PJ-Tertial Anästhesiologie in Klinikum Kemperhof (7/2020 bis 9/2020)

Station(en)
Op, intensiv
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Mainz
Kommentar
Positiv: es gab einen Arzt, der sich Zeit genommen hat, mir Dinge erklärt/gezeigt hat und mich auch Maßnahmen hat durchführen lassen. Mit diesem habe ich irgendwann sämtliche Dienste mitgemacht, damit ich einen Lerngewinn hatte. Der pj Unterricht (außer der in der Anästhesie) ist selten ausgefallen und Frau Brühl (pj- Beauftragte ist nett und bemüht). Man bekommt einen EDV Zugang. Hospitation in anderen Bereichen sind möglich.

Negativ: es gibt eine gestellte Unterkunft, die 250 Euro ca Abschlag kostet. Frech finde ich die 100 Euro für Verschleiß, die beansprucht werden. Das Bett und der Kleiderschrank beispielsweise sind auseinander gefallen und wurden behilfsmässig zusammengenagelt etc. Im Großen und Ganzen ist die Unterkunft okay.
Das Zitat meines Vorgängers „als pj ler ist man halt da“ trifft es sehr gut. Ich habe schon viele anästhesiologische Abteilungen gesehen (durch Ausbildung, Famulatur, gesplittetes pj etc.) und das hier ist von der Ausbildung und Ausstattung mit Abstand die schlechteste. Ebenso vom Miteinander im Team. Morgens bei der Einteilung wird man meistens nicht berücksichtigt und erst bei Nachfrage eingeteilt oder es heißt „geh wohin du willst“. Irgendwann hab ich gar nicht mehr gefragt. Man kommt viel zu Anfängern, die teilweise erst ein paar Wochen da sind und verständlicherweise alles selbst machen wollen. Dadurch kann man wenig bis nichts tun. Die Assistenzärzte kommen fast ausschließlich aus dem Ausland und sprechen mehr oder weniger gut deutsch. Sie werden für die einfachen Eingriffe fit gemacht und dort verheizt. Diese haben oft wenig Erfahrung und erklären dann auch kaum. Sie werden selbst nur mäßig ausgebildet und können dann natürlich auch nichts weitergeben. Es gibt kaum Fachärzte, diese sind alle gegangen, wie man mir mehrfach in aller Ausführlichkeit berichtete (täglich ist dies das Hauptgesprächsthema). Deshalb fällt aus Personalmangel der Anästhesieunterricht in der Zeit, in der ich da war bis auf einmal (nach vielen Beschwerden) aus. Die Oberärzte/ Chefarzt sehen zwar, wenn man motiviert ist und einiges an Vorkenntnis mitbringt, haben aber meistens keine Zeit für Teaching. Man kommt mit diesen auch eigentlich nur für die Pausenablösung mal 30 min in den Saal oder macht freiwillig Dienste mit, so dass man außerhalb des normalen Betrieb vielleicht Gelegenheit hat von Ihnen unterrichtet zu werden. Ansonsten haben diese wieder neue Assistenten zum einarbeiten, sind nicht da oder springen von Saal zur Saal, um Anästhesisten in Pause abzulösen etc.. Einige der tätigen Ärzte sind alte Oberärzte, die in Rente sind und aushelfen oder Freelancer. Hier brauchen wir bei den meisten über die Motivation zu Lehren nicht zu diskutieren. Im Gegenteil eines meiner Highlights: ich wurde auf dem Flur von einer Ärztin ausgeschimpft, weil ich ein Fachbuch der Anästhesie zum Nachlesen dabei hatte. Wörtlich wiedergegeben sollte ich mir „ein anderes Fach suchen und bin für die Anästhesie nicht geeignet“. Diese älteren Ärzte haben noch nicht verstanden, dass man sich heutzutage die Stelle aussuchen kann und, dass sie durch ihr Verhalten nicht dazu aufmuntern hier anzufangen.
Was in anderen Klinken (Uni etc) für pj Studenten Usus ist, muss man sich hier erkämpfen. Spinale etc. braucht man als pj Student gar nicht fragen, was man in der Uni bsp in Famulaturen bereits unter Anleitung darf. Auf den Kenntnisstand des Studenten oder dessen Motivation wird absolut nicht eingegangen. Stattdessen bekommt man fast täglich eine Stelle angeboten. Gerade, wenn man schon einiges an Fertigkeiten und Erfahrungen mitbringt, wird versucht einen mit Versprechungen anzuwerben. Leider folgen darauf keine Taten. Auf meinen mehrfachen Hinweis, dass ich dies aufgrund der schlechten Ausbildung ablehne, wurde nicht eingegangen. Den lehrbeauftragten Arzt habe ich auf die Mentorgespräche aufmerksam gemacht, die man nach dem Logbuch führen muss, sowie auf den fast vollständigen Unterrichtsausfall. Mir wurde erklärt, dass dies hier nicht gemacht wird, aber man mir gerne alles unterschreibt. Stellt man fragen, wird es von vielen als Kritik aufgefasst und nicht wirklich erklärt. Die Stimmung in der Abteilung ist sehr angespannt. Auf Intensivstation das selbe in grün. Keine Ärzte, keine Pflege. Zvk, Arterie durfte ich einmal! legen unter Anleitung eines einzigen Arztes, der mir etwas beibringen wollte. Auf meine Bitte, dass man mich wenigstens in den Papierkram einarbeitet, wurde nicht reagiert. Hier brauche man meine Hilfe nicht. So kam es, dass ich einen halben Brief geschrieben habe, den die schlecht deutsch schreibende Kollegin schon vorgeschrieben hatte. Die Zeit mich einzuarbeiten lohnt sich wohl für die kurze Dauer meines Aufenthaltes nicht. So kommt es häufig dazu, dass man seine Zeit absitzt. Bedauerlicherweise interessiert es hier kaum, wenn man unzufrieden ist, egal wie offen ich dies kommuniziert habe. Mir wurde nur gesagt, dass ich eine entsprechende Bewertung schreiben sollte. Ich bin der Meinung, dass man sich hier weder für eine Famulatur noch fürs Pj bewerben sollte. Sollte man hier dennoch zugeteilt werden, ist meine Empfehlung unbedingt nach einer Alternative suchen. Pj im Ausland oder woanders in Deutschland. Hier wird man nicht gefördert! Wenn ich nicht vorher schon sicher in der Wahl meines Faches gewesen wäre, hätte ich mich nach der Zeit hier nicht für die Anästhesie entschieden. Das finde ich sehr schade! Der personelle Mangel ist zu groß, als dass hier eine Pj Stelle angeboten werden kann. Es handelt sich um ein Haus, dass seine eigenen Säle kaum besetzt bekommt, geschweige denn die Dienste und damit absolut ungeeignet ist Studenten auszubilden. Denn hierfür ist keine Kapazität. Solang sich an dieser Situation nichts ändert, sollte man die pj Stelle streichen. Zur Zeit kündigen die Leute weiterhin und ich sehe nicht, dass dies sich in den kommenden Tertialen bessert. Bezüglich der positiven Bewertungen wäre ich am Kemperhof sehr skeptisch. Während des Studium Generale wird man von einer der pj Beauftragten genötigt zu bewerten. Mit dem Hinweis, dass es zu wenig Bewertungen gäbe, der Angabe des wlan Kennwortes und der Tatsache, dass sie uns dazu auffordert und wartet bis wir bewertet haben, sehe ich da das Risiko einer Verzerrung! Keiner ist so blöd und gibt eine ehrlich schlechte Bewertung mitten im Tertial ab, denn diese sind über die Angabe des Zeitraums und des Fachs nachvollziehbar. Im Gegensatz zu mir werden hier auch Studenten geprüft. Natürlich gibt man dann keine ehrliche Bewertung ab, wenn man Angst haben muss anschließend in der Prüfung schlechter bewertet zu werden. Also Achtung! Bewertungen mit Vorsicht genießen!
Bewerbung
Einteilung erfolgte bei mir über die Uni Mainz
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Repetitorien
Fallbesprechung
EKG
Tätigkeiten
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
550 Gebühren abgezogen

Noten

Team/Station
5
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
5
Unterricht
2
Betreuung
6
Freizeit
3
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.6