PJ-Tertial Innere in Regionalspital Emmental Burgdorf (9/2021 bis 12/2021)

Station(en)
Notaufnahme, Privatstation, Allgemeinstation, Corona-Testzentrum
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Station
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Generell muss man sagen habe ich viel gelernt und das Team war sehr nett. Gerade im Vergleich zu deutschen PJ-Tertialen begegnet einem hier eine ganz andere Mentalität: Man wird gut ins Team eingebunden, ist mit allen (auch dem Chef) per du, die Pflege behandelt einen als die ärztiche Person und nicht als den Praktikanten und es ist ein schönes Miteinander. Die Kehrseite des Ganzen ist allerdings, dass man nie vor 17 Uhr nach Hause gehen kann, eher noch später. Die Schweizer wissen, wie man arbeitet und erwarten das auch von dir. Dafür bist du ein vollwertiges Team-Mitglied. Man sollte sich bzgl. der Sprache keine Illusionen machen, im Kanton Bern hat man einen ziemlich starken Dialekt, für den man schon gut ein paar Wochen braúchen kann bis man ihn wirklich versteht und am Gespräch in Echtzeit teilhaben kann. Man bondet dadurch oft weniger mit den Patienten und muss sich auf das Gefühl 'der Ausländer' zu sein einstellen. Es sind zwar alle nett, aber eine gewisse Distanz erfährt man trotzdem öfter. In der Notaufnahme durfte ich sehr selbständig arbeiten und eigene Patienten betreuen, die ich im Spätdienst auch wenn viel los war nur mit dem Hintergrunddienst am Telefon besprochen habe. Manchmal konnte man bei ERCPs aushelfen und dafür Mittagessens-Gutscheine bekommen, dieses kostet sonst ca. stolze 9 CHF. Man bekommt einen Batch, Kleidung, einen PC-Zugang und ein Telefon und das alles ohne, dass ich mich um etwas kümmern musste und vom ersten Tag an! Die Zeit auf der Notaufnahme war leider etwas zu kurz, da wir recht viele waren. Die Koordinatorin ist aber sehr bemüht und sucht immer nach einer Lösung mit der alle zufrieden sein können. Auf Station kann man auch selbst Patienten übernehmen und Vistite machen etc. Es sind eigentlich alle bereit einem Dinge zu zeigen und zu erklären und es wird gerne gesehen , wenn man sich einbringt. Zum Ende hin habe ich noch durch verschiedene Sprechstunden rotiert und mich da ein bisschen umgeschaut, da waren alle Oberärzte sehr offen und freundlich. Von seiner Freizeit kann man sich tatsächlich unter der Woche ziemlich verabschieden, ich habe eigentlich nur am Wochenende etwas unternommen. Nach einem 10 Stunden oder mehr Tag im Spital kann man dann in Burgdorf auch nicht mehr all zu viel anstellen.

Unterricht: theoretisch PJ-Unterricht 1 x pro Woche bei wechselnden Oberärzten, fiel öfter aus und man musste dem betreffenden Arzt/der Ärztin immer hinterher telefonieren und es hat auch oft nicht geklappt. Qualität sehr wechselnd und teilweise nur eine Anleitung wie man die anfallenden Hiwi-Jobs besser machen soll. Manchmal aber auch wirklich gut und lehrreich. Jeden Tag nach der Morgen-Besprechung gab es eine andere Fortbildung fürs ganze Team, welche meistens auch stattgefunden hat und meistens gut war. Das fand ich wirklich super!

Zur Wohnsituation: Burgdorf ist nicht sehr spannend, die Schweiz ist teuer und man fährt überall wo es schön ist 1,5 h hin. Das ist einerseits nervig, andererseits sitzt man gut in der Mitte, wenn man viel von der Schweiz sehen möchte,. Das Personalwohnhaus fand ich total in Ordnung, war recht sauber mit hellen großen Zimmern. Gemeinschaftsküche und -Bad. Im Winter allerdings sehr schlecht beheizt. Wir haben ab November durchgehend gefroren und es hat sich leider bis Mitte Dezember (bzw. bis zu meiner Abreise, keine Ahnung was danach geschah) niemand darum gekümmert, obwohl sich diverse Leute öfter beschwert hatten und das Problem wohl bekannt war. Man wohnt mit den anderen PJlern im Wohnheim und lernt sich so auch schnell kennen und entwickelt ein Zuhause- und miteinander-Gefühl.

Großes Minus war leider auch, dass ich wochenlang in der Corona-Teststation aushelfen musste. Die Arbeit ist zwar entspannt, aber die Begründung das Spital müsse jetzt sparen und deshalb Unterassistenten verheizen fand ich absolut inakzeptabel. Wurde glaube ich nach meiner Zeit wieder abgeschafft, nachdem diverse Leute schlechte Bewertungen abgegeben hatten, es zeigt einem für mein Empfinden aber trotzdem den Stand des Unterassistenten auf.

Zusammenfassend ein schönes Tertial, in dem ich einiges gelernt habe, jedoch die große Begeisterung die viele für die Schweiz empfinden nicht nachfühlen konnte. Es war ein sehr entspanntes Arbeiten mit gemeinsamen Mittagspausen und Kaffee trinken im Team (dieser wird einem meistens von einem netten Arzt ausgegeben - das gehört zum guten Ton) und insgesamt mit deutlich besserem Personalschlüssel (Ärzte und Pflege) als in Deutschland. Trotzdem fühlt man sich nicht so richtig zuhause und hat wenig Freizeit. Die Sprachbarriere sollte man wirklich nicht unterschätzen und auch wenn das Gehalt erstmal üppig klingt, so bleibt einem bei schweizer Preisen am Ende nicht viel übrig. In der Inneren gibt es keine Bereitschaftsdienste, nur ab und zu Corona-Dienste oder Visiten-Dienste am Wochenende. Es bleiben einem nach Abzug der Miete ca. 850 CHF. Am Ende ist es etwas nervig sich das Ganze anrechnen zu lassen, aber keine echte Hürde (kostet 50 CHF an die Berner Uni). Ich hatte eine gute Zeit hier und würde es generell auch weiter empfehlen, jedoch sollte man sich gut überlegen ob man bereit ist so viel zu arbeiten. Das Team von der Inneren ist wirklich super lieb und am Ende wurden wir Unterassistenten sogar auf die Weihnachtsfeier der Ärzte eingeladen, also vom persönlichen und der Stimmung her wirklich ein Traum!
Bewerbung
2,5 Jahre im Voraus Bewerbung direkt ans Spital / Sekretariat
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Rehas anmelden
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Poliklinik
Notaufnahme
Patienten aufnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Eigene Patienten betreuen
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
ca. 900€ (variiert stark, im ersten Monat gehen viele Kosten ab z.B.)
Gebühren in EUR
ca. 100€ Ausländerbehörde, 50€ Äquivalenzbescheinigung

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
4
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.87