PJ-Tertial Chirurgie in Ev. Krankenhaus Koenigin Elisabeth Herzberge (6/2021 bis 10/2021)

Station(en)
ZNA, Gefäßchirurgie, Allgemeinchirurgie, Orthopädie/Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Nachdem vor Beginn des Tertials eine größtenteils in rot geschriebene Hate-mail mit sehr vielen Ausrufezeichen kam, dass Studientage abzusprechen sind und früheres Gehen vor Dienstende als Fehlzeiten gewertet werden würde, hat sich dieses Tertial doch als insgesamt ziemlich gut herausgestellt:
Die Studientage sollten in der Tat (oberärztlich) rückgesprochen werden, sind dann jedoch sehr flexibel und eigentlich immer möglich. Man kann auch sammeln. Das mit dem früher gehen, wenn mal nichts mehr los ist, war auch nie ein Problem. Insgesamt war es ein guter Deal, wenn man wie ich, nicht unbedingt ein chirurgisches Fach machen , aber dennoch einen gewissen Einblick erhalten möchte. (Es stellte sich heraus, dass es wohl Probleme mit den PJs vor uns gab.)

Am ersten Tag bekommt man die ersten Essensmarken, eine IT-Schulung für die modernerweise digitale Dokumentation (eigentlich ja eine gute Idee, aber leider eines der schlechtesten/unübersichtlichsten Krankenhaus-Systeme mit dem ich je gearbeitet habe) und die Essensmarken. Umkleiden gibt es keine, ich habe mich im Dienstzimmer bei den Orthos umgezogen, wo man dann den Schlüssel immer aus dem Ärzt*Innenzimmer holen muss.
Es gibt einen festen Rotationsplan nach dem man in die ZNA, Gefäßchirurgie, Viszeralchirurgie und 2 x Orthopädie/Unfallchirurgie rotiert. Die erste Rotation dauert 4 Wochen, die anderen jeweils 3 Wochen bzw. O/U dann unter Umständen 6 Wochen insgesamt. Man kann unter Umständen tauschen und ggf. auch 1-2 Wochen umlegen, ansonsten ist der Plan jedoch recht verbindlich.
Arbeitsbeginn ist offiziell 7:00 Uhr, Röntgendemo jedoch erst 10 nach...
Die Radiolog*Innen sind leider schlecht gelaunt und keiner hört zu, weswegen auch nicht besonders viel dabei herumkommt. Die Röntgendemo ist nur bei den Orthos und Viszeralchirurg*Innen.

Ich habe in der Rettungsstelle angefangen, wo Dienstbeginn erst um 8 ist. Das Klientel entspricht größtenteils eher dem einer niedergelassenen Praxis (alle Polytraumata werden vom UKB abgefangen) und man verbringt einen Großteil der Zeit mit der diensthabenden Fachärztin, was ich als sehr angenehm empfunden habe, da man quasi ein 1/1 Teaching hat und sich auch sonst mit ihr über viele Dinge austauschen konnte. Teilweise war relativ wenig Andrang: Es kam schon öfters vor, dass bis um 10 kein einziger Patient da war. Man darf nachuntersuchen, Flexülen legen/BEs machen und ein bisschen dokumentieren, je nach Assistent*In auch selbst eigene Patient*Innen betreuen. Wenn etwas zu nähen war, durfte man immer selber nähen, wenn man wollte. Die Kolleginnen aus der Rettungsstelle haben mir sogar eine Hospitation im NEF in Brandenburg organisiert, was in Berlin bei meinen Rettungsstellenfamulaturen nie möglich war. Gehen konnte man hier meist gegen 15:30/16:00 Uhr, da insbesondere Nachmittags meist mehr los war. Mittagessen war immer möglich, man ist mit der diensthabenden Chirurgin oder alleine gegangen.

Weiter ging es in der Gefäßchirurgie: Hier war Dienstbeginn um 7 Uhr und die Visite (klassisch Chirurgie-Style, Patient*Innen werden nur mit Diagnose nicht mit Namen angeredet und die verbale Kommunikation beschränkt sich auf maximal 2-Zeiler auch bei adequaten Patient*Innen mit 1-2 Ausnahmen seitens des Personal, die sich mehr Mühe gegeben haben) hat auch kurz nach 7 angefangen.
Nach der anschließenden Frühbesprechung folgten täglich etwa 1-5 BEs/Flexülen und wenn man damit durch war, durfte man immer in den OP, wenn man gefragt hat. Im OP waren alle super nett und nachdem ich am Anfang meist hinter dem Tuch stand, durfte ich ab Tag 3 quasi immer mit an den Tisch, auch bei OPs wo man mich nicht unbedingt gebraucht hätte. Dabei haben die OÄ sehr viel erklärt und die OP-Pflege war auch sehr nett. Man durfte öfter zunähen, oder sogar zum Teil auch mitpräparieren und natürlich die guten alten Haken halten. Es wird dort auch viel endovaskulär gemacht und in der zweiten Hälfte des Tertials auch die ein oder andere Aorta. Die 1-2 Tage wo ich nur auf Station war, waren entsprechendend eher ereignislos: viele Verbandswechsel, wenig Briefe und im Allgemeinen sehr wenig bis nichts zu tun. Man konnte auch in die Ambulanz, die meist an die einzige Ärztin in der recht männerdominierten Gefäßchirurgie abgeturft wird. Dort nimmt man Patient*Innen auf bzw. macht die Vorgespräche mit. Die letzte OP war meist Richtung 15:00/15:30 zu Ende und dann durfte man auch gehen.
Von den chirurgischen Stationen hat es mir hier mit am besten gefallen.

Die nächste Station war die Viszeralchirurgie mit der oben genannten Rö-Demo morgens. Im Anschluss meist Visite (etwas menschennäher als bei den Gefäßchirurg*Innen). Anschließend hieß es ebenfalls BEs, Flexülen und Drainagen. Im OP war ich hier leider weniger als bei der Gefäßchirurgie, was auch daran liegt, dass ingesamt weniger operiert wird. Man durfte aber eigentlich immer, wenn man gefragt hat und der OA hat dann auch viel erklärt und war sehr nett. Da der letzte OP-Punkt meist Richtung 14:00 Uhr zu Ende war, oder man zum letzten Punkt nicht mitgegangen ist, war im Anschluss nach 1-2 Briefen nichts mehr zu tun und ich konnte quasi immer min. 1-1.5h früher, sprich um 13:00-14:00 Uhr gehen. An OPs gab es viele laparoskopische OPs und Darmchirurgie. Abzüge würde ich hier lediglich für die Pflege vergeben, die den Famulus und mich beispielsweise am Wochenende für Sitzwachen missbrauchen wollte und einmal äußerst unfreundlich den Befehl an uns gab, die internistischen BEs (interdisziplinäre Station) zu erledigen, weil deren PJ nicht da war. Grundsätzlich kann man solche "Gefallen" ja gern auch mal machen, allerdings macht der Ton eben die Musik...

Als letztes war ich noch 3 Tage auf der Ortho-Unfall (hatte die beste Rotation bekommen und einiges an Studientagen gesammelt zusammen mit dem Urlaub am Ende). Röntgendemo siehe oben, danach sollte man BEs und Flexülen machen und konnte, wenn man diese in der Zeit geschafft hatte auch zur Visite (deutlich mehr BEs als auf den anderen Stationen, weil größere Station). Im OP, wenn man wollte, hat der OA, der bei mir da war, sehr viel erklärt und war sehr nett.
Hier war die Pflege auf Station im Vergleich zur Viszeralchirurgie ziemlich nett.

Unterricht: eigentlich 1x die Woche, ist aber sehr oft ausgefallen bzw. wurde verschoben. Es waren aber auch einige gute Kurse dabei.
Essen: Essensmarken à 5€/Tag (immer für den ganzen Monat ausgeteilt), reichen im Gegensatz zu beispielsweise Vivantes für ein komplettes Essen und man darf auch mehrere am Tag nehmen und für mehrere Leute. Es gibt ein Buffet und das Essen ist mittelschlecht mit einer vegetarischen Option die häufig aus Milchreis oder Germknödel besteht.

Overall: Wenn man mittelmäßig Bock auf Chirurgie hat und sich nicht scheut, in den OP zu gehen, eigentlich ein ganz guter Deal. Die Rotationen sorgen dafür, dass man nichts zu lange aushalten muss und das (ärztliche) Personal ist größtenteils sehr nett, wenn man die (nicht übermäßig vielen) BEs klaglos erledigt.

NB: Einzig scheint das Krankenhaus ein ernsthaftes Hygiene-Problem zu haben: In meiner Zeit gab es mehrere Wundinfekte mit Clostridium perfringens und die Intensivstation musste für mehrere Wochen gesperrt werden, wegen acinetobacter-baumanii-Ausbruch... Ausserdem herrschen v.a. in der Orthopädie/Unfallchirurgie, als auch in der Gefäßchirurgie weiterhin recht antiquierte, machohafte Zustände mit Kommentaren über die "Fruchtbarkeit von Kolleginnen", dem Ausspruch, dass "die Umbenennung unserer Ärztezeitung in Ärzt*innenzeitung eine Verunglimpfung der deutschen Sprache" darstelle oder dem Kommentar, dass man nicht wüsste "wo es denn bitte keine Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen gebe, hier mit Sicherheit nicht", bei einer einzigen weiblichen Mitarbeiterin in der untersten Position im Verhältnis zu 7 männlichen Kollegen mit Positionen bis zur Spitze. Auch, wenn ich mich persönlich eher als nicht besonders politischen Menschen einschätzen würde, muss ich doch zugeben, dass ich das nicht unbedingt als zeitgemäß empfunden habe.
Insgesamt bin ich trotzdem zufrieden mit dem Tertial und würde es wie oben genannt empfehlen.
Bewerbung
zentral über PJ-Portal
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
Gipsanlage
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Briefe schreiben
Mitoperieren
Chirurgische Wundversorgung
Braunülen legen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.4