PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kantonsspital Muensterlingen (9/2020 bis 12/2020)

Station(en)
B 3/4, C 3/4 und C5/6
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Magdeburg
Kommentar
Das Chirurgie-Tertial lässt sich für mich insgesamt mit gemischten Gefühlen bewerten. Zunächst erstmal die formellen Aspekte:
Wir waren die meiste Zeit über 5 PJler, zwischenzeitlich waren noch Famulanten noch da und hin- und wieder kam für ein paar Wochen ein Blockstudent der Universität Bern. Dienstbeginn ist im Allgemeinen 7:45 zum morgentlichen Röntgenrapport, Dienstende ist meist gegen 16:00 nach dem Röntgenrapport am Nachmittag, freitags sogar etwas früher (14:45, wenn man sich danach die CA-Visite klemmt).
Die planmäßigen Aufgaben für Unterassistenten in der Chirurgie sind insgesamt recht überschaubar. Jeden Tag müssen die Aufnahmen des Tages für die chirurgischen und orthopädischen Stationen gemacht werden (zwischen 2 und 10, je nach Wochentag), ausgewählte Eingriffe im OP sind als Assistenz abzudecken und die Verordnungen für die Aufnahme des übernächsten Tages sind zu erledigen (PC-Arbeit). Für Unterassistenten ist ein extra Zimmer zum arbeiten vorgesehen, d.h. wenn man die Aufgaben erledigt hat, kriegt niemand mit, wenn man einfach geht. Darüber hinaus sind jeden Monat die Bereitschaftsdienste für den OP abzudecken (auch am Wochenende). Für diese Dienste sollte man telefonisch erreichbar sein und kann auch mal nachts gerufen werden, oft passiert aber auch nichts. Die Zeiten werden zusätzlich mit 3CHF/Stunde vergütet, die Dienste teilen sich die chirurgischen und gynäkologischen UAs. Maximal sollte man 7 im Monat machen, wenn wenig UAs da sind, werden es aber auch gut mal mehr. Falls man mehr machen muss, soll es angeblich Kompensationstage geben. Abzudecken sind übrigens auch Feiertage. Den Plan erstellen die UAs selbst.
Der Fokus der Klinik liegt einerseits auf der Orthopädie (die deckt man hier als UA der Chirurgie mit ab) als auch von chirurgischer Seite auf der Darmchirurgie. Es gibt hin und wieder auch Lebereingriff, Thoraxeingriff, Schilddrüsen und selten Gefässchirurgisches. Zudem kommen viele kleinere Eingriff, wie beispielsweise Lichtenstein, Netzplastiken etc. Wer aber jede Woche einen Whipple , eine Hemihepatektomie oder Magenresektionen sehen will bzw. ernst gefässchirurgisch interessiert ist, sollte sich jedoch ein anderes Spital suchen.
Das große Pro dieses Tertials liegt tatsächlich darin, dass man völlig unkontrolliert arbeiten kann. Insbesondere vor Corona waren die Freizeit Möglichkeiten gut. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, ist man schnell in Appenzell, Zürich, aber auch bspw. in 3 Stunden im Tessin /Italien. Zudem hat man im Tertial 6 Urlaubstage, die man frei wählen kann. Diese zählen im Allgemeinen nicht als Fehltage für LPA. Zudem ist zu empfehlen, dass man sich beim LPA informiert, ob nicht dokumentierte PJ-Tage auf der Bescheinigung vom LPA einfach als Fehltage gewertet werden. Dann kann man sein Tertial problemlos verkürzen.
Darüberhinaus muss man sagen, dass wirklich 90% der AssistenzärztInnen und OberärztInnen sehr freundlich und aufgeschlossen sind. Es gibt flache Hirarchien und man kann immer Fragen stellen. Auch wenn man mal bis 19:00 im OP bleiben muss, bedanken sich die Oberärzte, dass man gut durchgehalten hätte. Ausnahmen davon sind natürlich der CA sowie der Leitende OA, aber der Kontakt zu beiden ist begrenzt.
Als großes Contra dagegen ist die allgemeine Organisation des Teritials zu sehen. Ein Einsatz in der Notaufnahme und sonstige Abweichungen von den regulären Arbeitszeiten sind nicht vorgesehen. Mal ein Wochenende in der ZNA mithelfen und dann Kompensieren ist ein kleinerer Kampf mit dem Sekretariat. Eine Schichtverteilung in der Notaufnahme war auch nicht geplant. All das sind Sachen, die man sonst von Schweizer Spitälern für UAs kennt, aber hier nicht umgesetzt werden. Am Ende war aber trotzdem alles möglich, man musste sich bloß engagieren. Da wir so viele Studenten waren, sassen wir am Anfang häufig nur herum und haben uns die Zeit vertrieben. Letztlich haben wir das Tertial hier aber selbstständig organisiert. So waren bei 4 Leute immer einer früh auf dem Notfall und zwei Leute haben die Tagesarbeit geschmissen. Wenn es mal zu viel war für zwei Personen, so sprang der 4. ab 12 Uhr immer noch ein und ging ansonsten von 16-20 Uhr noch mit auf den Notfall. Dadurch konnte man sich etwas verteilen. Zudem sind die späteren Dienste angenehm für den Pikett, weil man meist eh noch im Spital ist, sollte etwas sein. Ebenfalls ist es zu empfehlen, sich fest auf eine der drei Stationen zu verteilen und dann die Frühbesprechungen (7:20) und die Visiten mitzunehmen. Man muss sich da etwas an die Assistenten ranhängen, aber gerade wenn diese mal allein eine Woche auf der Station eingeteilt sind, freuen sie sich, dass jemand mal Briefe mit schreibt oder auch mal einen Patienten übernimmt. Dadurch wird das Tertial deutlich interessanter und man übernimmt ein bisschen Verantwortung.
Teaching gibt es ebenfalls nur auf Nachfrage. Für uns hat ein OA mal einen Kurs zum Akuten Abdomen und zum Nähen gegeben und war dann in der Folge auch engagiert, dass man regelmässig näht. Mehr wäre auch da sicher möglich gewesen, wenn wir mehr nachgefragt hätten.
Insgesamt ist es anstrengend, dass man sehr viel Eigeninitiative zeigen muss. Es lohnt sich allerdings. Gerade die Zeit auf dem Notfall war sehr angenehm. Man darf häufig die Wundversorgungen übernehmen, den Erstkontakt mit Patienten übernehmen, das Procedere mit den OberärztInnen besprechen und selbst auch Untersuchungen anordnen. Gerade am Wochenende kann man sich die ewige Dankbarkeit des Dienstarztes sichern, wenn man selbstständig unkomplizierte Patienten betreut und alles ordentlich dokumentiert (bis zum Ambulanten Bericht und Rezept). Die Möglichkeiten sind dazu alle gegeben (= man hat quasi fast alle administrativen Rechte, wie ein AA), sie werden bloß nicht regelhaft genutzt. Ende des kommenden Jahres soll jedoch hier nach 20 Jahren der Chefarzt wechseln, so dass man hoffen kann, dass sich auch das Ausbildungskonzept für die Unterassistenten etwas modernisiert.

Abschließend noch ein paar Worte zum Personalhaus. Das kostet insgesamt 390CHF im Monat und wird aktuell auch neu möbliert. Die Zimmer sind in Ordnung (manche haben Blick auf die Appenzeller Alpen, je weiter oben man ist, desto mehr Blick gibt es auf den Bodensee). Die Küchenausstattung ist dürftig, aber man gewöhnt sich daran. Alles was man wirklich braucht, sollte man mitbringen. Zur Verfügung stehen lediglich verschiedene Teller, wenige Töpfe und Pfannen sowie Besteck.
Der Lohn beträgt insgesamt 1300 CHF plus Vergütung für Dienste. Davon gehen noch ein paar Steuern ab. Wenn man mit dem Auto kommt, kostet das Parken 80CHF im Monat. Insgesamt kann man nach Abzug der Miete und Steuern von circa 800 - 1000€ im Monat ausgehen, was für UA in Schweizer Spitälern doch ganz gut ist.
Bewerbung
Über ein Jahr im voraus, kurzfristig geht es sicher auch.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Nahtkurs
Tätigkeiten
Mitoperieren
Notaufnahme
EKGs
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Röntgenbesprechung
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1300CHF

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
4
Unterricht
6
Betreuung
5
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.27