PJ-Tertial Chirurgie in Krankenhaus Waldfriede (11/2021 bis 3/2022)

Station(en)
Allgemeinchirurgie, Koloproktologie, Hand/Fuß/Unfallchirurgie, Oberbauchchirurgie
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Kleine Vorwarnung, das wird bestimmt ein kleiner Roman hier, wenn ihr also was kurzes und knackiges lesen wollt, dann lest euch mal die anderen Reviews durch, die sagen auch schon sehr viel!
Also das wichtigste erstmal vorneweg: das chirurgische Tertial im Waldfriede gehört sicherlich deutschlandweit zum Besten, was man so absolvieren kann. Im gesamten Krankenhaus herrscht ein netter und respektvoller Umgangston, man wird fest in jedes Team integriert und bekommt unglaublich viel gezeigt. Ihr seid hier keineswegs der stumme Hakenhalter, vom Chefarzt bis zum Assistenzarzt beantwortet jeder gerne Fragen und ist euch für eure Arbeit sehr dankbar.

Rein strukturell gibt es 4 chirurgische Abteilungen im Waldfriede, die sich in meiner PJ Zeit etwas geändert haben: die Allgemeinchirurgie (jetzt Endokrine Chirurgie), die Koloproktologie, die Hand/Fuß/Unfallchirurgie und die Oberbauchchirurgie (jetzt Allgemeinchirurgie). Ihr bestimmt am ersten Tag ,in Absprache im PJ-Team , ob ihr durch alle 4 Stationen durchrotiert (dann jeweils 4 Wochen) oder nur 2 Stationen seht, dafür für 8 Wochen. Wir haben uns dafür entschieden alle 4 zu sehen, was durchaus die richtige Entscheidung war, aber beides hat Vor-und Nachteile, entscheidet da wie ihr wollt. Es lohnt sich aber wirklich, alles mal gesehen zu haben.
Bevor ich kurz was zu jeder Station sage: ihr seid als PJler häufig für das Aufnahmezentrum zuständig, eigentlich 2 mal die Woche gesammelt für alle Abteilungen. Seit Neuestem übernimmt allerdings jede Station ihre eigenen Patientin im Aufnahmezentrum und das täglich. Das habe ich nur 2 Wochen lang miterlebt, deswegen ist mein Urteil da für zukünftige Tertiale nicht ganz so repräsentativ.

Allgemeinchirurgie (jetzt endokrine Chirurgie): Hier habe ich angefangen und wurde sofort sehr herzlich begrüßt. Ein kleines, aber feines Team mit relativ kurzem OP-Plan meistens. Hier wurde ich in den OP eingearbeitet, konnte nähen üben, hab Briefe geschrieben, Visiten+Verbandswechsel mitgemacht und ganz selten mal eine Drainage gezogen/Magensonde gelegt, zudem war ich 2 mal in der Woche für das Aufnahmezentrum zuständig (klingt aufregender als es ist, hat mir zumindest jedoch immer Spaß gemacht, da man sehr selbstständig arbeitet und gut Anamnese üben kann) . An OPs sah ich hier Appendektomien (teilweise als Erstassistenz), Leistenoperationen, Thyreoidektomien (jetzt die Hauptaufgabe der Abteilung), Gallenoperationen (auch Erstassistenz gegen Ende), sowie vereinzelt explorative Laparotomien. Großer Pluspunkt: wenn mal nichts zu tun war, konnte man in die Rettungsstelle, was ich wirklich jedem dringend empfehlen würde! Hier habt ihr fast immer pünktlich um 16.30 Schluss, gab nur wenige Ausnahmen. Ein großes Danke nochmal an das ganze Team, eine wirklich tolle Station um in das chirurgische Tertial zu starten und ich hab durch euch richtig Lust auf Chirurgie bekommen, obwohl ich vor dem Tertial relativ wenig Interesse daran hatte, also Danke!

Koloproktologie: Ein sehr viel größeres Team mit gut gefülltem OP-Plan. Hier seid ihr auch 2 mal pro Woche für das Aufnahmezentrum zuständig, nehmt teilweise Blut ab und legt Zugänge und ansonsten verbringt ihr viel Zeit im OP. Die Operationen dauern deutlich länger, sodass man erst relativ spät zum Essen kommt, wenn man sich darauf aber vorbereitet ist das gar kein Problem. Ich lege euch wirklich nahe, so oft es geht mit dem Chef zu operieren, ihr lernt unglaublich viel, medizinisch und rein persönlich. Der Chefarzt der Abteilung legt sehr viel Wert darauf, dass ihr fest im Team integriert seid, ist dabei immer sehr nett und respektvoll und kümmert sich exzellent um euer Wohlergehen (sofern ihr genug Arbeitswillen und Eigeninteresse zeigt). Die Nachmittagsbesprechung fand immer gegen 15.30 statt, hier ist es gern gesehen, wenn ihr eure Patienten aus dem Aufnahmezentrum kurz vorstellt, nach dem ersten Mal fällt das auch sehr leicht und ein paar Verhaspler sind gar nicht schlimm. Danach kann man noch in den OP oder man geht zwischen 16.00-.17 Uhr. Ein bisschen Negatives muss ich leider noch erwähnen, ich fand die generelle Stimmung auf Station teilweise sehr gestresst und an manchen Tagen schon fast bedrückend. Zudem muss man teilweise etwas zu sehr nachhaken in den OP zu dürfen, manchmal fühlt man sich doch etwas allein gelassen, wenn alle wissen wo sie eingesetzt werden und man steht dann da. Das ist Meckern auf hohem Niveau, ist mir aber aufgefallen. Trotzdem immer noch eine exzellente Station, wo ihr viel lernen werdet!

Hand/Fuß/Unfallchirurgie: Jetzt kommen wir aber mal zum absolutem PJ-Highlight, was ich vorher nicht gedacht hätte. Aber die Zeit auf der Hand/Fußchirurgie habe ich einfach nur genossen, so sehr, dass ich dann um eine Woche verlängert habe. Ein sehr junges und nettes Team, dass euch gerne alles zeigt und all eure Fragen beantwortet. Der Chefarzt kümmert sich hervorragend um euch als PJler und legt wirklich enorm Wert darauf, dass ihr viel seht und viel macht. Großer Pluspunkt: euch wird persönlich am Morgen, nach der Röntgenbesprechung vom Chef gesagt, wo ihr heute eingesetzt werdet. So ergab sich eine fest geplante Tagesstruktur, was wirklich sehr angenehm war und dabei half, sich auf die Arbeit zu fokussieren. Rein von den Aufgaben werdet ihr fest in den OP, Sprechstunde oder auf Station eingeteilt. Zudem seid ihr einmal in der Verbandssprechstunde bei Franka (sehr guter Tag) und habt einen Hospi-Tag in der angeschlossenen Ergotherapiepraxis (auch sehr guter Tag). Im OP herrscht ein deutlich schnelleres Tempo als auf anderen Stationen (viele OPs gehen nur 30-45 Minuten, manchmal kürzer), sodass ihr wirklich sehr viel seht, zudem seid ihr hier sehr Hands-On und häufig Erstassistenz, manchmal Zweitassistenz. Auf Station nehmt ihr Blut ab, schreibt Arztbriefe, legt Zugänge und dokumentiert die Visiten. Schluss war immer überpünktlich, manchmal durfte man auch früher gehen, wenn gar nichts mehr zu tun war (generell ist es gern gesehen immer zu fragen, ob es auf Station was zu tun gibt. War zwar zu 90% nicht der Fall, würde ich aber raten sich anzugewöhnen). Danke für die tolle Zeit, ich kann nichts negatives berichten, ich habe mich immer gefreut morgens aufzustehen und zu arbeiten und ich denke, das sagt genug!

Oberbauchchirugie/Allgemeinchirurgie: Eine relativ neue Station mit einem kleinen Team und einem breiten OP-Spektrum. Hier ist man nicht ganz so viel im OP (war für mich gegen Tertialende gar kein Problem, allerdings ist es für manche vielleicht zu wenig) und macht sehr viel Stationsarbeit (Blutabnahmen, Drainagen, Flexülen, Briefe) und Aufnahmezentrum, auch werdet ihr hier häufig Sonos sehen, was auch ganz schön ist und gut weiterbildet. Das Team war durchweg sehr nett und bis auf manche Ausnahmen respektvoll, die Stimmung erinnerte mich teilweise doch mehr an eine Uniklinik. Manche Botengänge waren vielleicht etwas zu viel, da wäre es schön dann doch vielleicht mal öfter in den OP mitgenommen zu werden, allerdings ist das auch wieder meckern auf hohem Niveau und klingt negativer als es war, mir hat die Zeit gut gefallen und Spaß gemacht! Was ich euch unbedingt empfehlen würde: schaut euch die PPPDs (robotisch und auch nicht robotisch) vom Chef an, bzw. macht mit, das ist zwar dann ein bisschen anstrengend und komplex, aber wirklich sehr lehrreich, vor allem auch weil der Chef sehr gerne und auch sehr sehr gut erklärt!

So ich hoffe ich konnte einen Einblick vermitteln, was für ein gutes chirurgisches Tertial das war. Alles in Allem gab es zu 95% nur positive und lehrreiche Momente, das Essen ist zudem kostenfrei und lecker und der PJ Unterricht (2 mal in der Woche) auch durchweg gut. (Den Mamma-Stanzkurs kann man ruhig etablieren, der war sehr gut!) Wenn ihr wenig chirurgisches Interesse habt, werdet ihr hier wirklich begeistert und für Alle, die Chirurgie machen wollen ist es sowieso der richtige Platz. Danke für die tolle Zeit!
Bewerbung
Einfach über das PJ Portal. Ich drücke euch die Daumen, Plätze sind sehr begrenzt.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
EKG
Nahtkurs
Repetitorien
Bildgebung
Tätigkeiten
Gipsanlage
Blut abnehmen
Untersuchungen anmelden
Mitoperieren
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
-
Gebühren in EUR
-

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.2