PJ-Tertial Anästhesiologie in Kreiskrankenhaus Freiberg (6/2020 bis 10/2020)

Station(en)
OP-Bereich (inkl. Kreißsaal), ITS, Zentrale Patientenaufnahme
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Dresden
Kommentar
Freiberg (=FG) als Lehrkrankenhaus der TU war mein Wunschtertial Anästhesie am Ende des PJ. Nach den 4 Monaten muss ich sagen, dass es mir von allen Stationen und Kliniken am besten gefallen hat und ich dort eine perfekt angepasste Ausbildung und Lehre genießen durfte und das KKH Freiberg jedem interessierten Studierenden ohne Bedenken ans Herz legen kann.
Der CA der Anästhesie ist zugleich PJ-Beauftragter des ganzen Hauses und ist stets dabei, den Studierenden den Alltag wo es nur geht zu optimieren. Als PJler der Anästhesie werdet ihr grundsätzlich in 2 Monaten OP-Bereich eingesetzt (Näheres s.u.), sowie 1 Monat ITS. Den letzten Monat kann man frei zwischen beiden wählen. Weiterhin habt ihr in der ITS-Zeit die feste Möglichkeit, den Notarztwagen als Beisitzer zu begleiten - was ich gerne und regelmäßig getan habe. Somit habt ihr in FG die Chance, die 3 großen Bereiche der Anästhesie kennenzulernen, wobei ihr die Schmerztherapie im Rahmen des PJ-Unterrichts beleuchten werdet. Pro Rotation ist immer 1 PJler in der Anästhesie. Ihr bekommt also immer eine fachärztliche Supervision, jeden Tag. Die Vernetzung der einzelnen Disziplinen ist wirklich sehr gut. Als PJler werdet ihr regelmäßig von den OP-Teams in Gespräche verwickelt, alle haben Lust, euch was zu zeigen und beizubringen. Vor allem die VTG-Chirurgie und die Urologen machen auch sehr große Tumor-OPs und erklären euch immer gerne und auch von sich aus Dinge, egal, welche Abteilung auf eurem Schild steht. Ihr genießt als PJler dort tatsächlich ein gutes Ansehen, auch bei den Schwestern.

Grundlegendes:
->Essensmarken für jeden Tag in der eignen Cafeteria (ihr müsst das Gericht, egal welches und wie teuer, nie bezahlen)
->das PJ wird vergütet und das Geld immer kommt auch auf den Tag genau pünktlich
->es besteht die Möglichkeit, einen Schlafplatz zu erhalten; dieser befindet sich nach letztem Stand in der Bereitschaftsabteilung (also aktuell keine eigene Wohnung), diesen Platz müsst ihr nicht bezahlen
->alle Wege sind sehr kurz; CA Uhrlau ist einer der besten und freundlichsten Betreuer, die ich im Studium kennengelernt habe
->Kleidung, Telefon und Zugang zu allen Programmen bekommt ihr problemlos in den ersten Tagen und seid damit vollkommen autark
->modernes Krankenhaus in Bezug auf Technik und Systeme

Tagesablauf: stark unterschiedlich nach OP und ITS
ITS:
-Start 7:00; beinhaltet kurze Übergabe von Nacht auf Tag für jeden Patienten
-7:30: Frühbesprechung; alle Ärzte der ANE treffen sich jeden Morgen; es wird von Nachtdienst erzählt und das OP-Programm für alle bis zu 7 Säle namentlich inkl. Besonderheiten besprochen
-7:45: Röntgenbesprechung durch einen Radiologen für alle relevanten OP- sowie ITS-Patienten
-8:00: Besprechung jedes einzelnen ITS Patienten mit Tageszielen und Plänen, sowie Laborwerte
-ca. 8:10 -12Uhr: Beginn der Visiten für jeden einzelnen Patienten zusammen mit der Pflege bzw. Entlassen und Planen von Patienten
-ab 12:00: Individuell Mittagessen; bei PJ schaut da niemand auf die Minute genau hin, oft rufen euch Ärzte aus dem OP-Betrieb an und fragen, ob man zusammen gehen möchte
-12-15:00: Untersuchungen, Ablauf von Konsilen
-15-15:30: Übergabe für den zweiten Dienst.
Die ITS bietet euch bei ca. 12 Betten aus allen Disziplinen viele Möglichkeiten, sich handwerklich und interdisziplinär weiterzuentwickeln. Zu euren Aufgaben gehört es hier, die täglichen Untersuchungen eines jeden Patienten live zu diktieren, alles zu sichten und unter Supervision des ITS-Leiters die Tagesziele zu planen. Ihr lernt in dieser Zeit alle relevanten Krankheitsbilder sowie ihr Management kennen. Highlights sind natürlich die VTG-OPs (z.B. große Hemikolektomien oder PPPDs) und kardiologische Eingriffe/Notfälle, welche im Hauseigenen HKL versorgt werden können. Die ITS ist hochmodern ausgrüstet und hat mich frisch aus der Uni kommend wirklich überrascht. Von den technischen Umständen seid ihr wirklich am Zahn der Zeit. Natürlich lernt ihr auch Dinge wie: ZVK, Reanimation, arterielle Zugänge, ITS-Intubationen, Ultraschall, Beatmung, Grundlagen der Nierenersatzverfahren, Grundlagen der Bronchioskopie. Das ist dort selbstverständlich! Glück haben müsst ihr für KM-Punktionen, Pleurapunktionen und Aszitespunktionen. Die dürft ihr unter Aufsicht machen, aber es gibt dort eine gewisse Schlange, an die ihr euch anstellen müsst. Falls es mal ruhiger sein sollte, könnt ihr euch immer die Echokiste schnappen und eure Skills üben oder anderen Fachdisziplinen bei deren ITS-Konsilen begleiten.
Im Rahmen der ITS besteht die Möglichkeit, an Notarzteinsätzen teilzunehmen, weil das KKH die Versorgung übernimmt. Ihr bekommt in dem Fall von der Wache eine kleine Weste/Uniform, sowie Schuhwerk und meldet euch am Besten einen Tag vorher beim ITS-Leiter und beim Notarzt an. Dort seid ihr dann direkt einem NEF zugeteilt und werdet benachrichtigt, wenn es einen Einsatz gibt (bis zu ca. 5x). Das ganze Team der Retter ist dabei extrem freundlich zu euch und es hat mir zwischenmenschlich immer eine Freude bereitet. Aus ärztlicher Sicht dürft und müsst ihr je nach Schweregrad mitmachen - von einfacher Flexüle bis zu Teil eines Reateams.

OP-Bereich:
-Start 7:30 Frühbesprechung
-7:45 Beginn im Saal
-ca. 12 Uhr Mittagspause
-gg. 15 Uhr ist im Regelfall Schluss; es gibt 1 bis 2 lange Säle
Das KKH besitzt bis zu 9 laufenden Sälen (4 "normale", 1 Hybrid-OP, 1 Kreißsaal, 1 urologischen Saal, 1 HKL, 1 ambulantes Operieren). Im Regelfall operieren die Fächer Viszeral und Gefäße, Gyn, Uro und Trauma. Eure Aufgabe ist nichts weniger als die Narkose selbst: ihr lernt unter fachärztlicher Anleitung komplett die endotracheale Intubation, Steuerung der Beatmung, Steuerung der Anästhesie bis zur Ausleitung und Übergabe in den AWR. Euch dies beizubringen, ist für die Anästhesisten dort wirklich sowas wie Ihre innere Pflicht. Mir ist es anfangs sehr schwer gefallen, aber die OÄ motivieren euch und springen mit euch von Saal zu Saal, bis ihr es beherrscht. Ihr kommt pro Tag bei gutem OP-Plan auf 6 Intubationen inkl. Einleitungen (und punktuell übrigens auch RSI)! Zusätzlich erlernt ihr intraspinale Anästhesie, auch hier evtl mehrfach am Tag. Das Erlernen der Beatmung und Medikationen ist selbstverständlich eingeplant. Die Schwestern im OP Team sind wirklich unfassbar nett zu euch - ihr müsst euch am Anfang etwas beweisen. Sie Stellen euch aber nie als Dussel dar, wenn ihr etwas studentisch Dummes oder Unerfahrenes macht :) Was ihr nicht machen werdet sind Kinder, regionale Verfahren wie z.B. axilläre Blöcke und PDKs.

Wann solltet ihr nach FG gehen: Wenn ihr Basics lernen wollt! Egal ob Uni oder Wiesenkrankenhaus, intubiert, beatmet und punktiert wird überall gleich. Und genau das lernt ihr dort. So viel Interesse der OÄ, dass ihr etwas Substanzielles lernt, gibt es glaube ich selten. Dieser Grundsatz gilt übrigens für alle Fächer dort, die PJler ausbilden. In der Chirurgie dürft und sollt ihr sogar OP-Schritte mitmachen (ihr werdet keine Klammeräffchen und Stationsaushilfen). Wer nach Freiberg kommt, der möchte in familiärem Umfeld ein guter Praktiker werden!
Wann solltet ihr NICHT nach FG: Wenn ihr viele Fächer und OPs sehen wollt. FG mag ein schönes Haus sein, aber es gibt eben auch nur zwei Hände voll an Fächern. Herzchirurgie, MKG und HNO, Neurochirurgie, 12h VTG-OPs, Transplantationen werdet ihr in FG nicht sehen. Echte Polytraumata, wo es um alles geht mit riesigen pelvicfractures werdet ihr definitiv nicht sehen. Auch, wer die Anonymität von großen Häusern schätzt, ist dort nicht gut aufgehoben.

Aber glaubt deswegen nicht, dass die Ärzte nicht selber an state of the art Medizin interssiert sind und diese verfolgen. Besprechungen von Studien könnt ihr genauso machen wie an der Uni, der interne Standard ist hoch. Einige der Ärzte waren selber leitende OÄs an Unikliniken, die wissen, wie es läuft. Seid offen für ein kleines Haus und ihr könnt im beschaulichen FG das Highlight eures PJ erleben.
Fragt mich gerne, wenn ihr noch etwas wissen wollt :)

Bewerbung
FG ist in der Vergabe nicht hoch umkämpft, keines der Fächer dort. Einen guten PJ-Ruf hat v.a. die Anästhesie, gefolgt von der Chirurgie und Inneren. Diese Bereiche habe ich selbst kennengelernt und kann sie euch ruhigen Gewissens empfehlen. Ein Anruf bei CA Uhrlau regelt normalerweise alles. Die Personalabteilung meldet sich wirklich lange vorher bei euch, sodass ihr alles in Ruhe planen und bereden könnt.
Auch wer unverbindliche Fragen zum PJ in FG ganz allgemein hat, meldet sich am besten bei CA Uhrlau.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Prüfungsvorbereitung
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Bildgebung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Braunülen legen
Eigene Patienten betreuen
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten aufnehmen
Punktionen
EKGs
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
375

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07