PJ-Tertial Chirurgie in Bezirkskrankenhaus Schwaz (9/2020 bis 1/2021)

Station(en)
Allgemeinchirurgie + Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Station, OP
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Allgemeinchirurgie:
In der Allgemeinchirurgie arbeitet man von 7:00 bis 15:30. Der Tag beginnt mit der Morgenbesprechung, danach folgt eine knappe Visite, bei der man als Student Drainagen ziehen und Nähte und Klammern entfernen darf. Die Blutentnahmen und Zugänge werden von den Schwestern übernommen, man hat also wirklich Zeit zur Visite mitzugehen. Um 8:00 muss mindestens ein Student zum assistieren im OP stehen. Man ist viel im OP, vor allem bei Fundoplicatios/Hiatusplastiken, Thyreoid-, Cholezyst- und Appendektomien, Varizenstripping, Coecostomas und Ports legen und entfernen, Amputationen, Gefäßchirurgischen Eingriffen und ab und zu einem Ileus. Die dortigen Aufgaben sind Haken halten, Kamera führen und manchmal zunähen. Wer nicht im OP gebraucht wird kann entweder auf Station gehen und dort Neuaufnahmen und Covid- Abstriche machen, Zugänge legen, Organisatorische Dinge abarbeiten (die Basisärzte haben uns dafür oft eins ihrer Telefone gegeben), oder in der Ambulanz helfen. Dort führt man Aufklärungsgespräche für Gastro/Koloskopien, assistiert bei kleinen Eingriffen und macht sie manchmal selbst, z.B. Lipom und Fibrom-entfernungen, hält Anamnesegespräche, macht digital rektale Untersuchungen, versucht sich im Ultraschall und begleitet die Ärzte bei Ihren Kontrollen. Nebendran finden Spezialuntersuchungen z.B. der Gefäßchirurgie statt, wo immer zugesehen werden kann. Außerdem finden täglich Kolo- und Gastroskopien statt, wo man bei manchen Oberärzten auch selbst mal die Kamera zurückführen darf. Von 14:15 bis 15:15 musste je ein Student Covid-Abstriche bei den Patienten der nächsten Tage nehmen. Insgesamt war es in der Allgemeinchirurgie sehr anstrengend, gleichzeitig habe ich aber auch sehr viel gelernt. Aufgrund des generellen und durch die Corona-Ausfälle noch verstärkten Personalmangels gab es einen Tag an dem ich bis nachmittags alleine auf Station war. Irgendwie schafft man das dann trotzdem und das ist im Nachhinein doch recht aufbauend. Auf meine Nachfrage hat mir der Chef netterweise erlaubt einen Studientag pro Woche zu nehmen. Die Stimmung im Team, vor allem zwischen den Gruppen (Chef – Oberärzte – Assistenzärzte) ist leider verbesserungswürdig. Zu uns Studenten (2-4) waren jedoch alle recht nett.

Unfallchirurgie:
In der Unfallchirurgie geht der Tag theoretisch auch von 7:00 bis 15:30. Wegen Covid durften wir jedoch nicht an den Morgenbesprechungen teilnehmen, weshalb wir immer erst um 8:00 kamen. Man kann dort im OP assistieren, Frischverletzte untersuchen und ins Röntgen schicken, Schultern infiltrieren, Zugänge legen und den Oberärzten bei ihren Kontrollen zusehen. Einmal bin ich zur Neugeborenen-Hüftsonographie auf die Gynäkologie mitgegangen. Da zu meiner Zeit durch Lockdown, OP-Sperre und nicht offene Skigebiete fast nichts zu tun war, war es in der Unfallchirurgie eher langweilig – dafür viel entspannter als in der Chirurgie davor. In meinen 4 Wochen dort war ich nur 3-mal im OP. In der Frischverletzten-Ambulanz ist es eigentlich am spannendsten, weil man quasi alleine Patienten untersucht. Leider hasst die Oberschwester jedoch nichts so sehr, wie 2 Studenten an einem Ort zu sehen. Das heißt einer durfte dort hin und die anderen 1-2 mussten sich irgendeine andere Beschäftigung. Die Stimmung im Unfall-Team war viel besser als in der Allgemeinchirurgie. Normalerweise ist die Unfallchirurgie in Schwaz wohl ziemlich gut und beliebt bei Studenten.

Insgesamt kann ich die Chirurgie in Schwaz für alle empfehlen, die gerne viel Zeit im OP verbringen und gerne gebraucht werden. Sehr cool fand ich unseren eigenen PC-Zugang. Man kann alles sehen und machen was auch die Ärzte können, also Medikamente anordnen und so weiter. Die Mensa war vor Lockdown-Zeiten extrem lecker und bietet sehr viele lokale Gerichte an. Als ich noch im Schwersternwohnheim gewohnt habe konnte ich mir dort 3-mal täglich essen holen. Fürs Frühstück habe ich mir immer einen 3- Tages-Vorrat geben lassen, um gemütlich daheim essen zu können. 1-2 mal wöchentlich finden 1-stündige Fortbildungen der Inneren für alle Studenten statt. Einmal bin ich mit zu einer HNO- Fortbildung für Basisärzte gegangen wo uns die Grundlagen der HNO-Notversorgung gezeigt wurden. Schön fand ich, dass alle bis auf den Chef geduzt werden, teilweise auch die Patienten. Das können wir gerne in Deutschland übernehmen.

Chirurgische Dienste:
Man wird als KPJ-ler automatisch für 2-3 chirurgische Assistenz-Dienste pro Monat eingeteilt. Diese gehen von 15:30 bis 22:00 Uhr und werden mit 87€ brutto (71,43€ auf dem Konto) vergütet. Wahrscheinlich kann man sich einen Teil der Steuern zurückholen. In der Unfallchirurgie bekommt man für die Dienste einen Tag frei, in der allgemeinen Chirurgie nicht. Wer keine Dienste machen will, sollte frühzeitig Bescheid geben, weil man automatisch eingeteilt wird. Es finden sich aber eigentlich immer Studenten, die diese gerne übernehmen. Aufpassen muss man jedoch, wenn man dabei mit seinem Gehalt über die Geringfügigkeitsgrenze kommt. Es gab zwei Studenten, denen dies passiert ist. Die Personalabteilung hat deren überschüssige Dienste einfach ignoriert und den Lohn nicht ausgezahlt, weil Sie die Studenten sonst hätten vollversichern müssen... Einer hat es aber geschafft sich vollversichern zu lassen, weil er dauerhaft über die Geringfügigkeitsgrenze kam. Da muss man einfach hartnäckig sein und auf sein Recht bestehen. Die Dienste an sich waren zu meiner Zeit recht chillig, weil wegen Corona-Lockdown nicht viel passiert ist. Die Aufgaben sind im OP Haken halten und ab und zu einen Zugang legen. Man bekommt ein Dienstzimmer und kann dort übernachten.

Unterkunft:
Es gibt 2 kostenlose Zimmer für Studenten im an das Krankenhaus angeschlossene Schwesternwohnheim (über der Pflegeschule). Die Zimmer sind recht groß, haben je ein eigenes Bad und eine Küchenecke. Geschirr ist spärlich vorhanden, Töpfe und Pfannen nicht. Dafür kann man sich aber dreimal täglich kostenlos essen im Krankenhaus holen und dort auch fehlendes Geschirr ausleihen. Man hat 2 Einzelbetten für sich und muss eigene Bettwäsche und Handtücher mitbringen. Leider gibt es kein richtiges Fenster, sondern nur ein Dachschrägenfenster ohne Rollo. Von meinem Zimmer aus konnte man aber die kleine Burg von Schwaz sehen. Leider bekommt man als Student keinen Wlan-Zugang. Ich habe netterweise den Account einer Schwester nutzen dürfen. Das Zimmer sollte so früh wie möglich bei der Personalabteilung angefragt werden. Wenn man am Wochenende anreist muss man frühzeitig Bescheid geben, damit der Schlüssel beim Krankenhaus- Portier hinterlegt wird. In meinem Fall haben Sie das leider vergessen weshalb ich die erste Nacht in einem Hotel verbringen musste.
Auf Dauer wurde es mir im Personalwohnheim zu einsam, da das zweite Zimmer nicht vergeben war und auch sonst kaum Schwestern zu sehen waren. Und eigentlich wollte ich ja eh in Innsbruck leben. Daraufhin bin ich nach 1 Monat in eine 5er- WG in Innsbruck gezogen (Altbau, 18qm, 375€).

Verkehrsanbindung:
Mit der Lage direkt am HBF konnte ich entspannt von Innsbruck nach Schwaz pendeln. Die Bahn braucht vom HBF aus 20-26 min und danach muss man noch ca. 10 min gehen. Wenn man sich für nur 20,20€ Semesterbeitrag an der Uni Innsbruck einschreibt (z.B. Sprachwissenschaft) kann man das Semesterticket Tirol für 187,20€ (WS20/21) kaufen und damit ein halbes Jahr durch ganz Tirol fahren. Alternativ gibt es die ÖBB Jugend Vorteilscard für 19€ im Jahr für alle unter 27, die einem 50% auf alle Bahntickets gewährt. Außerdem kann man sich dann das Freizeitticket mit Studentenrabatt holen :) Beste Investition!

Wer mit dem Auto anreist darf gegen Geld auf dem Angestelltenparkplatz parken. Studenten, die im Wohnheim wohnen müssen aus unerfindlichen Gründen mehr dafür zahlen. Ich glaube der Parkplatz neben der WKO beim Bahnhof in Schwaz ist gratis.

Alltag und Freizeit:
Wie schon geschrieben sollte man sich gerade im Winter unbedingt das Freizeitticket holen. Dieses gilt für die meisten Skigebiete rund um Innsbruck, Eislaufen, fast alle Schwimmbäder und Museen usw. Während meines PJ-Tertials waren dank der wegen Covid19 geschlossenen Grenzen die Skigebiete so leer wie nie. Man hat eigentlich immer überall dieselben Leute getroffen und ich habe dadurch viele Freundschaften am Berg geschlossen. Ansonsten gibt es viele schöne Wanderwege und Klettersteige und an faulen Tagen kann man z.B. auch einfach mal mit der im Freizeitticket inkludierten Bahn auf die Nordkette rauffahren und sich oben in die Sonne legen. Ich hatte im Herbst in meinem vorherigen Tertial bei ein paar Volleyball-Trainings und Kurse im Unisport mitgemacht, die aber leider recht bald Covid-bedingt ausfallen mussten. Die Uni bietet ziemlich fancy Kurse an wie z.B. Snowkiten, Vertikaltuch und Capoeira. Im Sommer chillen alle am Sonnendeck (kleiner grüner Streifen zwischen Hauptuni und Inn), am Baggersee, oder an den Sandbänken am Inn in Kranebitten, oder halt irgendwo am Berg.
Bewerbung
Bewerbung:
Da es schon immer mein Traum war mal im Winter in Innsbruck zu leben habe ich mich bei sämtlichen Krankenhäusern der Umgebung beworben. Leider ziemlich kurzfristig etwa 3 Monate vorher. An der Universität Innsbruck bekommt man nur über Erasmus einen Platz wofür ich dann leider zu spät dran war. Die nächstliegenden Kliniken in Hall usw. gehören alle zum Verbund der Tirol-Kliniken (wie auch die Uni Innsbruck) und nehmen grundsätzlich keine ausländischen Studenten auf. Die nächste „freie“ Klinik war dann das Bezirkskrankenhaus Schwaz, welches mir erfreulicherweise sehr kurzfristig einen Platz in der Allgemeinchirurgie bieten konnte. Die Unfallchirurgie war eigentlich schon ausgebucht. Ich durfte aber, als ich vor Ort war, dann doch noch einen Monat in der Unfallchirurgie verbringen. Die Bewerbung lief über Silke Ley, die Sekretärin der Allgemeinchirurgie (chirurgie@kh-schwaz.at / silke.ley@kh-schwaz.at). Für die Unfallchirurgie ist Barbara Farnik zuständig (unfallambulanz@kh-schwaz.at / barbara.farnik@kh-schwaz.at) und für die Innere der Primar Dr. Hannes Gänzer (hannes.gaenzer@kh-schwaz.at), der mich sehr nett an Frau Ley vermittelt hat, nachdem er mir keine Innere-Stelle mehr bieten konnte. Für ein Praktikum im Universitätsklinikum Innsbruck müsste man sich bis Anfang Oktober bei Monika Schlager, der Erasmus-Koordinatorin, bewerben (monika.schlager@i-med.ac.at).

Anerkennung:
Für die Anerkennung als PJ-Tertial beim deutschen Prüfungsamt braucht man den Stempel einer Universität. Dafür kann man die Bescheinigung am Ende des Tertials nach Wien schicken, oder von der Uni Innsbruck stempeln lassen, falls man sich dort rechtzeitig um einen Erasmus-Platz bemüht hat. Wien ist aber wahrscheinlich unkomplizierter. Man sollte darauf achten im Krankenhaus einen Stationsstempel zu bekommen. Ambulanz ist nur für maximal 8 Wochen erlaubt.
Unterkunft im Gastland
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
EKG
Tätigkeiten
Braunülen legen
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Poliklinik
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
Blut abnehmen
Mitoperieren
Punktionen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.4