PJ-Tertial Herz-/Gefäßchirurgie in Inselspital Bern (6/2022 bis 8/2022)
Station(en)
Herz-/Gefässchirurgie
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Bern (Schweiz)
Kommentar
Insgesamt war ich ein Monat im Rahmen meines Blockpraktikums (obligatorischer Teil des Studiums in Bern, vergleichbar mit PJ/Wahlstudienjahr) am Inselspital Bern in der Klinik für Herz- & Gefässchirurgie.
Generell:
- Ich würde das Praktikum eher nicht weiterempfehlen, dafür hat zu viel für mich einfach nicht gepasst
- Gute Französisch-Kenntnisse sind in Bern von sehr grossem Vorteil, 30-40% der Patienten sprechen ausschliesslich Französisch… Das sollte man sich bewusst sein, denn wenn die studentischen Kollegen auch kein Französisch können, sieht man schlicht weniger Patienten und profitiert vermutlich auch weniger
- Die Kosten für den Lebensunterhalt sind in der Schweiz höher als in den meisten Teilen Europas, daher muss man die Geschichte mit dem „guten“ Lohn etwas relativieren
- Die Unterassistenten sind grundsätzlich für die Aufnahmen mit allem drumherum verantwortlich (Vorstellung AA/OA/Nachmittagsrapport/Dokumentation)
- 1h pro Tag soll man die Assistenten auf Visite begleiten (macht den Stress nicht weniger…)
- Do/Fr Morgen finden jeweils die Chefvisiten der beiden Disziplinen statt (Do Gefäss / Fr Herz)
Pro:
- Der menschliche Umgang in Bern ist generell sehr freundlich, es herrscht in der gesamten Klinik die Du-Kultur (sogar mit den Chefs)
- Gute (organisatorische) Einführung am ersten Tag durch die Chefarztsekretärinnen
- Spannende OPs, wenn man in den OP kann, ist es möglich das gesamte Spektrum der Herz- & Gefässchirurgie kennenzulernen und als 1./2./3.-Assistenz mitzuoperieren
- Spannende Teachings (wenn sie denn stattfinden), die Dozierenden OÄ geben sich wirklich Mühe und erklären gerne
- 14-tägiger Naht- und Wundversorgungskurs
- Man lernt, wie es ist, auf sich alleine gestellt zu sein
Contra:
- Schlechte Einführung in den Arbeits-/Stationsalltag, wird durch die erfahreneren Unterassistenten gemacht, die selber eigentlich keine Zeit haben für sowas oder noch nicht lange da sind
- Patienten haben sehr viele Termine am Eintrittstag, häufig kann man als Student gar nicht zu ihnen hin um sie aufzunehmen
- Im Extremfall - wenn alle anderen Unterassistenten im OP sind - macht man 4 Eintritte pro Tag alleine… Dann wirds mit der Organisation sehr schwierig
- Für ein chirurgisches Praktikum macht man extrem viel internistische Stationsarbeit und kann selten in den OP (ich war 6x in diesem Monat im OP, möglich gewesen wäre vielleicht 10x, aber ich hab mich nicht drum gerissen…)
- Kontakt zu den AÄ/OÄ ist rar, wenn dann sieht man sie im OP oder man stellt kurz Patienten vor, die man gesehen hat
- 12 angesetzte Teachings in einem Monat, von denen 7 ausgefallen sind
- Des öfteren hat man nicht wirklich Zeit, essen zu gehen am Mittag
- Nicht selten bleibt man abends länger, um noch die Arbeiten fertig zu machen, die man tagsüber nicht erledigen konnte (siehe Punkt 2)
- Die Ansprechperson für die Studenten hat viele andere Dinge zu erledigen, sodass Anliegen zwar aufgenommen werden, sich dann aber häufig trotzdem nichts ändert
- Man ist aufgrund des mangelnden Kontakts zu den AA/OA ziemlich unsichtbar, die meisten kannten meinen Namen auch am letzten Tag noch nicht
Ich hoffe ich habe euch mit diesen paar Punkten weitergeholfen, euch für oder gegen die Klinik zu entscheiden und wünsche euch eine spannende Praktikums-Zeit und viel Erfolg bei den Abschlussexamina :)
Bewerbung
kurzfristige Bewerbungen meines Wissens nach möglich, je nach Kapazität der Klinik (4-12 Studenten werden angenommen)
