Vorab sollte erwähnt werden: Ich hatte bis dahin ehrliches Interesse an Onkologie weshalb ich die Medizin 5 für meine erste Rotation in der Inneren gewählt habe.
Der Umgang auf Station ist sehr abhängig von der aktuellen Assistenzarzt-Besetzung und vom zuständigen Oberarzt. Sowie auch abhängig davon, wie viele PJler man auf Station ist. Während ich auf der Med5 war, waren wir zu zweit, auf der anderen Med5 Station waren sie teilweise zu sechst.
Anfangs wurde versprochen dass jeder PJler mindestens einmal die Gelegenheit haben wird zu: LPieren, KMPieren und ggf einen ZVK zu legen. Allerdings merkt man sehr schnell, dass wegen der ständigen "unbedingt sofort zu erledigen" Blutkulturen, PVK legen, Blutentnahmen, Patienten aufnehmen, EKGs etc... Sobald man das erledigt hat, sind die Punktionen meist gelaufen, häufig verpasst man auch einen Großteil der Visite, aber auch auf Nachfrage, sollen diese Erledigungen direkt gemacht werden, also nicht zumindest bis nach der Punktion warten können. Sehr ernüchternd wenn man dann nach der ein oder anderen frustranen BK Abnahme zu hören kriegt "wie gut für Studenten der Patient zu punktieren gewesen wäre-das nächste mal dann aber bestimmt!", im nächsten Moment ist eine frische neue Assistenzärztin da - die es ja selbst erst lernen muss, (verstädnlicherweise), also ist man ab sofort in solchen Angelegenheiten zweitrangig.
PJ-Fortbildung gibts für alle PJler einmal die Woche (außer im August und über die Weihnachtszeit), jeder Bereich ist einmal mit Patientenvorstellung/Fallbesprechung dran. Das war wirklich immer ein Highlight.
Zum Tagesablauf:
Es wurde sehr viel Wert darauf gelegt, morgens um 7:30 PÜNKTLICH mit den Blutentnahmen zu starten, damit alles spätestens um 8:15 versendet ist und die Ergebnisse zur Visite da sind. Danach gehts weiter mit entweder schon Patienten ausführlich aufnehmen, untersuchen und EKG schreiben plus dokumentieren (oder am Nachmittag dann), wenn man Zeit hat bei Visite mit gehen. Je nach Assistenzarztbesetzung und Stress, ist ab und zu etwas Zeit für Teaching. Wobei die assistenzärztlichen Rotanten sich grundsätzlich am meisten um das Teaching der PJler bemüht haben!
Am Nachmittag blieb man meist bis mindestens 16 Uhr - auch wenn es wirklich nichts mehr zu tun war... das Zeit absitzen war sehr ernüchternd, vor allem wenn die Assistenzärzte schon mit Kollegen darüber Witze machten, sie müssten sich selbst noch Arbeit suchen, weil es heute so ruhig ist... Es kam auch vor, dass der Oberarzt die Assistenzärzte schon mehrfach auffordern musste uns "junge Kollegen" früher ins schöne Sommerwetter raus zu schicken, weil die Assistenzärzte es sonst nicht gemacht hätten. Zitat der Assistenten "Die offizielle Arbeitszeit geht ja eigentlich bis 16:30"... Und es könnte ja ganz eventuell noch ab 16 Uhr jemand aus der Notaufnahme hoch kommen und aufgenommen werden.
Wenn was nicht passt, wird das nicht kommuniziert sondern hinter dem Rücken gelästert/ beschwert/ und eigene Hypothesen/Gerüchte erzählt. Das macht die Zusmmenarbeit mit den Assistenten wirklich teilweise nicht leicht und auch der Umgang der Oberärzte mit den Assistenzärzten ist meist alles andere als kollegial. Insgesamt scheint dort die Devise zu herrschen Alleinkämpfer zu sein. Es gibt wirklich schönere Arbeitsumfelder. Ich war im 3. Tertial dort und wirklich schockiert über dort herrschenden den Umgang miteinander. Habe ich noch nie so erlebt. Besser nicht dort hin gehen.
