Ich habe mich aufgrund von Empfehlungen entschieden, ein halbes Tertial Innere Medizin in Tansania zu machen und das war eine der besten Entscheidungen, die ich getroffen habe. Ich wollte nur ein halbes Tertial dort absolvieren, da sich die Medizin in Entwicklungsländern von der Medizin in Deutschland schon unterscheidet und man für das M3 die deutsche Innere Medizin kennen sollte. Wer also noch überlegt ins Ausland zu gehen: Tansania ist es definitiv wert! Das KCMC eignet sich besonders gut, da es zumindest vom LPA Hessen als Lehrkrankenhaus anerkannt wird, die Ärzte dort alle englisch sprechen und man ein breites Spektrum an Patienten zu sehen bekommt.
Der Tag in der Inneren Medizin am KCMC beginnt um 7:30 Uhr mit der Frühbesprechung. Ähnlich wie in Deutschland berichtet dort der Dienstarzt über die Vorkommnisse der letzten 24h. Der restliche Tagesablauf ist abhängig vom Wochentag. Dienstags und donnerstags gibt es nach der Frühbesprechung noch Präsentationen über verschiedene Themen. Gegen 9 Uhr beginnt dann die große Visite mit den Specialists. Montags, mittwochs und freitags werden verschiedene Sprechstunden angeboten, zu denen man gehen kann. Vereinfacht sieht eine Woche in etwa wie folgt aus:
Montag: Frühbesprechung, Sprechstunden: Neurologie, MOPD, Infektionen, Familie
Dienstag: Frühbesprechung, Intern-Präsentation, große Specialist-Visite
Mittwoch: Frühbesprechung, Sprechstunden: Diabetes, MOPD, Infektionen, Familie
Donnerstag: Frühbesprechung, Resident-Präsentation, große Specialist-Visite
Freitag: Frühbesprechung, Sprechstunden: Niere, GIT, Infektionen, MOPD, Familie
Ich kann vor allem die Sprechstunden für Neurologie und GIT empfehlen. Bei der Infektionssprechstunde geht es insbesondere um die Behandlung von HIV. Unter MOPD versteht man eine generelle Sprechstunde, ähnlich wie bei einem Hausarzt. Die Familiensprechstunde ist der Infektionssprechstunde sehr ähnlich. Zusätzlich, zu den gelisteten Sprechstunden und Visiten, sollte man auch mal in die Dialyse reinschauen und das Team on call begleiten. Das Team on call ist besonders interessant, da es für die körperliche Untersuchung und die Anamnese der Patienten zuständig ist.
Generell ist es im KCMC so, dass die Ärzte Studenten gerne etwas erklären, wenn man Fragen stellt. Je mehr Initiative man zeigt, desto mehr darf man machen. Ich persönlich wollte aufgrund der hohen Anzahl an HIV-Infizierten möglichst wenig Invasives machen, hätte es aber gedurft (Aszitespunktionen, Pleurapunktionen, Blutabnahmen, Braunülen etc.).
Der Krankenhausalltag ist definitiv ein anderer, als in Deutschland, jedoch sehr interessant. Generell geht in Tansania alles langsamer und mit etwas mehr Gelassenheit von statten. Wer nach Tansania reist, sollte auf jeden Fall auch Zeit zum Reisen einplanen. Das Land hat einiges zu bieten.
Generelles:
- Nettes Team
- Visiten und Dokumentation auf Englisch, Patientensprache Swahili (Ärzte übersetzen gerne)
- 2x pro Woche Präsentationen zu verschiedenen Themen
- Möglichkeit, das Team on call zu begleiten (= Dienste mitlaufen)
- Möglichkeit, auf andere Stationen zu rotieren (insb. Burn unit sehr interessant)
- Möglichkeit, das Palliativteam zu begleiten
- Lehrkrankenhaus → wichtig bezüglich Anerkennung beim LPA (Kosten 35€)
- Praktikumsgebühren: 200$
- Wohnmöglichkeiten in fußläufiger Nähe (Hostel 100$/Monat, Doctors compound 150€/Monat)
- Reisen möglich
- Außergewöhnliche Fälle
- Unbezahlbare Erfahrung!
Bewerbung
Die Bewerbung erfolgt per E-Mail an Aneth Nyka. Ich habe ca. ein halbes Jahr vor Praktikumsbeginn eine Mail an sie geschickt mit Angaben über die Art (elektive student), die Dauer, den Einsatzort und den Zeitraum des Praktikums. Man bekommt dann von ihr dann eine Mail zurück, mit der Bitte, ihr einen Lebenslauf, einen Recommendation Letter der Universität, ein study progress report transcript und eine Kopie des Reisepasses zukommen zu lassen. Ca. einen Monat später habe ich dann meine Zusage erhalten.
