PJ-Tertial Unfallchirurgie in Leopoldina Krankenhaus (11/2021 bis 1/2022)

Station(en)
61, 62, 71, 11, 12
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Wuerzburg
Kommentar
Ich habe den ersten Teil meines Chirurgie-Tertials (8 Wochen) in der Unfallchirurgie verbracht. Leider war ich die vollen 8 Wochen die einzige Studentin in der Unfallchirurgie, worauf allerdings keine Rücksicht genommen wurde.
Der Tag startet um 7.15 Uhr mit der Frühbesprechung, bei der die OPs des Tages und Notfälle der Nacht/des Wochenendes kurz besprochen werden. Nach der Frühbesprechung standen die Blutentnahmen und Nadeln an. Es gibt keinen Blutentnahmedienst, demnach hat man hier einiges zu tun. Dafür geht man auf die Normalstation (61,62) auf die Privatstationen (71, 11, 12). Auf die Visite konnte ich daher nie mitgehen und habe über die Patienten und ihren stationären Verlauf quasi nie etwas gewusst.
Der OP-Beginn ist ab 8 Uhr. Es gab nur extrem selten Tage, an denen ich nicht im OP gebraucht wurde. Den Großteil der Arbeit der PJler machen TEPs aus. Man wird für jede Hüft-TEP und jede Knie-TEP eingeteilt. Dabei war mein Job manchmal Haken zu halten, meistens sollte ich aber das Patientenbein halten (während des sterilen Abwaschens und danach die komplette OP lang, eine Einrichtung zum Ablegen des Beines wurde leider fast nie genutzt). Es gab mehrmals Tage, an denen ich bei 3 Hüften stehen musste. Bei der OP-Einteilung wurde leider keine Rücksicht darauf genommen, dass ich die einzige Studentin war, auch nach mehrmaliger Ansprache meinerseits nicht. Außerdem auch nicht darauf, dass ich eher schmal gebaut bin und es für mich körperlich wahnsinnig anstrengend war, mehrere Hüften am Tag mitzumachen. Dazu kam, dass der Lerneffekt bei den Hüft-TEPs eher gering war, weil ich meistens eben am Bein stand und das OP-Gebiet oft nicht gut sehen konnte und bei diesen OPs meistens ignoriert wurde. Man muss bei den TEPs sterile Helme tragen, durch die man nicht so gut hört, wodurch Erklärungen sowieso schwierig sind. Ich musste mir auch des Öfteren Negatives anhören, wenn ich das Bein nicht genau in der Position halten konnte, wie es vorgesehen war.
Abgesehen von den TEPs war ich auch öfter mal bei unfallchirurgischen OPs eingeteilt. Das war in der Regel spannender für mich, weil ich ab und zu auch mal gut gesehen habe. Trotzdem empfand ich es als ziemlich anstrengend, weil ich an einigen Tagen von 8 bis 16 Uhr im OP eingeteilt war und durchgehend mit Röntgenschürze stehen musste, was für mich einfach ungewohnt war. Mit mehreren Studenten hätte man sich da wohl besser abwechseln können.
Ich wurde leider von vielen Operateuren ignoriert, bei Fragen wurde aber meistens zumindest knapp etwas erklärt. Auch durfte ich ab und zu mal zunähen, so konnte man ganz gut üben. Es kam aber auch vor, dass ich einfach kurz vor Ende einer OP von einem Saal in den anderen geschickt wurde, weil da spontan noch eine Hüfte dran kam, sodass ich dann das Zunähen im ersten Saal nicht mehr mitbekommen habe. Das fand ich auch schade.
Es wurde erwartet, dass ich möglichst viele Blutentnahmen vorm OP schaffe und es gab einige Assistenzärzte, die mich bis zu 6x zwischen den OPs angerufen haben, dass ich mich dazwischen ausschleusen soll und auf Station hoch gehen (7 Stockwerke), um die liegen gebliebenen BEs zu erledigen. Positiv war, dass es auch Oberärzte gab, die sich dann für mich eingesetzt haben, dass ich die Pausen zwischen den OPs unten bleiben durfte, um auf Toilette zu gehen oder etwas zu trinken.
Regelmäßig wurde ich auch über das Arbeitsende (15.45 Uhr) hinaus eingeplant. Da ich pünktlich zum Zug musste und das auch jeden Tag so kommuniziert habe, durfte ich auch pünktlich gehen. Da muss man einfach schauen, dass man das deutlich kommuniziert. Wenn ich nachmittags mal nicht mehr im OP eingeteilt war, konnte ich auch mal früher (gegen 15 Uhr) gehen, wenn auf Station nichts mehr anstand.
Die unfallchirurgische Fortbildung ist eigentlich einmal pro Woche am Mittwoch Nachmittag. Leider war der PJ-beauftragte Oberarzt, der diese normalerweise hält, sehr oft im OP zu dem Zeitpunkt, sodass er sie letztendlich nicht oft gehalten hat. Sie ist dann oft ausgefallen, sodass wir immer einen der unfallchirurgischen Oberärzte der ZNA gefragt haben, ob er spontan ein bisschen Fortbildung mit uns machen kann.

Abgesehen davon gibt es im Haus eine Menge anderer ziemlich guter Fortbildungen (Radiologie, Pathologie, Neurologie und in der Inneren Medizin Sono- und EKG-Kurs), wo man theoretisch auch hingehen kann. Leider habe ich das sehr selten geschafft, weil ich fast immer im OP stand.

Eine feste Rotation in die Notaufnahme gibt es leider nicht, allerdings kann man dort immer runter gehen und bei der Versorgung zuschauen bzw. auch mitmachen. Die Oberärzte dort sind sehr nett und erklären einem alles. Auch dort habe ich es aber wegen der vielen Zeit im OP kaum hingeschafft.
Theoretisch könnte man nachmittags sonst noch mit zu den Sprechstunden (Schulter, Knie, Fuß) schauen, aber auch dafür hatte ich kaum Zeit.

Die Pflege auf Station und im OP war durchwegs sehr nett. Im Ärzteteam habe ich die Stimmung als schlecht empfunden, es gibt viel zu wenige Assistenzärzte. Ich wurde bei der Frühbesprechung meistens ignoriert. Beispiel: An meinem ersten Tag bin ich nach der Frühbesprechung auf den OA der Station zugegangen und habe gefragt, was nun meine nächste Aufgabe ist, ob ich als erstes Blut abnehmen oder in den OP gehen soll. Da kam nur die Antwort "Wir rufen an, wenn wir Sie brauchen. Mehr müssen Sie nicht wissen." Und ungefähr so ging es dann auch weiter, ich wurde eigentlich kaum wahrgenommen. Dass man Blut abnimmt, Nadeln legt und für alle OPs bereit steht, wird als selbstverständlich erachtet. Gleichzeitig habe ich selten ein Danke gehört. Man wird schlecht ins Team integriert und die Arbeit, die man abnimmt, wird nicht wertgeschätzt. Ob man etwas lernt, ist den meisten Ärzten relativ egal. Nach den letzten schlechten Bewertungen kamen kaum PJler mehr, aber es ist scheinbar trotzdem nicht die Motivation da, etwas zu ändern.
Mir hat es demnach in der Unfallchirurgie nicht gut gefallen und ich würde es auch nicht weiterempfehlen, vor allem nicht alleine.

PRO:
- kostenloses gutes Frühstück (für das ich in der Unfallchirurgie leider keine Zeit hatte) & kostenloses Mittagessen
- eigener Spind, EDV-Zugang, Telefon
- Pflege auf Station und im OP sehr nett
- ein paar nette Assistenzärzte und Oberärzte

KONTRA:
- keine Möglichkeit auf Visite zu gehen
- schlechte Integration ins Team
- kein Ansprechpartner auf Station
- als einziger PJler sehr anstrengend
- kein PJ-Zimmer (ein Rückzugsort, wo man sich dazwischen mal treffen und austauschen kann, wäre eigentlich nicht schlecht; falls es denn mehrere PJler gibt)
- keine Studientage und die angedachte Studienzeit wird durch Fortbildung leider nicht erfüllt, da oft ausgefallen bzw. kaum Zeit wegen OP)
- siehe oben

Letztendlich fand ich es in der Unfallchirurgie nicht schön. Ich denke mit mehr PJlern kann man sich die Aufgaben (v.a. die OPs) besser einteilen und ist nicht so alleine. Da man auf Station niemandem zugeteilt ist, ist es alleine einfach nicht sehr toll. In die Fortbildung sollte die Abteilung auch mehr Mühe stecken und die Arbeit der PJler nicht als so selbstverständlich erachten, denn PJler nehmen einiges an Arbeit ab und sind auch im OP eigentlich eine gute Unterstützung. Es gab auch einige nette Ärzte und ich hoffe, dass sich die Situation für alle bessert.
Bewerbung
Übers PJ-Portal, es gab genug Plätze.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Mitoperieren
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.13