PJ-Tertial Unfallchirurgie in Friederikenstift (3/2021 bis 5/2021)

Station(en)
E-Nord
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme
Heimatuni
Hannover
Kommentar
Ich bin eine derjenigen, für die Chirurgie die absolute Horrorvorstellung war. Ich hatte keine Lust auf den OP, konnte mit dem Fach nichts anfangen und hatte vor allem durch schlechte Vorerfahrungen aus der MHH Angst vor blöden Ärzten, rauer Stimmung und Rumgeschreie.

Entsprechend zurückhaltend kam ich am ersten Tag auf Station an. Leider hatte sich anfangs niemand so recht zuständig gefühlt, da (wie ich später erfahren habe) die PJ-Beauftrage im dienstfrei war. Ich bekam aber meine Kleidung und später auch von der sehr sehr netten Sekretärin die Schlüssel zu der eigens für die Studentinnen eingerichteten Umkleide, in der man auch noch einen eigenen, abschließbaren Spind hatte, sowie Schlüssel für die Toilette neben der Umkleide und ein PJ-Telefon.
Ansonsten war mein erster Tag etwas chaotisch und ich bin nachmittags etwas frustiert aus der Klinik rausgegangen.

Nach den ersten Tagen wurde es jedoch immer besser. Dienstbeginn war morgens um 7 Uhr mit der Visite. Das ging leider immer recht flott, weil püntklich um 7:30 Uhr Frühbesprechung war, sodass keine Zeit für Fragen oder Erklärungen blieb. Zur Frühbesprechung durften wir wegen Corona leider nicht mitkommen, sodass wir in der Zeit in der Küche saßen und uns schonmal für den anstehenden OP-Tag gestärkt haben. Denn nach der Frühbesprechung wurden wir (also PJler und Famulanten) in die OPs eingeteilt. Es laufen jeden Tag zwei OP-Säle, wobei auch meist noch OPs im Notfall-Saal laufen. Die OPs waren sehr anstrengend für mich und ich hatte oft Muskelkater, aber man konnte immer sagen, wenn es einem mal nicht gut ging. Im OP durfte ich ab und zu am Ende die Hautnaht machen und einmal sogar bohren und eine Schraube reindrehen!!
An dieser Stelle möchte ich zum wichtigsten Punkt kommen: das Team ist wirklich sehr nett! Es ist wahnsinnig groß (ich glaube 40 ÄrztInnen? und damit die zweitgrößte UCH in Hannover nach der MHH), aber auch sehr jung. Es gibt sehr viele AssistentInnen, von denen viele (ich glaube sogar die Hälfte) junge Frauen sind. Auch die OberärztInnen sind sehr nett- ich durfte sogar alle bis auf einen duzen. Also von der Stimmung im Team her: Top! Ich habe mich dort wahnsinnig wohl gefühlt. Selbst der Chef hat uns jeden Morgen gegrüßt (erschreckend, dass ich das für außerordentlich erwähnenswert halte...) und uns in die OPs eingeteilt. Ich war auch öfter bei ihm im Saal und habe viel von ihm erklärt bekommen. Es war nie (!!) jemand unfreundlich zu mir und es hat mich tatsächlich auch nie jemand angeschrien- eine Erfahrung, die einige meiner Freunde im PJ durchaus machen mussten.

Im vollen OP-Tag war zwischen den OPs auch meist Zeit, um sich zwischendurch am kostenlosen Essen in der Kantine zu bedienen. Es gibt jeden Tag drei Angebote, mindestens eines ist vegetarisch. Das Essen ist ganz ok und ich fand es echt cool, dass es für uns kostenlos war. Man musste sich jedoch meist ziemlich beeilen, um wieder pünktlich im OP zu sein.

Feierabend war immer superpüntklich. Regulär geht die Arbeitszeit bis 15:12 Uhr und ich bin nur ein oder zwei Mal länger geblieben- und dann auch nur für zehn Minuten. Als wir einmal um 15:15 Uhr noch im OP waren, hieß es ganz aufgeregt, dass ich ganz dringend ausgetauscht werden müsste wegen Feierabend- dabei waren wir schon am Zunähen und hätten eh nur noch fünf Minuten gebraucht. Das kannte ich so bisher nicht aus dem PJ und fand ich sehr nett. Es stimmt also nicht, wie in der Bewertung vor mir geschrieben wurde, dass man erst "spät" gehen darf. Ich durfte nur einmal richtig früh, um 13 Uhr, gehen, aber sonst war es halt pünktlich und mehr kann man eigentlich nicht erwarten.

Ab und zu gab es auch mal einen Tag, an dem man in die Notaufnahme gehen konnte- oder wenn man mal füreine OP zwischendurch nicht gebraucht wurde. Das hat mir natürlich am meisten Spaß gemacht und weil die UnfallchirurgInnen immer ein sehr großes Patientenaufkommen haben, konnte man sehr viel sehen und selber untersuchen und den Patienten dann dem Arzt vorstellen und eine Aufnahme erstellen. Hier konnte ich wirklich am meisten lernen! Ich durfte sogar selber Schnittwunden oder Kopfplatzwunden versorgen und nähen. Im Vorhinein empfiehlt sich natürlich nochmal ein Nahtkurs, den ich einfach im SkillsLab zu Beginn des Tertials gemacht habe.

Noch ein paar Punkte und Zusammenfassung:
- Arbeitszeit: 7:00 Uhr bis 15:12 Uhr
- Tertial ist eingeteilt in 8 Wochen UCH und 8 Wochen ACH (eigene Bewertung)
- Hauptaufgaben: Hakenhalten, Visite dokumentieren, Notaufnahme
- keine Blutentnahmen oder Viggos legen, das erledigen Jobstudenten
- keine Verbände oder Stationsarbeit allgemein
- leider auch kein PJ-Unterricht (angeblich aktuell wegen Corona, aber vorher war auch nur einmal im Monat für 1h Unterricht- das kann man sich dann auch schenken)
- normalerweise Früh- und Röntgenbesprechung
- eigenes Telefon (sehr praktisch, weil man dann zwischendurch aus dem OP in die ZNA konnte und sagen konnte, dass man einfach angerufen wird, wenn es weitergeht)
- insgesamt viel Hakenhalten (hat mir aber aufgrund des netten Teams und der spannenden OPs tatsächlich Spaß gemacht!)
- sehr nettes sonstiges Personal (Security, Pforte, Sekretariat, OP-Pflege, Pflege)
- Dresscode: weiße Hose (gestellt) mit weißem Kasack (gestellt) oder eigenem Shirt, darüber zugeknöpften Arztkittel (gestellt)
- Kleidung in allen möglichen Größen (!) in ausreichender Stückzahl (!) in verschiedenen Bein- und Armlängen (!!)- endlich nicht mehr in Größe 50 bei Kleidergröße 34 rumlaufen und ständig Angst haben müssen, dass einem die Hose, die man umständlich mit einem Tape zugepflastert hat, runterrutscht
- Aufwandsentschädigung: 649€
- Namensschild, Schlüssel zu Umkleide und Spind sowie Telefon wird von der Sekretärin ausgehändigt
- zuletzt: ich hatte das Glück, dass immer andere PJler oder Famulanten da waren. Ich glaube, wenn man alleine ist, ist man doch noch mehr mit dem OP beschäftigt, was ich sehr schade gefunden hätte. Ab und zu musste auch mal jemand von uns im Henriettenstift aushelfen- dort war zwar die Stimmung noch besser und dann war der Arbeitsweg für mich auch nicht so lang, aber im Allgemeinen macht dieses PJler-Hopping doch eher einen schlechten Eindruck, zumal ich meinen PJ-Platz aufgrund des Weges und des Rufs der Klinik auch eher dort gebucht hätte, wenn noch ein Platz frei gewesen wäre.

Also alles in allem war ich echt erstaunt, wie viel Spaß mir das Tertial in der UCH gemacht hat. In der Lehre ist noch Luft nach oben, aber ich denke das ist an anderen Kliniken eher schlechter als besser, leider. Ich würde mein Chirurgie-Tertial wieder im Frieda machen und es auch anderen Studenten empfehlen! Und: Habt keine Angst vor der Chirurgie:)
Bewerbung
PJ-Portal
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Mitoperieren
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
649
Gebühren in EUR
keine

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
6
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2