PJ-Tertial Strahlentherapie in Universitaetsklinikum Magdeburg (11/2019 bis 3/2020)

Station(en)
Station 1, Haus 40
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Magdeburg
Kommentar
Ein PJ-Tertial ausschließlich in der Strahlentherapie (also nicht eingebettet im Radiologie-Tertial) wurde in Magdeburg dieses Semester
zum ersten Mal angeboten. Dafür war das Tertial wirklich gut organisiert. Bereits im Vorfeld hat OA H. (der sich für die Planung des neuen Tertials besonders stark engagiert hat), Kontakt aufgenommen und per Mail das PJ-Logbuch geschickt. Am ersten Tag fand ein Gespräch mit dem Chefarzt statt und wurde der genaue Ablauf des Tertials besprochen.

Tagesbeginn ist offiziell um 7:30. Um 7:45 findet täglich die Besprechung statt. Hier werden zusammen Konturierungen und Bestrahlungspläne kontrolliert und ggf. komplizierte Fälle besprochen. Ende des Tages war meistens so 16:00 Uhr, aber man durfte auch gelegentlich mal etwas früher gehen. :-)

Die ersten zwei Wochen ging es erst mal auf Station. Die Patienten die stationär liegen bekommen entweder einen Chemotherapiezyklus oder sind
aufgrund ihres Allgemeinzustandes für eine ambulante Behandlung ungeeignet. Aus internistisch-onkologischer Sicht handelt es sich
hierbei um komplexe Krankheitsbilder und die Nebenwirkungen der Radiochemotherapie sind am Anfang nicht immer leicht zu identifizieren.
Morgens wird nach der Besprechung (siehe unten) auf Station erst mal Blut abgenommen (Aufwand hält sich in Grenzen, da Patienten i.d.R. PiccLines o.Ä. haben). 1x täglich findet die Visite statt, davon 1x/Woche Chefarztvisite. Bei der Visite fand ich es erleichternd, dass man nicht so krass unter Zeitdruck steht wie ich es von anderen Stationen kenne - so fand ich es besonders nett, dass den Patienten auch noch dann zugehört wurde, wenn sie einfach erzählten was ihnen so auf dem Herzen lag, selbst wenn sich die Visite dadurch auch mal etwas in die Länge gezogen hat.

Nach diesen zwei Wochen ging es in den Ambulanzen weiter. Hier gibt es unter anderem die Ambulanz für die Erstgespräche, bei denen die Indikationen überprüft
werden und Aufklärungsgespräche stattfinden. Auch wenn man als PJ'ler viel daneben sitzt und zuhört, lernt man hier unheimlich viel, sowohl fachlich als auch menschlich. Für viele Patienten ist nun mal schwer vorstellbar, was bei einer Bestrahlung auf sie zukommt, hier braucht es viel Einfühlungsvermögen.

In einer weiteren Ambulanz finden die Zwischengespräche statt, d.h. man sieht Patienten die sich aktuell in strahlentherapeutischer Behandlung befinden und schätzt ein wie diese vertragen wird. Außerdem fanden hier die Abschlussgespräche statt. Dabei wird hauptsächlich geklärt, wie es nach der Strahlentherapie weitergeht (onkologische Weiterbehandlung, Nachsorge, Wohnsituation... nicht immer so spannend, aber dennoch sehr sehr wichtig ;) ).

Immer wenn zwischendurch mal Zeit war wurde im Computerraum konturiert. Als PJler darf man hier wirklich einiges selbstständig machen. Mir hat das Konturieren viel Spaß gemacht. Risikoorgane wurden von zwei studentischen Hiwis eingezeichnet, aber wenn die mal nicht da waren, konnte man das auch selbst machen. Einfache Konturierungen, z.B. Mamma-Bestrahlung oder Hirnmetastasen durfte man selbst ebenfalls machen. Natürlich danach fand immer eine ausführliche Besprechung mit einem OA statt, hier haben die OÄ sich immer viel Zeit für genommen, damit man etwas lernt. Beim Konturieren wird auch sofort klar, dass Interesse an Anatomie und Schnittbilddiagnostik für die Strahlentherapie von erheblicher Bedeutung ist.
Außerdem findet hier zusammen mit den Physikern die Kontrolle der Bestrahlungspläne statt - da hier aber extrem viele komplizierte Vorschriften zu beachten sind, kann man sich da als PJler nicht unbedingt einbringen. Im Computerraum konnte man sich übrigens auch nebenbei immer nett mit den Physikern unterhalten.

Des Weiteren lohnt es sich definitiv sich die Brachytherapie anzugucken (das ist sozusagen die 'minimalinvasive' Strahlentherapie). Es ist erstaunlich, was hier technisch möglich ist. Außerdem werden täglich noch Orthovolt-Behandlungen durchgeführt, die ich jetzt nicht so interessant fand. Da die Behandlung jedoch relativ komplikationsarm ist, durfte man bei den Indikationen aber schon eher die Aufklärung- und Abschlussgespräche (unter Aufsicht) durchführen.

Zwischendurch habe ich auf eigenen Wunsch in die Radiologie rotiert (OA H. hat das dann sehr zügig organisiert), und ich würde jedem auch empfehlen sich 1-2 Wochen CT-Diagnostik anzuschauen, weil Kenntnisse in der Schnittbilddiagnostik wirklich hilfreich ist und mir persönlich auffiel, dass man gewisse Basics einfach verstehen sollte bevor man Organe o.Ä. konturiert.

Die Teilnahme an den vielen Tumorkonferenzen ist definitiv empfehlenswert, weil man vieles über die interdisziplinäre onkologische Therapieplanung lernt. Die Chance, in so viele Konferenzen zu gehen, wird man als Assistenzarzt am Anfang der Weiterbildung erst mal kaum haben, weil dafür später vermutlich die Zeit fehlen wird. Tumorkonferenzen gab es i.d.R. täglich. Der Chef hatte freundlicherweise am Anfang des Tertials einen Plan erstellt - sonst wäre es kaum möglich hier den
Überblick zu behalten. Beispiele für interessante TKs: HNO (besonders empfehlenswert, mit Patientenvorstellungen!), Pulmo, allg. chirurgische (v.a. Gastroenterologie), Neuroonko, Gyn., etc.

Ein weiterer Pluspunkt ist für mich, dass die gesamte Klinik mit einem digitalen Aktensystem und kleinen 'To-Do-Listen' (sog. QCL) arbeitet, die immer weitergeschickt werden an den nächsten zuständigen Bereich. Dadurch lief ein Großteil der Kommunikation komplett automatisiert und sehr reibungslos ab.

1x pro Woche fand eine Fortbildung statt. Es ist im Fortbildungsplan vorgesehen, dass jeder mal einen Vortrag vorbereitet, also auch PJler... wenn man darauf Lust hat natürlich, aber ich kann es nur empfehlen! Ich hatte einen Vortrag zu neuen Erkenntnissen bei der Radiatio des Mamma-Ca - die Unterlagen werden einem sogar zur Verfügung gestellt also hält sich der Vorbereitungsaufwand in Grenzen.

Am Ende des PJs fand eine Fallvorstellung + Prüfungssimulation sowie ein Evaluationsgespräch beim Chef statt, der sich übrigens viel Zeit nimmt PJlern und Assistenzärzten etwas zu erklären und seine Faszination für die Strahlentherapie gern mit ihnen teilt.

Die Klinik leidet allerdings, wie so viele Kliniken heutzutage, unter Personalmangel, was die Stimmung natürlich schon mal ein wenig gedrückt hat. Dennoch war immer jeder bemüht meine Fragen zu beantworten, mir etwas zu zeigen (besonders OA R., der auch häufig Hinweise auf mögliche prüfungsrelevante Themen gibt) oder zu erklären und mich als PJler einzubinden (z.B. Weihnachtsessen, Poster für DEGRO-Kongress und Firmenstaffellauf ;)). Trotz der Unterbesetzung waren mir gegenüber alle immer freundlich und hilfsbereit und äußerten stets ihre Wertschätzung, wenn man ihnen als PJler etwas Arbeit abnehmen konnte.

Der große Vorteil dieser zwar schwierigen Situation und ein wichtiger Grund, warum ich ein Tertial ausgerechnet in Magdeburg für Interessenten der Strahlentherapie definitiv weiterempfehlen kann, ist dass man genau deswegen Vieles selbstständig machen darf und so einen guten Einblick in das Fach bekommt. Durch das selbstständige Arbeiten muss man sich dann auch selbst aktiv viele Gedanken machen (z.B. was sind NW der Strahlentherapie und was eher nicht, Abbruchkriterien einer Behandlung, außerdem Interpretation Laborwerte etc.).

Insgesamt hatte ich eine sehr schöne Zeit in der Strahlentherapie und möchte jedem der sich für das Fach interessiert herzlichst empfehlen, das Strahlentherapie-Tertial in MD zu absolvieren! :-)
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Prüfungsvorbereitung
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Poliklinik
Briefe schreiben
Braunülen legen
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
649

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.2