kann man auch Erfahrungen in der Unfallchirurgie und Hand-/Brust-/Plastischen Chirurgie sammeln. Grundsätzlich werden PJler oft als Assistenzen mit in den OP-Plan eingeteilt - man kann aber auch einfach so mit andere OPs gehen und sich diese ggf. unsteril mit ansehen. Alle freuen sich, wenn man dazu kommt, auch die OP-Pflege ist sehr nett und zeigt einem viel. Auch das Zunähen und Knoten kommt nicht zu kurz - dabei hatte ich aber nie das Gefühl unter Druck gesetzt zu werden, alle wissen, dass man es übt und es ist nicht schlimm, wenn man etwas länger braucht. (Und vom Aufenthaltsraum im OP-Trakt gibt es einen Blick auf die Ostsee und einen kostenlosen Kaffee-Automaten:))

Zu der Station und der Ambulanz: Wenn man nicht mit in den OP geht, kann man in der Ambulanz viel eigenständig untersuchen. Oft ist es so, dass man schonmal zum Patienten vorgehen kann und Anamnese, Untersuchung und ggf. Sono machen kann. Auf Station kann man den Stationsarzt bei z.B. Verbandswechseln, oder bei Briefen usw. unterstützen. Auch die ein oder andere Blutentnahme war dabei - standardmäßig musste man es aber nicht machen und wenn doch, wurde so lieb gefragt, dass man es gern gemacht hat. Insgesamt war ich eher im OP und in der Ambulanz als auf Station.

Zu der Lehre und dem organisatorischen Drumrum:
Leider ist es in Neustadt sehr schwierig, eine Wohnung o.ä. gestellt zu bekommen. Auch die Entfernung zum Bahnhof (3,5km), die nicht wirklich passenden Ankunftszeiten des Zuges und eine Busverbindung vom Bahnhof zum Klinikum, die öfter ausfällt als fährt, machen es schwer, ohne Auto nach Neustadt zu kommen. Wir haben eine Fahrgemeinschaft aus Lübeck gegründet. Generell muss man aber davon ausgehen, dass das Gehalt für das Benzin drauf geht. Dafür gibt es einen kostenlosen großen Parkplatz vor Ort. Kleidung wurde uns gestellt, wir hatten auch Spinde und auf 3-4 PJler gab es 2 Telefone. Das Mittagessen ist kostenlos, man darf aber nicht zu viel erwarten.... Ist man zur Mittagszeit im OP, gibt es dort auch Suppe.
Es gibt 5 Studientage, die man während des Tertials nehmen kann. Dafür gibt es aber einige Regeln: Montags dürfen sie nicht genommen werden, da dort das Seminar stattfindet. Einen Studientag freitags zu nehmen wird auch nicht gern gesehen, aber hier waren bei triftigen Gründen Ausnahmen möglich. Generell kann man auch Dienste mitmachen. Diese dauern 24h, man bleibt also bis zur Morgenbesprechung des nächsten Tages und geht danach nach Hause. Zusätzlich zu diesem Freizeitausgleich erhält man einen weiteren Tag frei. Während meines Tertials gab es keine wirkliche Schlafmöglichkeit für PJler, da der Ruheraum "wegrationalisiert" wurde. Man muss sich also darauf einstellen, sich eine kreative Schlafmöglichkeit zu suchen. Trotzdem fand ich es sehr gut, die Chance zu bekommen einen 24h-Dienst mitzumachen.

Immer montags findet das chirurgische PJ-Seminar statt. Dies ist verpflichtend, auch aus OPs kann man sich dafür auslösen lassen. Diese Seminare haben immer stattgefunden und waren qualitativ echt hochwertig. An den anderen Tagen der Woche finden evtl. Seminare anderer Fachbereiche statt, prinzipiell kann man auch zu diesen hingehen, wenn man es zeitlich schafft. Der PJ-verantwortliche Oberarzt ist die ganze Zeit ein fester Ansprechpartner und brennt für die Lehre. Er erklärt sowohl während der Visite als auch im OP viel und lässt einen auch sehr viel selbst machen. Er gibt Tipps für Untersuchungstechniken, erwartet aber auch Lernbereitschaft.

Insgesamt konnte ich aus dem Tertial unheimlich viel mitnehmen - sowohl natürlich in Bezug auf chirurgische Krankheitsbilder aber auch in Hinblick auf meine eigene strukturierte Herangehensweise an Patienten. Ich habe das Gefühl, dass sich das Multiple Choice-Wirrwarr in meinem Kopf ein bisschen sortieren konnte und sich wesentliche Dinge ein wenig ein den Vordergrund schieben konnten. Insofern bin ich auch sehr dankbar mit dieser Struktur in die anderen Tertiale starten zu können.
Bewerbung
Ganz normal über das PJ-Portal
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Nahtkurs
Prüfungsvorbereitung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Poliklinik
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Mitoperieren
Notaufnahme
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
200 € pro Monat

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13