PJ-Tertial Innere in Kantonsspital St. Gallen (5/2021 bis 8/2021)

Station(en)
Allgemeine Innere, Gastroenterologie, Kardiologie, Notaufnahme
Einsatzbereiche
Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, Notaufnahme
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Ein Tertial in der Inneren in St. Gallen ist absolut empfehlenswert! Meine Erwartungen waren aufgrund der sehr guten Berichte recht hoch - und sie wurden alle erfüllt, teilweise sogar übertroffen!
Am ersten Arbeitstag findet eine Informationsveranstaltung und eine Schulung auf das elektronische Patienten Management System PMS statt. Man bekommt einen Computerzugang und PMS Account und je nach Station sogar ein eigenes Büro und Telefon.
Ich fand das Arbeitsklima von Tag eins an klasse - sowohl unter den Ärzten als auch mit der Pflege und zwischen Ärzten und Unterassistenten/PJlern. Man duzt sofort jeden (außer den Chef). Auf meiner ersten Station gab es täglich Teaching durch den stellvertretenden Chefarzt persönlich, der besonders viel Wert auf differenzialdiagnostisches Denken und eine gute Struktur bei Anamnese und Untersuchung legte. Die klassischen Stationsaufgaben von uns Unterassistenten waren u.a. Patienten aufnehmen, Telefonate führen, Briefe und Verläufe schreiben, verschiedene klinische Tests (z.B. MoCA Test, Schellong Test) und BGA's durchführen, EKGs schreiben und für diagnostische Eingriffe aufzuklären.
Während meiner Rotation in die Kardiologie bestand der Arbeitsalltag leider größtenteils aus Aufnahmen für elektive Eingriffe ("Fließbandarbeit"), aber man konnte auch ab und zu mit ins Herz-Echo oder ins Herzkatheterlabor und bei spannenden Interventionen zusehen.
In der Gastroenterologie durfte ich sooft ich wollte bei ERCPs, Gastro- und Koloskopien zusehen. Hier hatte man auch wieder etwas mehr "klassische Stationsarbeit" (Untersuchungen, Aufklärungen, Arztbriefe schreiben, Labor, EKGs und Diagnostik anmelden etc.) als in der Kardiologie.
In der Notaufnahme konnte ich von all dem zuvor Gelernten zehren. Hier war die eigene Lernkurve besonders steil und trotz der enormen Arbeitsbelastung bei 12-h-Schichten würde ich jedem diese spannende Notfall-Rotation empfehlen. Es gibt auch einen sehr entgegenkommenden kompensatorischen Freizeitausgleich. ;-)

Dazu kamen tägliche Fortbildungen zu Krankheitsbildern und Untersuchungstechniken sowie ein wöchentlicher Journal Club. Besonders aus dem EKG- und Röntgen-Thorax-Kurs (extra für Unterassistenten!) konnte ich einiges mitnehmen. Außerdem stellten auch die Studierenden selbst wöchentlich spannende Fälle von ihrer jeweiligen Station vor. Das war nicht nur in fachlicher Hinsicht eine gute Übung, sondern auch besonders für Leute, die noch Schwierigkeiten haben, vor größerem Publikum zu reden – man präsentierte seine Fälle nämlich dem gesamten Departement Innere Medizin (inkl. Ober- und Chefärzten). Aber keine Angst - die Stimmung war immer wohlwollend und hier wurde niemand bloßgestellt. Es ging immer allein darum, uns Studenten etwas beizubringen!

Sonstiges:
Das Essen in der Mensa war sehr gut und für Schweizer Verhältnisse billig, für deutsche eher teuer (ab CHF 8). Ein Wohnheimsplatz war ohne Probleme reserviert und die Kosten wurden automatisch vom Gehalt abgezogen (ca. CHF 370). Es ist zwar ab und zu etwas eng in der Küche, die man sich mit bis zu 9 weiteren Leuten teilt, aber dafür werden Küche, Bad und Toilette regelmäßig geputzt. So viel Freizeit, wie ich von manchen deutschen PJlern gehört habe, bleibt einem natürlich nicht, wenn man unter der Woche knapp 45-50h in der Klinik ist. Am Wochenende hat man natürlich alle Möglichkeiten, die einem die Schweiz so bietet (Wandern, Mountainbiken, Schwimmen im Bodensee oder an den "Drei Weihern" oberhalb von St. Gallen, Ausflüge in andere Städte etc.). Ich würde jedem, der ein bisschen mehr von der Schweiz sehen will, das SBB Halbtax-Abo empfehlen. Ich hatte die Kosten dafür nach ca. 3-4 Wochen schon wieder komplett drinnen.
Bewerbung
Die Organisation lief super easy zunächst über das online-Portal (Bewerbung ca. 1-1,5 Jahre zuvor) und dann über das HR-Büro. Ich hatte ursprünglich eigentlich eine Stelle in Flawil. Ca. 1,5-2 Monate vor Tertialbeginn wurde mir dann mitgeteilt, dass der Standort Flawil leider im Sommer geschlossen werde. Ich konnte mich dann ganz unkompliziert entscheiden, ob ich die Hälfte meines Tertials in Flawil und die andere in St. Gallen machen oder sofort in St. Gallen starten wollte. Ich habe mich für Letzteres entschieden und denke im Nachhinein, dass das auf jeden Fall die richtige Entscheidung war. So blieb mir nicht nur das Pendeln erspart (das Wohnheim in Flawil hatte bereits im Frühjahr zugemacht), sondern ich bekam auch die spannenderen/komplexeren Fälle zu sehen und konnte an all den wirklich klasse Fortbildungen am KSSG teilnehmen.
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
EKG
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Eigene Patienten betreuen
Untersuchungen anmelden
Punktionen
EKGs
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
ca. CHF 1000

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13