PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in St. Gertrauden Krankenhaus (10/2020 bis 12/2020)

Station(en)
Neurochirurgie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Dies ist mein ausführlicher Bericht zur neurochirurgischen Rotation (1 Monat) im Rahmen meines Chirurgie-Tertials. Die anderen Rotationen habe ich in einem großen Bericht zusammengefasst.

Neurochirurgie:
Ich war der einzige Student auf der Station. Meine Rotation begann auf der Neurochirurgie, vor der ich am meisten Respekt hatte. Empfangen wurde ich freudig von drei Assistenzärzten im Arztzimmer, die gerade irgendwas besprochen haben. Mir wurde schnell ein eigenes Schließfach im Arztzimmer freigemacht, der Schlüssel hierfür gegeben und mir wurde dann gesagt, ich solle mich einfach erstmal entspannt dazu setzen und könne mir nen Kaffee nehmen.
Durch meinen Einzelstatus hatte ich im Verlauf der Rotation jederzeit die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mir Sachen erklären zu lassen – alle waren jederzeit offen dafür. Besonders fand ich, dass es nicht nur über Eigeninitiative lief, sondern ab und zu auch die Ärzte auf mich zugekommen sind, wenn sie der Meinung waren, dass sie jetzt etwas Spannendes machen werden oder mit mir einen spannenden Eingriff nachbesprechen wollten.
Die Stimmung war zwischen dem ärztlichen Personal untereinander sehr gut, ebenso die Stimmung zwischen ärztlichem und Pflegedienst. Zur Mittagspause wurde sich gegenseitig angerufen, damit man wann immer möglich, gemeinsam in die Kantine gehen konnte – einschließlich der Oberärzte.

Die Aufgaben des PJlers entsprachen ungefähr einer abgespeckten Form der ärztlichen Aufgaben. Man hat am Tag ca. 1 bis maximal 2 Neuaufnahmen durchgeführt; die Assistenzärzte ebenso – das war also keine Aufgabe, die an den Studenten abgeschoben wurde. Blutentnahmen gab es neurochirurgisch kaum – ungefähr 5 pro Tag – und wenn es mehr wurden, haben Ärzte ungefragt einige davon selbst gemacht, wenn sie ohnehin zu einem Patienten gegangen sind.

Montags ist oft ein Tag mit vielen (ich würde sagen normal so 3-5) Neuaufnahmen. Die teilen sich die Stationsärzte auf, sodass jeder 1 oder mal 2 pro Tag gemacht hat. Am ersten Tag bin ich einfach weiter mitgelaufen und konnte mir alle Abläufe in Ruhe angucken.
Alle Ausführungen zusammengefasst war der erste Tag ein absoluter Bilderbuchstart – besser geht’s nicht. Ich habe mich pudelwohl gefühlt und mich auf die nächsten Wochen gefreut, obwohl ich immer noch ein bisschen Bammel vor dem Neuro-Zeug hatte.
Der nächste Tag begann kurz vor 7:30 – Treffpunkt im Arztzimmer, damit man zu 7:30 gemeinsam zur Frühbesprechung im Demo-Raum am anderen Ende der Station gehen konnte. Dort wurde ich vom Chefarzt kurz vorgestellt und bekam selbst Gelegenheit, ein paar Sätze zu mir zu sagen. Ausnahmslos jeder begrüßte einen freundlich auf der Station und blieb auch im Verlauf des Monats hilfsbereit und war immer für Antworten zu haben – inklusive der Oberärzte, sofern diese auf Station waren. Zeitgleich betreiben diese ein MVZ im Nebengebäude, über das viele Patienten aufgenommen werden.
Die meiste Zeit verbrachte ich im Verlauf mit den Jungassistenten vom ersten Tag. Mir wurde viel erklärt und nach wie vor wurde mir jede Frage zu Patienten oder Krankheitsbildern erklärt. Mir wurde gezeigt, wie die neurologische Untersuchung abläuft, im nächsten Schritt führte ich selber eine durch, während jemand daneben saß und mir über die Schulter guckte. Nach kurzer Zeit konnte ich mich in die Abläufe mit einbringen, nahm selbstständig Patienten auf und führte Verlaufsuntersuchungen durch. An der Visite konnte ich täglich teilnehmen. Man führte nicht die ungewollte Arbeit der anderen durch, sondern hatte sozusagen gleiche Aufgaben – so nahm man eben genau so wie die anderen auch einen der Neuzugänge auf. Blutentnahmen gab es wohlbemerkt auch – oft ganze 5 Stück an der Zahl. Darum kümmerte man sich direkt nach der Frühbesprechung und schaffte es daher eigentlich immer pünktlich mit zur Visite. Häufig nahm trotz der geringen Anzahl jemand stillschweigend eine Blutentnahme selbst mit, wenn dieser ohnehin zu einem bestimmten Patienten wollte und auf dem Schirm hatte, dass er bestimmte Werte kontrollieren wollte. Wenn ich irgendwelche Blutentnahmen nicht schaffen sollte, solle ich einfach Bescheid sagen und jemand anderes würde es übernehmen.

Da ich der einzige Student war, musste ich nicht um Aufgaben konkurrieren – wenn irgendetwas Spannendes auf der Station passiert ist, war ich für gewöhnlich mit dabei. ((In anderen Rotationen waren auch mal zwei PJler zeitgleich dort. Dann gibt es laut deren Aussage wohl eher einen gewissen Mangel an Aufgaben.)) Auch der OP war ein wichtiger Punkt des Tagesablaufs. Mir wurde angeboten, dass ich immer Bescheid sagen solle, wenn ich zu einer OP mitgehen möchte. Abgesehen davon wurde man manchmal auch einfach als Assistenz gebraucht. Leitender Operateur war in der Regel einer der Oberärzte oder der Chefarzt, manchmal einer der Fachärzte. Der Chef übernimmt den überwiegenden Teil der Kopf-OPs selber, diese Eingriffe (Tumor-/Metastasen-Entfernung) dauern gerne zwei, drei Stunden. Ansonsten wird viel am Rückenmark operiert (Nukleotomien, Spinalkanal-/Neuroforamenstenose,) das machen vor allem die Oberärzte. Bevor ich in den OP gegangen bin, hat mir der Jungassistent vom Anfang einen privaten Crashkurs mit den generellen Verhaltensregeln gegeben, damit ich mir nicht im OP verloren vorkomme und hat mich hierfür sogar zu meiner ersten OP begleitet. Im Verlauf hat er ein mehrseitiges Dokument erstellt, wo er den gesamten Stationsalltag inklusive solcher Abläufe für zukünftige PJler beschrieben hat und den wir im Verlauf bearbeitet haben. Ist letztlich ein hilfreicher Leitfaden geworden, der im Prinzip meinen Bericht hier ausführt – viel Spaß allen damit! ;)

Am Ende stand ich mit jedem der Oberärzte und dem Chefarzt wenigstens einmal im OP. Jedes Mal wurde mir irgendetwas neues erklärt – der Chef fragt auch gerne Sachen. Wenn man da nicht völlig daneben greift, kommt man daran anschließend je nach Interesse auch selber dazu, Fragen zu stellen. Insgesamt war ich bei vielen interessanten OPs dabei, darunter große Tumorentfernungen, ne Janetta-OP, ne subakute Subduralblutung und diverse Eingriffe am Rückenmark, die mich bereits von Hause aus am meisten interessiert haben. Bis auf einmal konnte ich immer mit an den Tisch, wo man mit dem Operateur zusammen durchs Mikroskop live guckt, und selber vor allem saugt, mal was hält/fixiert, oder spült. Ich erinnere mich gut an eine OP bei Spinalkanalstenose mit einem der OAs, der mir einen kompletten Anatomie Kurs intraoperativ gegeben hat und sozusagen jede Struktur benannt hat sein Vorgehen und seine Überlegungen erläutert hat. Leider das einzige Mal, dass ich mit ihm im OP war.

Meine Zeit auf der Neurochirurgie war großartig. Jedem, der im Sankt Gertrauden sein Chirurgie Tertial macht, empfehle ich zu probieren, auch die Neurochirurgie zu sehen. Wer plant, dies als Wahlfach vier Monate zu machen, sollte lediglich berücksichtigen, dass vor allem Rückenmark operiert wird und Kopf-OPs nahezu ausschließlich vom Chef gemacht werden und damit einfach seltener ist. Neben vieler persönlicher Tipps von allen Seiten bekommt man auch als Fachfremder gute Einblicke in die Neuro und wenn man mit all dem nichts anfangen kann, hat man zumindest einfach eine schöne Zeit dort.
Bewerbung
Normale Bewerbung über das PJ-Portal. Meine Startzeit war in der Mitte des Anmeldezeitraums.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Botengänge (Nichtärztl.)
Briefe schreiben
Mitoperieren
Poliklinik
Röntgenbesprechung
Punktionen
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1