PJ-Tertial Rechtsmedizin in Pretoria Academic Hospital (3/2020 bis 6/2020)

Station(en)
Rechtsmedizin
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Ich hatte schon etwas Zeit in der Rechtsmedizin in Deutschland verbracht, Famulatur in Hannover und in meinem Heimatinstitut in München, was schon super spannend war, aber wirklich gar nichts im Vergleich zu dem, was ich in Pretoria erlebt habe!
Einen größeren Glücksgriff hätte ich vermutlich nicht treffen können.
Das Team um Professor Saayman (er ist ein relativ bekanntes Tier in der 'Szene', war z.b. der Gutachter im Oscar Pistorius Fall) hat mich von Minute eins extrem willkommen geheißen.
Jeden Morgen um 7:30 gehts in den Autopsiesaal. Hier sieht man die komplette Bandbreite der Gewalt. Es gibt fast keinen Tag ohne Schusswunden, Stichwunden, Mob Assault, Suizid, Fötus ect. Ich werde mich als Rechtsmediziner in Deutschland definitiv auf ewig langweilen, denn was ich hier in 4 Monaten gesehen habe, werde ich zuhause in 10 Jahren nicht sehen.
Nach dem Autopsiesaal geht in das Institut (5 Minuten entfernt) und jeden Tag gibts Kaffeerunde mit Prof und manchen Ärzten. (Super entspannt, es wird meist über nicht forensisches gesprochen)
Ich hatte meinen eigenen Schreibtisch im Zimmer mit der Phd Studentin und hatte nach der Kaffeerunde Zeit meine eigenen Sachen zu machen. Hab an einer Publikation gearbeitet, gelernt, auch mal nichts gemacht, und bin auch mal eine Zeit gegen 12 nach Hause gegangen, da ich Besuch zu Hause hatte.
Donnerstags und Freitags sind akademische Meetings, Case und Journal Presentations und als Student muss man auch einmal eine Präsentation halten. Ich hab über das deutsche Rechtsmedizinsystem /Gesetzeslage (Prof liebt Gesetze) gesprochen. Alles super easy und ohne Druck.
Man hat also super viel Zeit zu lernen, kann an der Doktorarbeit oder anderen Dingen arbeiten und sieht wirklich extrem viel.
War auch auf den wildesten Tatorten mit dabei (auch im Township) und bei einer Exhumierung und konnte ein bisschen in der Pathologie Zeit verbringen!
Da die Studenten auch durch die Rechtsmedizin rotieren, gibts auch Seminare, Vorlesungen und Kurse im Autopiesaal. Hab ich in der ersten Woche mitgemacht, super gut, und dann kam leider der Lockdown und die Uni war zu.
Hat aber nichts gemacht, die Ärzte während der Obduktion sind bereit dir einfach alles zu erklären und sich super viel Zeit zu nehmen.
In der Autopsie kann man wenn man will mitschreiben, hab ein paar mal Berichte geschrieben zur Übung für mich selber (muss man aber überhaupt nicht), Fotos machen für die Ärzte und den Ärzten ein bisschen helfen mit DNA und Blutalkoholproben entnehmen, Asservate verpacken ect.
Es ist bestimmt kein Problem auch mal nicht zu kommen, Urlaub zu machen und das Land zu erkunden.

Da hier nur ein Arzt die Autopsie machen muss, gibt es Forensische Officers (sowas wie die Präparatoren bei uns), die die Körper und auch Organe unter der Aufsicht des Arztes schneiden. Die lassen einen leider nicht so bereitwillig ran. Ich hab ein paar mal Organpakete geschnitten, um den Rest muss man echt mit den Officers kämpfen.
WICHTIG: In Südafrika gibt es keine klinische Rechtsmedizin, es wird ausschließlich mit Toten gearbeitet.
Man kann aber bestimmt mal eine Nacht in der Notaufnahme verbringen ( meine nächste Station wird in einem Township Krankenhaus in Cape Town sein, also hab ich das hier nicht gemacht), dann hat man mehr als genug Stich und Schussverletzungen am Lebenden! Auch sicherlich sehr sehr sehr zu empfehlen.

Pretoria selbst ist eher ruhig, es gibt aber coole Ecken und schöne Natur in der Nähe und auch Johannesburg ist gleich um die Ecke!
Jeder kennt immer Kapstadt, aber diese Touristengegenden sind einfach nur eine absolute Utopie und haben nichts mit der Realität dieses extrem interessanten Land zu tun. Richtiges Südafrika hat man hier auf jeden Fall.

Bewerbung
Ich hab mich relativ kurzfristig beworben (2-3 Monate vorher). Einfach Hestelle hestelle.malherbe@up.ac.za eine Email schreiben, sie leitet dann alles weiter an Prof Saayman. (Ihr kann man auch für alle anderen Fachrichtungen schreiben, soweit ich weiß)
Gewohnt habe ich für ca 6000Rand in einem Guesthouse (SUNSET VIEW, Haus "Mama" René, wirklich sehr zu empfehlen, findet man auf Airbnb oder auch über Hestelle, oder schreibt mir für die Kontaktdaten!) 10 Minuten Fußweg vom Institut entfernt (nicht die sicherste Variante hier zu gehen, zum Glück ist mir nichts passiert.)
Studiengebühren sind um die 800€ für 4 Monaten
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Prüfungsvorbereitung
Sonst. Fortbildung
Repetitorien
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Gebühren in EUR
800

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1