PJ-Tertial Innere in Klinikum Bamberg (11/2021 bis 3/2022)

Station(en)
Hämatologie/Onkologie (13AB) + Geriatrie/Nephrologie (6GH)
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
In meinem Tertial hat sich die Sozialstiftung zum ersten mal überlegt, ein wenig Rotation für ihre PJs anzusetzen- deshalb gibt es erst die allgemeine Bewertung, dann die fürdie ersten 8 Wochen auf der Hämato/Onko und dann die für die nächsten 8 auf der Geriatrie. Und am Schluss ein paar Tipps&Tricks und Sachen, die ich gerne vorher gewusst hätte, die aber nie jemand irgendwie für erwähnenswert hielt. Könnte also etwas länger werden :D

Allgemein: Organisation ist... okay. Man bekommt ca. 2 Wochen vor PJ Beginn eine Email mit der Einteilung. Man kann vorher aber auch schon eine Email schreiben und sich eine Station wünschen, das klappt dann meistens. Am ersten Tag bekommt man dann in der Personalabteilung Nähe Eingang einen Laufzettel in die Hand gedrückit dem man sich um einen Transponder, Kleidung, einen Locker Bag und einen IT-Zugang bemühen darf. Hat bei mir so semi geklappt - sie hatten vergessen, mich zu melden (was bei nem Drittel der neuen, egal ob Arzt oder PJ oder was auch immer, anscheinend Standard ist) und deshalb gab es trotz mehrerer Stunden (!) des Anstehens bei der Einkleidung für die ersten drei Tage nur Praktikantenkleidung. Aber sei es drum. Die Wäscheausgabe ist auf dem selben Stockwerk wie Locker Bags, IT, Kleidungs-Abwurf und Umkleide (Ebene 2). Während man bei den Lockerbags selten lange warten muss (man hat keinen Spind und bekommt als PJler auch keinen, grad im Winter ist das ein bisschen nervig, aber geht schon... irgendwie), empfiehlt es sich, seine drei möglichen Sätze Kleidung am Schichtende zu holen, um nicht morgens anstehen zu müssen und zu spät zu kommen.
Der Transponder ist Schlüssel und Bezahlmedium in einem und hat oft noch zumindest genug Geld für nen Kaffee und Pfand drauf vom Vorgänger (wer meine 2,77€ findet - deine ersten drei Kaffee gehen auf mich ;)). Man bekommt am Ende nichts ausbezahlt.
Die Studientage kann man absolut frei nehmen und auch das sehr spontan. Sie sind auch sehr großzügig, sollte man mal früher gehen wollen oder an einem Tag nicht kommen können, obwohl man seine Fehltage schon verplant hat.

Was negatives: Der wöchentlich geplante PJ Unterricht war quasi nicht existent. Er fand 4 von 16 mal statt, entweder "pandemiebedingt" nicht geplant oder es ist einfach niemand gekommen. Oder er wurde in quasi unerreichbaren Orten angesetzt, die auch niemand am Empfang wirklich kannte. Und dann wundern sich die paar Dozenten, die gerne Lehren, dass bei ihren Unterrichtseinheiten keine Studenten da sind...

Die Sozialstiftung Bamberg ist mit über 900 Planbetten echt kein kleines Haus und man kann schon einiges sehen, ohne, hier die gängigen Uniklinikumspraktiken abzubekommen. Man kann bei rechtzeitigem Anmelden, am besten in der ersten Woche oder vorab, ohne Probleme mehrere Wochen in anderen Abteilungen und Funktionen verbringen. Ich war eine Woche lang im Hausdienst und eine Woche in der Dialyse und einige Tage im Sono, andere waren zwei Wochen auf Intensiv oder in der INA. Man kann überall eigene Patienten übernehmen, sie bei der wöchentlichen Chefarztvisite selbst präsentieren und hat mit seinem eigenen Zugang die Möglichkeit, seine Patienten voll selbstständig zu versorgen (der PJ Account kann also auch Opiate/CTs etc anordnen).

Hämato/Onko:
Die Med 5, die kleinste der medizinischen Fachrichtungen. Eine Chefärztin, 4 Oberärzte, 6 Assistenzärzte, 1 Pjler. Ziemlich gute Quote :D Der PJler hat hier ein eigenes Telefon und meistens auch einen eigenen Arbeitsplatz mit Diktiergerät. Und auch wenn man ein wenig den MitPjler als Leidensgenossen vermisst, wird man hier wirklich super integriert und es gibt viel zu Sehen und auch selbst ausführen - ZVK-Anlage + Ziehen, Knochenmarkspunktion (wofür dann aber ein Kuchen fällig wird!),alles, was mit Chemotherapeutika oder Blutprodukten zu tun hat, Autologe Stammzelltransplantationen - man ist wirklich im gesamten interessanten Hämatologenalltag dabei und darf alles unter Aufsicht machen und bekommt es sehr geduldig erklärt! Auch in die Funktionen wie Ultraschall oder Histologie wird man mitgenommen und bekommt u.a. von der Chefin höchstpersönlich endlich mal erklärt, was genau die Blöbbels in rosa einem eigentlich sagen, sollte man das aus Patho nicht mehr präsent haben. Jeden Tag nach der Mittagspause ist auch Röntgenbesprechung, wo alle Radiologiebegeisterten auf ihre Kosten kommen.
Man kann nach der Kurvenvisite um 14 Uhr gehen wenn man möchte, sonst darf man noch weiter beim Stationsalltag helfen, bis man dann irgendwann energisch heim geschickt wird :D
Die Hierarchie ist sehr flach, es wird gemeinsam Kaffeepause und Mittagspause gemacht und allgemein ist auch die Kommunikation im Team mit Pflege und MFAs vorbildlich - die sind aber auch zugegebenermaßen top und auch gerne bereit, dich anzuleiten, solltest du mal Hilfe brauchst.
Besonders hervorheben möchte ich hierbei, dass die Ärzte sich für mich Zeit genommen haben, um den ausgefallenen PJ Unterricht zu kompensieren, und zwar in Form von einstündigen, eigens vobereiteten Fallbeispielen, angelehnt ans M3. Also richtig tolles Engagment und ein höflicher, professioneller aber auch humorvoller Umgangston. Ich habe keine einzige Aufklärung machen müssen und wurde zu allem dazu gerufen, was ich sehen wollte. Nur zu empfehlen!

Geriatrie:
In der Med 3 weht ein anderer Wind. Und zwar ein stürmischer. Egal, ob es vom Luftzug der im Zeitmangel überall hin sprintenden Assistenzärzte, von den offenen Fenstern als Versuch, den dominanten Gerüchen einer geriatrischen Station Herr zu werden oder aber aus den Lungen der rufenden/singenden/brüllenden Patienten kommt - die Zeichen stehen öfters mal auf Sturm.

Auch hier fand ich die Ärzte, mit denen ich zu tun hatte, richtig super! Vor allem eine Assistenzärztin, die mich unter ihre Obhutgenommen hat, hat die Wochen hier von erträglich sogar zu genießbar gemacht, aber das ist wohl leider nicht immer der Standard (Props gehen raus an Maike :*) Aber auch hier gab es einmal die Woche nur für uns drei PJler von Oberärztlicher Seite her vorbereitete Stunden mit Fallbeispielen, während der Visite wurde erklärt und im majeutischen Style rausgekitzelt, was man vielleicht mal für M1/M2 gelernt hatte, aber niemals für wirklich in der Praxis angewandt gedacht hätte. Allerdings haben die Ärzte hier einfach deutlich mehr zu tun, es gibt mehr Betten und das Klientel ist ein anderes. Soweit es der Stress aber erlaubt, nimmt man sich auch hier Zeit für den PJler, um ihn bei jeder Untersuchung, die es gibt dabei zu haben. Mit eignen ZVKs etc. sieht es hier auch aufgrund der zusätzlichen Assistenzarztdichte und der doch eher schwierigeren Patienten eher schlecht aus, aber man kann immerhin immer anreichen oder zuschauen. Man kann hier speziell in die Ultraschallabteilung oder die Dialyse, was ich auch jedem empfehlen würde, den das interessiert.
Letztendlich kann man zwar gehen, wann man will, aber hier ist man als PJler zum Teil wirklich gebraucht, wenn sich wieder 5 delirante Patienten mit verschwindend wenig spürbaren Venen ihre rosa und blauen Zugänge gezogen haben und die MFA schon nach hause ist/sich weigert, eine neue Nadel zu legen, um nur ein Beispiel zu nennen.
Ich habe hier im Ärzteteam gerne gerabeitet und geholfen, aber wer ein entspanntes Inneretertial sucht und eigentlich nach dem Mittagessen am liebsten schon heim möchte, sollte vielleicht eine der anderen Meds wählen.

Tipps und Tricks & Nice to know:
- Man kann sich beim Schlüsseldienst auf Nachfrage extra Türen für den Transponder freischalten lassen (zum Beispiel Personaltoiletten oder die IMCI)
- Ebenerdig ist Ebene 4, Mitarbeitereingang ist auf Ebene 2, links unter der Notaufnahme (Ebene 3). Erspart die nervige Einlasskontrolle und die vielen Menschen
- Man kann sich anstatt der Polo-Hemden auch Kasacks holen - man muss es nur extra bei der Einkleidung erwähnen, da die nicht standardmäßig für uns vorgesehen sind. Geht auch noch nachträglich.
-Ein Mittagsessencoupon gilt normalerweise für: 1 Hauptspeise (die drei Gerichte an der Tafel ODER eine Portion Nudeln + Soße der Wahl(Bolo=Beschte!)) + 1 0,2l Getränk + 1 Dessert (Apfel/Banane/Pudding/Mousse au Chocolat etc). Morgens kann man sich dafür auch ein Gebäckstück nach Wahl und was aus dem Kaffeeautomaten holen - den Euro Pfand pro Becher muss man aber trotzdem mit dem Transponder bezahlen. Der Coupon gilt auch für belegte Brötchen oder Salatboxen. Also eigentlich für alles außer Pizza, Burger, Pommes, Leberkäswecken und was halt sonst gut schmecken würde :D
- Apropos Mittagessen: Die Coupons bekommt man im Personalbüro. Es wird nicht mitgezählt, wer wie oft kommt. Man hat auch während der 16 Studientage ein Anrecht auf Essen. Man kann mehrere auf einmal einsetzen. Sie gelten nur in der Cafeteria, nicht am Kiosk.
- Sollte der Softdrinkspender (mal wieder) defekt sein, kann man sich einfach eine 0,5l Flasche seiner Wahl nehmen
-Der PJ Unterricht ist immer (haha) montags von 15-16 Uhr. Theoretisch gibt es einen Plan, aber der wird nur halbjährlich rumgeschickt, deshalb habe ich den bis Juni ausgedruckt und an die PJ Wand auf Ebene 3 bei der Patho aufgehangen. (Wäre cool, wenn jemand das dann beim nächsten Plan ab Juni austauscht) Einige Fachrichtungen lassen den bei sich in den Übungsräumen stattfinden (Neuro), aber die meisten gehen in den Raum Kranen auf Ebene 6. Nur, dass man da nicht vom zentralen Haupteingang aus hin kommt, sondern erst nach Nord und dann von 6GH Seite aus von Hinten.
- Im Personalbüro gibt es auch die PJ-Logbücher. Bei uns kamen sie mit wirklich, WIRKLICH viel Nachfragen einen Monat vor Ende des Tertials. Der PJ-Beauftragte Oberarzt ist da die beste Anspruchsstelle bei Mangel.
- So Allgemein: Ihr seid PJler. Keine Laufburschen, keine Aufklärer, keine Blutabnehmer, kein Transportdienst, keine Kaffeeholer. Nach mindestens 5 Jahren Studium und zwei Staatsexamina. Sagt echt nein, wenn ihr gerade bei ner ZVK Anlange assistieren wolltet und die überarbeiteten Assistenzärzte euch die dritte Aufklärung am Tag in die Hand drücken. Ich bin der letzte, der beim Lagern nicht mit anpackt oder der nicht auch helfen will, um seine netten Kollegen zu entlasten, aber irgendwo muss man auch an seinen Zweck während dieser echt kurzen 4 Monate denken und was es euch bringt, wenn ihr die Götter der Kolo-Aufklärungen seid, aber so jede Lumbalpunktion verpasst habt. In Bamberg wurde man zwar zu wirklich viel dazu gerufen und zu eigenen praktischen Tätigkeiten ermutigt, aber ich weiß auch von Komilitonen (auch im selben Haus), die quasi als Premium Pfleger/MFA/persönliche Assistenz eingesetzt wurden. Und dafür ist es echt zu schade! Also engagiert euch, um möglichst viel zu sehen und auch selbst durchzuführen, auch wenn dafür mal ein Brief nicht rechtzeititg von euch fertig gemacht wird!


Alles in allem hat es mir wirklich gefallen. Würde ich wieder hingehen :)
Bewerbung
Übers PJ-Portal. Plätze waren sehr schnell weg, also lieber sich noch ein paar Alternativen überlegen, wenn man nicht direkt den ersten Buchungsplatz zugelost bekommen hat.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
EKG
Prüfungsvorbereitung
Tätigkeiten
Punktionen
Chirurgische Wundversorgung
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Braunülen legen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
EKGs
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
4
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2