PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Salzkammergut Klinikum Gmunden (11/2021 bis 3/2022)

Station(en)
Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station, Diagnostik
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Ich kann das Chirurgie-Tertial in Gmunden wirklich nur JEDEM/JEDER wärmstens empfehlen !!

Ich hatte eigentlich andere Auslandspläne, die durch Corona abgesagt wurden. Dann habe ich mich spontan für die Berge entschieden und angefangen Kliniken in Österreich anzuschreiben. Da in Bad Ischl keine Plätze mehr frei waren, wurde mir ein Platz in Gmunden angeboten (KH-Verbund Ischl/Gmunden/Vöcklabruck).
Ich habe spontan zugesagt, obwohl ich weder das KH, noch die Region kannte. Gmunden liegt im Salzkammergut in Oberösterreich. Die Menschen sind sehr nett und sehr herzlich. Die Behandlung wird von den meisten hoch geschätzt und ich habe ständig Geschenke von den Patienten bekommen (meist selbst hergestellte Lebensmittel oder Schnaps).

Zur Abteilung:
Sehr sehr herzlich!! Man ist mit (fast) allen per Du außer mit einem OA, um den man einen Bogen machen sollte (ist eh nicht so viel da) und dem Chef. Der betreut Gmunden und Vöcklabruck, ist aber eigentlich nur in VB und einmal die Woche morgens da (auch sehr nett, fragt nach den Studis etc). Dadurch ist OÄ Pedevilla die eigentliche Primaria (Standortleitung).
Sie hat mich an meinem ersten Tag zu allen organisatorischen Stellen begleitet und sich persönlich um alles gekümmert. Sie ist ein echter Schatz und man kann sie jederzeit zu allem fragen. Sie entscheidet auch über freie Tage, was nie ein Problem war, wenn man vorher gefragt und sich sonst auch nicht vor Arbeit gedrückt hat. Es gab zu meiner Zeit zwei Assistenten, die am Anfang auch noch etwas überfordert waren. So hab ich mich meistens an die Oberärzte gehängt. Hier in Österreich wird man nach der FA-Prüfung meist direkt zum OA. Dadurch gibt es davon recht viele. Besonders hervorzuheben ist OA Klima. Er hat mich zu interessanten Fällen immer dazugerufen, auch wenn ich am anderen Ende des KH war. Er betreut hauptsächlich die Venen- und Schilddrüsenambulanz und so darf man bei ihm immer die US-Untersuchung des jeweiligen Gebiets machen und nach einer Weile auch die amb. Veneninterventionen unter seiner Aufsicht durchführen. Ich habe mich mit ihm sehr gut verstanden und so waren wir auch mal mit ein paar Leuten ein Bier trinken oder im See Eisbaden.
Aber auch alle anderen sind super und man darf immer viel selbst machen!

Arbeit:
Morgenbesprechung war immer um 7. Schluss war nach der Röntgenbesprechung um 14 Uhr. Dort sollte man sich auch immer noch einmal blicken lassen. Wenn danach noch jemand im OP gebraucht wurde, bin ich länger geblieben, aber sonst konnte man nach Hause gehen.
Die Besprechung geht so bis 7.45 Uhr und manchmal gibt es Sekt oder Kuchen. Die Stimmung ist immer sehr locker. Man verbringt quasi keine Zeit auf Station und ist die ganze Zeit in der Ambulanz. Wenn man will, kann man bei der Visite mitgehen. Arztbriefe oder andere Stationsaufgaben werden meistens von den Diensthabenden am Nachmittag/Abend erledigt.
In der Ambulanz arbeitet ein fester Schwesternstamm, die durch die Bank weg sehr nett sind! Man muss sich natürlich zu Beginn erstmal ein Standing erarbeiten und sich in die Arbeit einfinden, aber dann macht es viel Spaß und man betreut Patienten alleine bzw. in Rücksprache mit einem OA. Man hat auch einen Ausweis, mit dem man sich überall einloggen und Türen öffnen kann. Dadurch kann man Blut, US, Zuweisungen etc. alle selbst ausfüllen und wird bei Rückfragen auch auf dem eigenen Telefon zurückgerufen. Das gewährleistet ab Tag 1 eine große Autonomie. Wenn vom Team nicht so viele Leute da sind, kann es aber auch passieren, dass man alleine in der Ambulanz ist. Das kann cool sein, manchmal ist es dann aber auch sehr stressig.
Wenn man sich die handwerklichen Aufgaben ein paar Mal hat zeigen lassen, darf man dann in der Ambulanz auch alleine Zehennägel, Nävi, Abzesse, Atherome etc. selbst herausschneiden/eröffnen. Die Schwestern helfen einem immer bei allem und freuen sich, wenn die Ambulanzliste durch die Arbeit kürzer wird.
Je nach Absprache am Morgen oder spontan geht man dann in den OP. Wenn man gar nicht wollen würde, müsste man aber auch nicht gehen. Die Stimmung ist allerdings meist sehr gut und auch bei schweren OPs bleiben die OÄ nett und beantworten alle Fragen. Man wird NIEMALS bloßgestellt und alle bedanken sich für den Einsatz. Ich war also immer gern im OP, wo man nach einer Weile, wenn einen alle kennen, vieles machen darf: Jede Form der Naht (Muskel, subcutan, intracutan, Einzelknopf), schneiden/kautern/ligieren/Klemmen setzen etc. Man wird also wie ein vollwertiger Mitarbeiter betrachtet. Das OP-Team kannte mich auch nach kurzer Zeit und es wurden automatisch meine Handschuhe bereitgelegt, wenn ich reinkam. Auch im OP-Programm wird man mit Namen eingetragen. Die Wertschätzung hatte ich so bislang noch nie erlebt.
Auf Station wird man nur gerufen, wenn eine Blutabnahme oder ein Zugang schwieriger ist.
WICHTIG: Durch die Verbundskrankenhäuser wird nicht in jedem Haus alles operiert. In Gmunden sieht man keine Leber-/Pankreaschirurgie und keine Gefäßchirurgie!! Dafür werden nur in Gmunden SD und Varizen operiert.

Unterkunft:
Man kann sich einen Platz im Wohnheim reservieren. Das ist auf der anderen Straßenseite und mit einem Tunnel mit dem KH verbunden. Man kann kostenlos parken hinterm Haus. Dort hat man dann ein Einzelzimmer, das aussieht wie in einer Jugendherberge, aber völlig ausreichend ist. Jedes Zimmer hat auch eine kleine Nasszelle mit Schiebetür und eine Sitzbadewanne/Dusche (eher unpraktisch, aber besser als nichts). Das Bett ist 90 cm breit und man braucht nur ein Bettlaken mitzubringen. Kissen und Decke sind sogar da.
Auf jedem Stockwerk gibt es eine Küche, die spärlichst ausgestattet ist. Die beste ist die im 4. Stock. Es lohnt sich aber ein paar eigene Utensilien mitzubringen.
Insgesamt also recht spartanisch, aber für die Zeit völlig ausreichend. Das Leben im Wohnheim war während meiner Zeit quasi nicht existent, weil so wenige Studenten da waren. Aber ab und zu mal kochen war drin. Im Sommer ist wohl mehr los. Monatlich zahlt man ca 160€ für das Zimmer, wofür man per Mail eine Rechnung bekommt.
Vom KH bekommt man offiziell 650€, wofür allerdings 100€ für die Pflichtsozialversicherungen abgehen. Man bekommt also monatlich 550€ überwiesen. Als Deutscher muss man sich ein österreichisches Konto einrichten, da nicht auf Deutsche Konten überwiesen wird. Geht ganz einfach. Ich empfehle die VKB am SEP in Gmunden.

Freizeit/Umgebung:
Gmunden ist ein verschlafenes Städtchen im Winter. Mit Corona war das leider auch nicht besser. Also große Partys kann man nicht erwarten. Zu empfehlen ist die Hacklpizza, wo man super lecker essen kann.
Im Sommer ist wohl etwas mehr los und durch die Lage am See ist Gmunden auch für Touristen sehr attraktiv. Außerdem hat man jeden Tag ein sagenhaftes Panorama. Am besten ist der Blick aus dem Frühbesprechungsraum.
Schnee liegt nie wirklich in Gmunden oder taut schnell wieder ab. Dadurch kann man in der Nähe schöne Wanderungen machen. Ein Auto oder wenigstens ein Fahrrad sind seeeeeeehr empfehlenswert. Im Zweifel hat aber jemand aus dem Wohnheim ein Auto für Ausflüge.
Skifahren geht auch, ist aber ein Stück mit dem Auto:
Dachstein West (bisschen größer, nicht so aufregend): 1h
Krippenstein (Freeriden, Lawinensicherheit vorasugesetzt): 1h
Tauplitzalm/Riesneralm/Planneralm (kleiner, aber gut zum Abseitsfahren+Piste): 1,5-2h
Ansonsten habe ich mit einer Gruppe von Studis und Ärzten immer sehr viel Sport gemacht. Man kann gut Joggen und am See gibt es zwei Street Workout Parks.
Ansonsten kann man in der Nähe Langlaufen und bei gutem Wetter ist es perfekt zum Klettern/Bouldern am Fuß vom Traunstein.

ALSO:
Gmunden ist optimal für alle. Wenn man Interesse hat und chirurgisch versiert ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass man woanders mehr machen darf.
Ist man nicht interessiert, kann man sich auch schnell verkrümeln oder entdeckt durch das nette Miteinander vielleicht doch noch ein Fünkchen Begeisterung.
Die Natur bietet sehr viel am Nachmittag/Wochenende und man hat eine super Work/Life-Balance.

Schreibt mich bei Fragen gerne an.
Bewerbung
Ganz einfach per Mail an regina.seifert@ooeg.at
Danach auch der gesamte Kontakt schnell und einfach. Alle Dokumente hin und herschicken. Besonders gut war auch die schnelle Bearbeitung des Erasmus-Antrags.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Eigene Patienten betreuen
Untersuchungen anmelden
Notaufnahme
Braunülen legen
Punktionen
Poliklinik
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
550

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13