PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spital Thun (3/2021 bis 6/2021)

Station(en)
Viszeralchirurgie, Ortho/Trauma, Gefässchirurgie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
In Thun ist man in der Viszeralchirugie sowie Ortho/Trauma angestellt, was eine Bewertung als gesamtes schwierig macht, da sich die Fachbereiche doch sehr unterschiedlich präsentieren.

1) Orthopädie: ein motiviertes Team , in dem man viel OP-Erfahrung sammelt, oft nähen kann und einiges an klinisch relevanten Anatomie-Kenntnisse vertiefen bzw wieder aus der Tiefe kramen kann. Es wird auch viel Unfall/Trauma mit abgedeckt, vor allem in den Diensten am Abend sowie am Wochenende. Viele Oberärzte beziehen dich am OP-Tisch aktiv mit ein, stellen dir viele Fragen (aber immer auf freundliche Art) und machen Teaching. Wenn die Uhus gut besetzt sind, kann man auch gut mit in die verschiedenen Sprechstunden (je nach OA auch selbst Patienten voruntersuchen, Diagnostik vorschlagen/beurteilen und Therapieoptionen besprechen), es gibt neben der grossen Protetik-Abteilung auch Hand/Fusschirurgie, viel Schulter, Knie, Sportmedizin, ... Es wird dir als Studierende*r nichts hinterhergeworfen, aber bei Interesse und Nachfragen gibt es viele Optionen und deinem Interesse wird freundlich begegnet. Besonders auf dem Notfall kann man viel selbst untersuchen, Aufnahmen machen, Prozedere besprechen, Wundversorgung lernen und nähen, allerdings waren wir meist zu schlecht besetzt, und da OP-Assistenz und OPAS (OP-Anästhesie-Sprechstunde, Patientenakten anlegen und stupide vorbereiten) stets Priorität haben, war meine Zeit auf dem Notfall äusserst begrenzt, schade.

2) Viszeralchirurgie: neue Uhus? Das fällt den meisten Ärzt*innen in der Viszi wohl kaum auf, ausser der*die Studierende hält den Leberhaken im OP mal wieder so beschissen, dass Weiteroperieren unter diesen Umständen absolut unzumutbar erscheint :P
Wir wurden nie von irgendwem aus dem ärztlichen Team begrüsst oder vorgestellt, sodass wir nach einigen Tagen im Morgenrapport der Viszis laut STOP gerufen haben, um wenigstens kurz unsere Namen und Funktion zu nennen. Über die weitere Betreuung, Einbeziehung ins ärztliche Team etc sagt das aber schon einiges aus. Im OP assistiert man viel und kann von Hemikolektomien, bariatrischer Chirurgie, onkologischen Tumorresektionen, Sigmaresektionen, den klassischen Appendektomien/Cholezystektomien und im Dienst auch Notfalllaparotomien einiges sehen, sonst hält man aber bitte weitgehend den Mund und brav seinen Haken. Teaching am OP-Tisch stellt ein seltenes und unerwartetes Highlight vor, Bauch zunähen kommt bei einigen OÄ vor, aber generell weniger als in der Ortho. Die Stimmung ist eine fragile Angelegenheit, die schnell kippen kann, wer mal wieder einen Wohlfühltag ohne grosses Gepöbel braucht, geht am besten in einen der Orthosäle.
Die Viszi-Assistent*innen sind sehr nett und oft auch motiviert, jedoch häufig neu und unerfahren. Es lohnt sich , ein bisschen zu socialisen und zu sehen, von wem man etwas lernen kann und wer bereit ist, Forbildungen zu halten - es finden sich doch einige Motivierte, wenn man weiss wo man suchen muss! Dann kann man auf eigenen Wunsch auch Fallbesprechungen, Nahtkurs, Laparoskopietrainer (im Bunker unter dem Spital im Trainingsraum), Patient*innen visitieren auf Station etc machen. Auch auf dem Notfall ist immer ein Viszi-Assistent*in un dman kann unter Anleitung viele Bäuche untersuchen, alle Appendizitis-Zeichen durchexerzieren, das weitere Prozedere mit OÄ verfolgen und wenn man dann der*die Glückliche mit Pikettdienst ist, ggf. auch gleich beim operativen Vorgehen assistieren.

Dennoch: gerade in der Viszi bekommt man doch stark das Gefühl, primär eine unterbezahlte Arbeitskraft zu sein, die für OPAS und OP-Assistenz zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit zu stehen hat, ohne dafür ernsthaftes, strukturiertes Teaching oder Ausbildung zu erhalten. Die Pikettdienste (Pikett 2) müssen 24/7 von den Uhus abgedeckt werden, was zu 5. oder 6. noch gut machbar ist, zu 2. oder 3. aber richtig scheisse ist. Dann fällt auch die Chance auf spannende Notfalltage/Sprechstunden/Fortbildungen flach, denn ihr steht pausenlos im OP und springt von Saal zu Saal. Die Wohnung wird zwar gestellt, sonst gibt es jedoch auch bei ganzen Nächten im OP keine Vergütung (pro Wochenendtag 1 Kompensationstag, unter der Woche aber offiziell nichts).
Generell gilt: kommunizieren und frühzeitig ankündigen, wenn wenig Uhus da sind und die Aufgaben/Pikettdienste nicht hinhauen. Aktuell sind die Assistent*innen aus Viszi und auch Ortho sehr gut besetzt, d.h. auch die können mal im OP assistieren und vor allem auch Fortbildung mit euch machen! Gerade zu 2. sollte man auch aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht den kompletten Pikett unter der Woche und am Wochenende abdecken, sprecht dies frühzeitig an und besteht darauf, dass zumindest ein Teil der Dienste von Assistent*innen übernommen wird (die im Übrigen auch dafür bezahlt werden).

Einige unserer Anregungen für die Nächsten (mit den zuständigen OÄ auch so angesprochen):
- Fixe Rotationen auf den Notfall (mit Blockstudierenden aus Bern absprechen!)
- Maximal 1-2 Pikettdienste unter der Woche sowie 1/Monat Wochenenddienst, wenn schlecht besetzt: unbedingt mit OÄ frühzeitig ansprechen und klären!
- Fortbildungen einfordern, v.a. bei den Assistent*innen der Viszi gibt es durchaus Bereitschaft zur Lehre und einiges an Potenzial, aber ohne Eigeninitiative werdet ihr höchstwahrscheinlich vergessen und bekommt überhaupt keine Lehre! In der Orthopädie gibt es fix Donnerstag Nachmittags gemeinsam mit den Blockstudierenden Fortbildungen und oft auch durch z.B. die Teamleader*innen vom Notfall (erfahrene Assistent*innen) oder OÄ spannende Fortbildungen. Besonders empfehlenswert: Sportmedizin, Fuss, Traumatologie. Unbedingt Eigeninitiative zeigen und aktiv nach diese Fortbildungen fragen!

Insgesamt kann man in Thun bei allen Aufs und Abs eine grandiose Zeit haben - die Wohnung mit vielen Uhus ist super (und kostenlos), man wohnt direkt am Stadtzentrum mit der Aare und dem Thunersee, die Berge rufen und als berg/sport/rennrad/kletter/see/wander/...begeisterter Mensch kommt man voll auf seine Kosten. Ob die Chirurgie dann sein muss, ist eine andere Frage, wobei auch hier mit guter Uhu-Besetzung eine gute Mischung aus Pflichtprogramm (Pikett, OP-Assistenz), Fortbildungen, Notfall und Käffchen auf der Dachterrasse in der Sonne erreicht werden kann.
Bewerbung
regulär ca 1.5 Jahre im Voraus über Sekretariat Chirurgie (Sandra Grünig, Frau Feller), aber auch häufig spontan noch Plätze frei
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1250 CHF

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.73