PJ-Tertial Innere in Siloah BESAS (3/2020 bis 6/2020)

Station(en)
GAR, GERE, Privat
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
In unserem Tertial hat es komplett die akute Corona-Zeit getroffen, sodass natürlich alles etwas unter Vorbehalt beurteilt werden sollte.

Ich bin auch aufgrund der guten Bewertungen auf das SILOAH aufmerksam geworden. In manchen Teilen hat es sich bestätigt, in anderen war ich leider etwas enttäuscht werden. Vermutlich war das auch etwas Corona zuschulden und natürlich spielt es auch immer eine Rolle auf welcher Station man landet bzw. durch welche Assistenz- oder Oberärzte man betreut wird.

Da ich einen Erfahrungsbericht für meine Uni schreiben musste, kopire ich das einfach mal hierein und ergänze an bestimmten Stellen:

Ich verbrachte mein zweites PJ-Tertial im Fachbereich Innere Medizin in der SILOAH AG - Berner Spital für Altersmedizin (BESAS) in Gümligen, Schweiz. Dies ist ein Ortsteil von Muri bei Bern und liegt ca. 7 km von Bern entfernt. Ich habe mich circa 1,5 Jahre im Vorhinein per Email beworben und etwa ein halbes Jahr vorher den Arbeitsvertrag zugesandt bekommen. Inzwischen hat leider das LPA Baden-Württemberg eine Länderliste veröffentlicht, auf dem dieses Spital nicht mehr gelistet ist.
Das SILOAH ist eine geriatrische Akut- und Rehabilitationsklinik, das Patientenalter liegt also fast durchgehend über 70. Der Fokus liegt mehr auf der Rehabilitation, sodass kaum Diagnostik gemacht wird (Ich hatte in den 4 Monaten ca. 7 EKGS in der Hand, das ist aber auch stark von der Station abhängig, ebenso die neurologische Mitbetreuung, die vor allem im 1. Stock gegeben ist). Zudem ist das SILOAH ein Lehrkrankenhaus der Universität Bern, sodass immer für eine Dauer von vier Wochen auch 2-3 Blockstudenten der Universität Bern anwesend waren. Insgesamt waren wir 6 PJ-ler aus Deutschland. Spezielle Vorbereitungen musste ich nicht treffen. Ich habe im Vorhinein versucht ein wenig schweizer Radio zu hören, um mich etwas an den Dialekt zu gewöhnen, der doch im Kanton Bern als „bärndütsch“ einen ganz eigenen Klang hat. Nach ein paar Wochen hat man sich allerdings gut hineingehört und auch die Schweizer bieten immer an, auch auf Schriftdeutsch zu sprechen.
Direkt vor Ort muss man sich, wenn man länger als 2 Monate im Ort ist, bei der Stadt anmelden und einen Ausländerausweis beantragen. Das kostet CHF 94 und man benötigt ein Passfoto, welches man am besten schon von zuhause mitbringt. Bei der Anmeldung erhält man auch ein Schnupperticket für das Libero-Gebiet der ÖV, welches sich sehr lohnt. Nach dem PJ muss man sich auch wieder abmelden bei der Stadt.

Im SILOAH arbeitet man vom zweiten Tag an selbstständig. Alles geschieht aber in Rücksprache mit dem Assistenzarzt oder Oberarzt, was zusätzliche Sicherheit verleiht. Jeder Student ist immer für 2-8 Wochen auf einer Station eingeteilt und kann zum Teil selbst mitbestimmen, wohin er/sie rotieren möchte (Laut Yvette der CÄ sind die Rotationen selbstbestimmt möglich, in der Realität sieht es dann oft anders aus aufgrund diverser Einflussfaktoren...) . Es gibt Stationen mit Geriatrischen Rehabilitation (GERE) und Geriatrischer Akutrehabilitation (GAR), sowie eine Heimarzt- und Notfallpraxis. Angegliedert sind die Radiologie sowie diverse Fachärzte (HNO, Kardiologie, Neurologie, Ophtalmologie - von denen man aber kaum etwas mitbekommt). Wir Studenten sind hauptsächlich für die Eintritte (Patientenaufnahmen) zuständig, die durchaus bis zu vier Stunden (!)dauern können. Ein Eintritt umfasst die Patientenbegrüßung, die Anamnese, die körperliche Untersuchung, kognitives Assessment und die Fremdanamnese. Alles wird sehr gründlich gemacht und am Ende dem zuständigen Oberarzt vorgestellt und das weitere Prozedere besprochen. Leider ist ein Befund beim Eintritt oft ohne Konsequenz, da der Patient ja akut schon abgeklärt wurde und in der Reha dann ohne Konsequenz ist. Das fand ich oft sehr schade, weil da für uns Studenten der Lerneffekt ausbleibt.
Jederzeit ist eine Absprache mit dem Assistenzart oder auch dem Oberarzt möglich, sodas die Betreuung wirklich sehr gut ist. Je mehr Eintritte man übernimmt, desto besser lernt man den Umgang mit den Patienten und den Angehörigen und verbessert sein Einschätzungsvermögen sowie Untersuchungstechniken. Steht kein Eintritt an, so wird man in die Stationsarbeit mit einbezogen, welche die Visite, weitere Untersuchungen oder Assessments, bilaterale Gespräche (Arzt und Patient), Standortgespräche (Arzt, Patient und Angehörige), Therapie- und Austrittsplanung umfassen.
In der Regel gibt es mehrere Seminare und Fortbildungen sowie Befundvisiten jede Woche für die Studenten. Ich war leider zur Corona-Hauptzeit dort, sodas diese komplett ausfallen mussten und erst im letzten Monat langsam wieder gestartet wurden. Diese waren zum Teil sehr gut, sodas es schade war, dass ich nur sehr wenig davon mitbekam. Einige Seminare waren aber auch qualitativ sehr mangelhaft oder zeitlich falsch platziert. Es gibt die Möglichkeit zwei Tage in der Radiologie bei Dr. Hauser hospitieren (empfehlenswert!). Dr. Hauser ist ein absolut beeindruckender Radiologe, der sehr korrekt und präzise arbeitet und für seine Infiltrationen (interventionelle Radiologie) bekannt ist. Teaching ist seine Leidenschaft, sodas er genauso viel Zeit mit Erklären wie mit seiner Arbeit verbracht hat. Ebenso kann man auf Nachfrage bei den verschiedenen anderen Fachrichtungen auf Konsile bei einem Patienten mitgehen bzw ich konnte einen ganzen Tag auch in der Neurologie bei Frau Dr. Urben hospitieren. Auch sie ist eine beeindruckend gute Ärztin, die gerne ihr Wissen teilt.
Insgesamt wird im SILOAH kaum Diagnostik gemacht, sodas für das Tertial Innere Medizin einige Teile, die im Logbuch von der Universität verlangt warden, nicht mit abgedeckt warden. Dafür wird man sehr gut auf das dritte Staatsexamen vorbereitet, indem man viele verschiedene multimorbide Patienten untersucht und zwei bis drei Wochen lang begleitet.

Ich hatte die Möglichkeit für CHF 300/ Monat + CHF 65 Endreinigung direkt auf dem Klinikareal im Wohnheim zu wohnen. Hier muss man sich sehr früh melden, da es nur begrenzt Plätze gibt. Eine andere PJ-lerin hatte keinen Platz mehr bekommen und sich eine WG in Bern gesucht (ca. 20 min Fahrradstrecke), hier muss man mit etwa CHF 600/Monat rechnen. Das Wohnheim ist sehr alt, dafür die Zimmer sehr pragmatisch mit vielen Staumöglichkeiten. Auf dem Flur leben 11 Bewohner, die man aber zum Teil nicht mal kennenlernt, es ist bis auf die anderen PJ-ler recht anonym. Ein Manko ist die kleine Küche mit nur zwei funktionierenden Herdplatten und ein einziger, nicht allzu großer Kühlschrank. Dafür gibt es einen Aufenthaltsraum mit Tisch, Sofa und Fernseher.
Ein Fahrrad empfiehlt sich als Fortbewegungsmittel zum Einkaufen oder um in die Stadt zu fahren und kann recht günstig über tutti (Äquivalent zu ebay Kleinanzeigen) erworben warden.
Lebensmittel in der Schweiz sind deutlich teurer als in Deutschland, dafür aber meist auch besserer Qualität. Direkt gegenüber vom Wohnheim ist ein Hofladen, auf dem man frisches Obst, Gemüse und Eier kaufen kann. Ein Mittagessen in der Kantine kostet CHF 7, sodass ich meist selbst gekocht habe, um etwas Geld zu sparen.
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in der Schweiz sehr gut ausgebaut, aber auch entsprechend teuer. Ich hatte das Glück für den Zeitraum ein Auto zu Verfügung zu haben. Der Parkplatz kostet CHF 90/Monat auf dem Gelände. Mit Vignette ist auch eine zügige Anreise möglich, über Land fahren empfiehlt sich nicht, da man jede noch so kleine Landstraße mitnehmen muss (was aber durchaus wunderschön ist, insb. das Emmental).
Bern und das Berner Oberland bieten zahlreiche Freizeitmöglichkeiten und sind traumhaft schön. Bern ist eine sehr tolle, lebhafte Stadt, die besonders im Sommer ihren Reiz hat mit dem umgebenden Fluss Aare. Aare Böteln und Schwimmen sind bei Sonne immer an der Tagesordnung und Pflichtprogramm für jeden! Die Berge sind in mindestens 25 min mit dem Auto oder Zug zu erreichen. Der Thuner und Brienzer See mit ihrer kristallblauer Farbe sind wunderschön und bieten sich zum Baden an. Von überall hat man einen Blick auf die hohen Berge des Berner Oberlands und bereits von Gümligen aus kann man das Dreigestirn Eiger-Mönch-Jungfrau bewundern. Im März konnte ich noch ein paar Skitouren gehen, bis die Corona-Empfehlung kam, nicht mehr in die Berge zu gehen. Später begann die Wandersaison. Auch hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die mit dem ÖV gut zu erreichen sind. Ein Auto ist aber hier von Vorteil, da eine Strecke in die Berge und zurück gute CHF 70 kostet.
Das Bärndütsch erfordert zu Beginn genaues Hinhören, aber irgendwann hatte ich mir das System erarbeitet, wie die Aussprache funktioniert und dann versteht man es recht gut. Ich habe mich mit den Blockstudenten und Assistenzärzten gut verstanden, sodass wir auch mehrmals gemeinsame Ausflüge gemacht haben und ich so ein wenig Schweizer Kultur und noch mehr Sprachverständnis erlangen konnte.

Ingesamt kann ich ein Tertial im SILOAH jedem empfehlen, der sich für Geriatrie und Rehabilitation interessiert. Im Nachhinein würde ich vermutlich nur 2 Monate im SILOAH machen, und zwar die ersten, damit man in den Genuss der Schweizer Freundlichkeit, Geduld und Betreuung kommt. Zudem reicht die Zeit um sich ein System zur Untersuchung von Patienten zu erarbeiten. Die Betreuung ist wirklich gut und je nachdem welchen Oberarzt man erwischt, wird sehr viel erklärt. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass kaum Diagnostik gemacht wird, bzw. die Patienten zmeist abgeklärt aus dem Vorspital zugewiesen warden und auch von oberärztlicher Seite oft kein Interesse besteht. Oft arbeitet man einfach tagelang das gleiche Schema ab, was dann ziemlich ermüdend wird. Zusätzlich kommen noch die ToDo s der AÄ, sodass ich mich zum Teil auch einfach nur wie eine billige Arbeitskraft gefühlt habe.
Trotzdem würde ich vor allem auch aus örtlichen Gründen jederzeit wieder dorthin gehen, weil das Berner Oberland ein absoluter Traumort ist und man ein wenig der Schweizer Geduld, Freundlichkeit und Offenheit für Patienten mitnehmen kann. Vor allem nachdem ich nun wieder 3 Wochen in Deutschland (Chirurgie) bin, weiß man, dass man die Zeit dort auch mehr zu schätzen. Hier merke ich auch erst, wie nützlich die ganze Stationsarbeit (viel Teleofonieren mit HA, Angehörigen,) und ein Einblick in Reha und Versorgung von Geripatienten ist.

Bewerbung
Ich habe mich ca. 1,5 Jahre vorher per Email beworben. Das war alles sehr problemlos. Man sollte sich nur rechtzeitig um eine Unterkunft kümmern, sonst sind die evtl vergeben. WG s in der Stadt sind eher doppelt so teuer (550-600 CHF)
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1200
Gebühren in EUR
100 Abgaben, 300 für Unterkunft

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2