PJ-Tertial Unfallchirurgie in Leopoldina Krankenhaus (8/2021 bis 10/2021)

Station(en)
Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Also viel gibts nicht zu sagen, außer dass ich das Tertial in der Chirurgie in SW nicht weiterempfehlen kann. :D Dort erlebt man Ausbeutung, wie man sie sich vorstellt.

Nach 8 Wochen in der Allgemeinchirurgie ging es in die Unfallchirurgie. Der erste Tag war schonmal ein toller Start: wir sollten in die Frühbesprechung, die immer um 7.15 Uhr ist, dort wurden wir weder begrüßt, noch irgwie über den Tagesablauf informiert. Also sind wir erstmal auf die UCH-Station getapselt und standen wir dann fragend rum bis irgwann ein OA auf uns zu kam, und nach einem kurzen "Hallo" wurden wir auch schon in den OP beordert.
Schnell wurde uns klar, dass diese Abteilung versucht, ihren extremen Personalmangel unter den Ärzten (ja, das Team besteht nur aus männlichen Ärzten) durch die Studenten zu kompensieren. Und so standen wir eigentlich die ganze Zeit nur im OP. Waren bei jeder Hüfte und bei jedem Knie eingeteilt. Es ging so weit, dass der OA irgendwann die Hüften mit 3 Studentinnen als Assistenz machen musste, weil einfach kein Arzt verfügbar war. Und so kam es dann auch für uns, dass wir regelmäßig an einem Tag drei Hüften hintereinander machen mussten. Das ist wahnsinnig anstrengend, weil man die oft sehr adipösen Patientenbeine für die sterile Desinfektion und in der OP hoch halten muss. Wir waren alles Mädels und mussten uns den ein oder anderen Spruch anhören, als wir das Zittern angefangen haben (Lasst euch das nicht gefallen! Ich hab irgwann mal dann den Satz rausgehauen, dass sie das Bein beim nächsten dummen Spruch selber halten können, danach wurde nichts mehr dergleichen gesagt.). Es kam auch vor, dass einer Pjlerin während der OP schlecht geworden ist und sie gesagt hat, dass sie abtreten müsse. Der OA hat daraufhin gemeint, das sei jetzt nicht möglich, wir haben keine Ersatz für sie. Sie wurde nach der OP zum Essen geschickt und sollte dann für die nächste OP wieder da sein.
Was man allerdings positives sagen muss: Den OA, die operiert haben, war durchaus bewusst, dass die OPs ohne uns Student:innen nicht laufen würden, und haben uns dann oft "als Dank" zunähen lassen. So habe ich zumindest Donati Nähen gelernt. Und wenn man gesagt hat, dass die Fahrgemeinschaft nach Wü auf einen wartet, durfte man auch pünktlich gehen.
Die Visite haben wir kein einziges Mal mitbekommen, weil wir zu der Zeit schon im OP standen. Ab der 2. Woche waren wir dazu aufgefordert, statt in die Frühbesprechung auf Station zu gehen und "so viele Blutentnahmen wie wir sie vor der ersten OP schaffen zu machen". Den Rest haben wir stehen gelassen und dem Stationsarzt übergeben. Doch anstatt die dann selber zu machen, hat er währenddessen immer wieder im OP angerufen, ob denn nicht einer von uns zwischen den OPs hochkommen kann, um die übrig gebliebenen BE's zu machen. Manchmal mussten wir uns dann schnell ein- und ausschleusen, manchmal hat der OA im OP uns aber da behalten und sich für uns eingesetzt, dass wir die Pausen zw. den OPs zumindest für einen Toilettengang nutzen können. Im Vergleich zu den Allgemeinchirurgen wurden einem, wenn man eine Frage im OP gestellt hat, diese auch ausführlich beantwortet. Leider war der Lerneffekt bei so vielen Hüft-OPs trotzdem sehr beschränkt - wir haben eigentlich keinen einzigen wachen Patienten gesehen(außer zur BE) oder untersucht. Ich habe den Chef dann irgendwann persönlich darauf angesprochen und gefragt, ob es denn in den nächsten Wochen die Möglichkeit gebe, dass wir PJler abwechselnd mal in die Notaufnahme oder in die Sprechstunde gehen und uns das Untersuchen von Gelenken mal ansehen. Seine Antwort war genauso arrogant wie ignorant: "Nein, das ist nicht für das PJ vorgeschrieben. Ihre Aufgabe ist es, dass die OPs laufen und sie hier mithelfen, mehr nicht." Wenn der Abteilungsleiter schon so denkt, dann Gute Nacht. Ich frage mich, wo sie das Zertifikat "Faires PJ" gekauft haben. Auch die Art und Weise, wie er mit seinen Mitarbeitern umgeht, ist einfach nur unverschämt. Kein Wunder, dass die Stimmung im Team so miserabel ist und eine Kündigung auf die nächste folgt. Tatsächlich haben wir uns dann auch an die PJ-Beauftragte Frau Lipinski gewandt, die uns allerdings mit den Worten "Sollen wir für die PJler etwa einen roten Teppich ausrollen?" oder "Wenn Sie sich nicht gut fühlen und nicht im OP stehen können, dann müssen Sie eben nach Hause gehen und einen Fehltag nehmen!" (Auch wenn man bis zu dem Zeitpunkt schon 4 Stunden im OP stand.) nicht sonderlich behilflich war. Also Augen zu und durch.
Die OP-Schwestern sind größtenteils sehr nett; einige versuchen, ihre Arbeit an die Studenten abzudrücken und maulen einen an, wenn man sich nach der OP und der Gipsanlage gleich auszieht (ja, mit Röntgenschürze und Helm und Co. ist man nach so einer OP durchgeschwitzt und will einfach nur raus aus dieser Montur), denn man solle vorher noch die Lafette reinfahren und und und. Okay wow.
Fortbildungen haben von 12 genau 2 stattgefunden. Alle anderen Fortbildungen des Hauses haben wir verpasst, weil wir ja ständig im OP standen.

Achja, und während der ganzen Zeit haben wir nicht nach einer einzigen OP ein "Danke" gehört.
Ich bin sehr frustriert und enttäuscht (und auch körperlich total fertig) aus diesem Tertial gegangen und war nicht einmal ansatzweise vorbereitet aufs M3. Dementsprechend kann ich dieses Haus für Chirurgie leider nicht empfehlen.

Zeitlichen Aufwand und Kosten für An- und Abfahrt von Wü nach SW nicht unterschätzen (Man ist jeden Tag mind. 10 Stunden unterwegs!)!
Essen ist okay, man kommt aber oft nicht dazu, weil OP.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Mitoperieren
Notaufnahme
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
3
Freizeit
4
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.33