PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Elbe Klinikum Stade (3/2021 bis 5/2021)

Station(en)
3B
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Hannover
Kommentar
Meine erste Hälfte des "Pflichtertiales" Chirurgie habe ich in der Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie (oder noch ganz "altbacken" Allgemeinchirurgie halt) in Stade verbracht und war - obwohl ich bislang kaum Lust auf Chirurgie hatte - sehr angenehm und lehrreich. Das gesamte Team ist nett und freundlich zu euch, und man freut sich, PJler zu haben. Insgesamt könnt ihr auch viel lernen, wenn ihr mögt.

Im OP seid ihr regulär meist "nur" bei den großen Bauch-OP's (Whipple, Pankreaslinksresektion, totale Pankreatektomie) sowie den Schilddrüsen als 2. Assistenz eingeteilt. Hier operiert ihr meist zusammen mit dem sehr netten und erklärfreudigen Chef - Haken und Klappe halten gibt es hier definitiv nicht, und ihr werdet auch nicht unangenehm ausgefragt, dürft aber jederzeit Nachfragen stellen oder euch die Anatomie noch einmal erläutern lassen. Zusätzlich werdet ihr manchmal spontan zu anderen OP's hinzugerufen, wenn dort noch eine Hand mehr gebraucht wird. Auch hier sind aber alle sehr nett, niemand setzt voraus, dass ihr die einzelne OP im Detail kennt. Insbesondere bei den Bauch-OP's dürft ihr auf Nachfrage auch Zunähen (in aller Regel intracutan), wenn die Zeit des OP-Planes das hergibt. Wenn ihr mehr in den OP wollt ist das auch kein Problem - ich war durchaus auch erste Assistenz bei laparoskopischen Appendektomien und Cholezystektomien sowie Leistenoperationen.

Auf Station gibt es meist auch genug zu tun für euch, für Blutabnahmen gibt es einen eigenen Dienst, sodass diese nur vereinzelt im Tagesverlauf anfallen, oder wenn ausnahmsweise mal der Blutabnahmedienst krank ist (kam in meinen 8 Wochen nur einmal vor). Braunülen legen sowie das Anstechen von Ports und Blutentnahmen aus ZVK's und Ports ist dann schon eher eure Aufgabe, wird euch aber gern auch gezeigt, wenn ihr das noch nie gemacht habt, und so bekommt man schnell Routine darin. Zusätzlich gehört nach kurzer Anleitung das Anziehen von Drainagen zu eurer Aufgabe, das ist aber super gut, um den grundlegenden Umgang mit Nadel/Faden/Nadelhalter zu üben. Eigenständiges Arbeiten und auch "Suchen von Arbeit" ist hier gern gesehen - und wenn es nur die umfassende Beschäftigung mit einzelnen, etwas umfangreicheren Patientenfällen ist. Auch das eigenständige "vorschreiben" von Briefen ist gern gesehen, diese werden dann noch kurz mit euch durchgesprochen, um eure Fähigkeiten diesbezüglich zu verbessern.

Eine "echte" Notaufnahmenzeit ist in der ACH nicht vorgesehen, es gibt allerdings auch keinen dauerhaft dort anwesenden Assistenzarzt, stattdessen gibt es ein "magisches Telefon", das jemand mit sich herumschleppt und auf dem sich entweder der Rettungsdienst direkt meldet oder die Pflege Bescheid sagt, wenn ein "Neuzugang" da ist. Auch der Polytrauma-Alarm läuft hier auf. Ihr dürft aber jederzeit mit in die ZNA und könnt dort eigenständig Patienten "vorsichten", also schon einmal Anamnese und körperliche Untersuchung machen, um dann das weitere Procedere mit den Assistenzärzten durchzusprechen. Auch beim Polytrauma-Alarm dürft ihr gern mitlaufen und gucken - viel tun könnt ihr hier eher nicht, aber euch werden die Abläufe gut erklärt. Stade ist regionales Traumazentrum, da es allerdings auch eine Neurochirurgie hat und durch die Lage an der Elbe quasi "allein auf weiter Flur" ist, wird es ziemlich oft mit potenziell Schwerverletzten Patienten angefahren (etwa 1x/Tag, manchmal auch deutlich öfter). Das merkt man dem Team auch an - die Abläufe sitzen definitiv und es ist fürs Lernen sehr gut, die ATLS-Abläufe als "geschmierte Maschine" zu sehen.

Der PJ-Unterricht findet regelmäßig dienstags und donnerstags für je eine Stunde statt, die Fachrichtungen rotieren dabei. Der Unterricht ist nur sehr selten ausgefallen, und alle Dozenten geben sich wirklich Mühe, guten Unterricht für euch zu machen. Ich konnte viel davon mitnehmen, auch wenn ich es nicht immer geschafft habe, hinzugehen.

Das "Drumherum" ist in Stade auch super - ihr könnt bei rechtzeitiger Kontaktaufnahme in aller Regel kostenlos im PJ-Wohnhaus ca. 5 Gehminuten vom Klinikum untergebracht werden. Dort wohnt ihr mit bis zu 4 Mitbewohner:innen zusammen, sodass man sich nach Feierabend gut austauschen oder auch zusammen kochen kann. Die Ausstattung der WG ist zwar relativ alt, aber eigentlich ist alles vorhanden, was man so braucht, inklusive Waschmaschine.
Zusätzlich gibt es kostenloses Mittagessen, das durchaus schmackhaft war.

Leider ist dank Corona ja derzeit nicht so furchtbar viel an Freizeitaktivitäten möglich, mit Stade hat man aber ein schönes Fleckchen Erde, das man im (Früh)sommer so richtig genießen kann. Seien es die Elbstrände in Bassenfleth oder auf der Elbinsel Krautsand oder ein Abstecher mit der Elbfähre nach Glückstadt - man kann es deutlich schlechter treffen! Allerdings ist es sinnvoll, wenn wenigstens einer der aktuellen WG-Bewohner:innen ein Auto hat - sonst ist man ziemlich limitiert.

Insgesamt bin ich mit der ersten Hälfte des Chirurgie-Tertials in Stade sehr zufrieden und würde das Klinikum jederzeit weiterempfehlen. Ein zweiter Bericht über meine Zeit in der Unfallchirurgie folgt nach Abschluss des Tertials.
Bewerbung
Über das PJ-Portal zu den üblichen Fristen. Zusätzlich wünscht sich das Klinikum, dass man vorab eine Kurzbewerbung und einen Lebenslauf an die organisatorische PJ-Koordinatorin Frau Heinsohn (Sekretariat Prof. Schmidt, dem Chef der Neurologie, der ärztlicher PJ-Beauftrager ist) schickt. Darüber werdet ihr aber im Vorfeld informiert.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Chirurgische Wundversorgung
Notaufnahme
Braunülen legen
Blut abnehmen
Rehas anmelden
Röntgenbesprechung
Punktionen
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
300

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13