PJ-Tertial Anästhesiologie in Klinikum Garmisch-Partenkirchen (4/2020 bis 8/2020)

Station(en)
OP + Intensiv
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Hands On - Anästhesie in GAP - Corona!
Mein Tertial in Garmisch war einfach nur überragend und kann jedem empfohlen werden, der viel Wert auf Freizeit legt, gerne in den Bergen ist und praktische Fertigkeiten in der Anästhesie sammeln möchte. Theoretische Lehre bekommt man hier allerdings nur, wenn man seeeehr aktiv danach fragt.

OP:
Man beginnt um 7:30 mit dem Bericht des WEs/ der Nacht und Besonderheiten des geplanten OP Tages. Um 8 soll es im OP losgehen, daher schnell umziehen, dann in Rücksprache mit dem leitenden Oberarzt einem Assistenten/OP zugeteilt werden und los gehts. (Wenn man sich vorher informiert, kann man also ganz gut planen, wo man hin möchte - cooler Assistent / OP / kurzer OP - Tag usw.) Durch Corona wurde leider viel Elektivprogramm im OP gestrichen, daher war man teilweise gegen Mittag fertig. Aber auch an normalen OP Tagen wurde ich selten nach 16 Uhr nach Hause geschickt. Bei gutem Wetter in der Regel um einiges früher. Der Chef ist ein eigenwilliger Typ, aber fair und lehrwillig. wenn man fragt. Die Oberärzte sind (bis auf eine Ausnahme, die aber zum Glück bald in Rente geht) bereit, einem etwas beizubringen und durchweg sehr nett, Berg / Outdoor - Menschen, arbeiten fast alle eine 4 Tage Woche. Das sagt schon einiges über das Team aus denke ich. Die Assistenten waren super, haben einem viel gezeigt und man konnte sich immer irgendwie einbringen, wenn man Lust hatte. Arterien darf man legen wenn die Pflege nicht eine(n) eigene(n) SchülerIn dabei hatte. Bei nettem nachfragen auch mal einen ZVK. Spinalen stechen leider nein, da haben sie strikte Regeln. Ich habe sehr viel intubiert, durfte sogar eine RSI (mit Oberarzt direkt parat) einleiten und habe zum Ende auch eigene Narkosen gemacht (mit Oberarzt vor der Tür). Während der OPs hatte man in der Regel genug Zeit fragen zu stellen, oder bestimmte Themen durch zu sprechen. Eine direkte Lehre oder ein Gespräch 1x/ Woche gab es leider nie. Das Abschlussgespräch war dementsprechend sehr ernüchternd, da der Leitende Oberarzt sehr enttäuscht war, wie wenig theoretischen Unterricht ich bekommen habe. Schade ist nur, dass es seine Aufgabe gewesen wäre, das zu organisieren. Ich denke, da ist sicher noch Verbesserungspotential und das sollte man auf dem Schirm haben, wenn man in GAP Anästhesie macht. Hol dir die Lehre die dir zusteht!

Intensivstation:
Man startet den Tag um 8 Uhr mit Visite (meist chirurgische Patienten, da die Internisten meistens die komplexen Patienten behandeln, die Anästhesisten machen eben das was sie klinisch gut können)
Die Intensiv ist sehr strikt geführt und es herrscht eine etwas angespannte Stimmung. Mir wurde immer gesagt, ich dürfe jeden Patienten untersuchen und sonographieren wenn ich möchte, gezeigt hat es mir allerdings quasi nie jemand. Der Chef der Intensivstation fühlt sich nicht für die PJler zuständig und man ist deshalb etwas vom Assistenzarzt abhängig. Alles in allem habe ich mir von den 3 Wochen Intensiv mehr erwartet, aber vielleicht hatte ich einfach ein wenig Pech mit der gesamten Situation (Corona + fauler Assistent usw.).

Wohnen:
Man wohnt auf einer alten Station in einem ans KH angrenzenden Haus (per Tunnel kann man trockenen Fußes ins KH gelangen) mit anderen PJlern, Pflegeschülern usw. im selben Haus. Zimmer mit Einzelbett, Tisch, Stuhl, Schrank, Balkon, Kühlschrank, Waschbecken und Dusche. Es gibt Gemeinschaftstoiletten, wurden immer geputzt, idR sauber, zwar kein Luxus, aber ein bisschen Hostel Atmospähre. Die Küche ist sehr schlecht ausgestattet, man bringt also am besten alles mit, was man gerne in einer Küche hätte. (Es gibt einen Ofen und auf einem Stockwerk auch eine Mikrowelle)
Da das Haus generell umgebaut wird und in meiner Zeit dauernd Baulärm zu hören war, gehe ich davon aus, dass es in den kommenden Jahren modernere Unterkünfte geben wird. Alles in allem war ich glücklich über die kostenlose Unterkunft und den Balkonblick auf Zug- und Alpspitze.

Gehalt + Essen:
Man bekommt 350€ / Monat + Frühstück und Mittagessen kostenlos. Man kann sich auf eine Liste eintragen, dann kommt es mittags in den OP, ansonsten hat man immer die Möglichkeit mittags Pause zu machen. Ob man eine halbe Stunde oder doch etwas länger geblieben ist, war meistens ziemlich egal. Alles eher locker.

Lehre:
Leider gab es coronabedingt anfangs gar keine Lehre, irgendwann wurde 1x/Woche ein 45minütiger Vortrag für alle PJler gehalten. Die anderen Fachdisziplinen (Uro / Innere) hatten teilweise mehr Lehre auf den Stationen, für die Anästhesie gab es NUR die eine Fortbildung. Wirklich wenig und absolut kritikwürdig.


Wenn man sich für eine Stelle in der Anästhesie in den Bergen interessiert, ist das Klinikum GAP eine gute bis sehr gute Wahl.
Ich würde wieder dorthin gehen und bin sehr happy wie das Tertial abgelaufen ist.
Bewerbung
Über PJ Portal, Plätze sind sehr beliebt
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Blut abnehmen
Punktionen
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
350

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07