PJ-Tertial Augenheilkunde in Muhimbili University of Health and Allied Sciences (2/2020 bis 4/2020)

Station(en)
Ambulanz, Station
Einsatzbereiche
OP, Station, Diagnostik
Heimatuni
Tuebingen
Kommentar
Mein Tertial in der Augenheilkunde habe ich gesplittet in zwei Monate im Muhimbili National Hospital in Tansania (hier liegt auch der Fokus im folgenden Bericht) und danach noch zwei Monate in der Augenklinik Tübingen. Insgesamt war es eine tolle Zeit und ich kann nur dazu ermutigen diese Erfahrungen mitzunehmen. Rein fachlich ist der Erkenntnisgewinn nicht überwältigend, da trotz guten Englischkenntnissen auf beiden Seiten immer noch eine gewisse sprachliche Hürde besteht und die Standards einfach Welten von denen in einer modernen deutschen Klinik entfernt sind. Dadurch lernt man aber andererseits auch mit weniger Equipment auszukommen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ein großes Maß an Kreativität und Improvisation ist in diesen Ländern immer notwendig und kann einem aber auch später mal in Deutschland in so mancher Situation von Nutzen sein. Die Erfahrungen, die man auf menschlicher/sozialer Seite sammelt sind enorm und man lernt unsere hohen medizinischen Standards in Deutschland viel mehr wertzuschätzen, auch in Bezug auf die eigene Gesundheit. Im Folgenden gehe ich noch kurz auf einige wichtige Punkte ein:

1. Bewerbung und Formalitäten: s.u.

2. Arbeit in der Ophthalmologie: Meist hat die Sprechstunde zwischen 8-9 Uhr angefangen und sich dann bis 15-16 Uhr erstreckt. Tageweise lag der Schwerpunkt auf Retina, Hornhaut oder Strabismus/Kinder. Je nach Assistent/ Oberarzt wurde einem viel oder wenig erklärt, fragen konnte man natürlich aber immer und alle waren sehr nett. Freitag morgens gab es immer ein Teaching mit einigen Vorträgen, bei denen die Redner nicht selten danach regelrecht „auseinander genommen“ wurden. Das war am Anfang doch etwas erschreckend, aber ist dort glaube ich einfach als ganz normal anzusehen. Ich hatte das Glück, dass zu meiner Zeit noch ein Arzt aus Schottland da war, der ein Screening für Frühgeborenenretinopathie im MNH implementiert hat und gleichzeitig noch an einer bisher idiopathischen Optikusneuropathie von Jugendlichen geforscht hat. Ansonsten kann ich nur empfehlen einfach darauf zu bestehen, dass ihr die Patienten jeweils auch nochmal mit der Spaltlampe anschaut und alles funduskopiert was euch vor die Lupe kommt. Da war ich persönlich etwas zu zurückhaltend. Vielleicht wäre es diesbezüglich auch besser erst zwei Monate in Deutschland zu absolvieren und dann nach Afrika zu gehen, da man dann einfach schon die ganzen Basics mitbringt, die einem dort teilweise nur unzureichend erklärt werden. Andererseits sieht man sehr viele interessante und ausgeprägte Befunde. Mein "Highlight" war eine Pat. mit einem "Lehrbuch-Marfan" und eine Xeroderma pigmentosum, beide innerhalb von 2h in der Sprechstunde.
Einige Male war ich auch im OP mit dabei, was ebenfalls eine Erfahrung wert ist. Assistieren dufte ich aber nur sehr selten.

3. Grobe Aufstellung der Kosten und Zusatztipps:
- Transport: Flug (500€, war aber schon eher ein Schnäppchen) Bus (20-30ct), Uber (2€ pro 5km) --> Tipp: ladet euch Bolt herunter es ist noch etwas günstiger und bietet auch Motorradtaxis an, Fähre nach Sansibar (35$)
- Nahrung: Mango, Kokosnuss und Avocado (40ct), Mensa-Essen (max. 1€, war super lecker! mein absoluter Favorit: "Makange" in der MUHAS-Mensa), Chai-Maziwa (18ct, Milch-Chai, abartig süß aber dementsprechend auch lecker), Restaurantbesuch (10€ dafür bekommt man schon echt gutes Essen, insgesamt natürlich sehr variabel, Empfehlungen: Badminton Club, Chili&Lime, Mamboz Restaurant, Taste Me Dessert Hub + direkt daneben Burger 53, Levant
- Studiengebühren: ca. 800$ für 8 Wochen
- Wohnung: 400$ Verhandlungsbasis - Habe mir ein Zimmer in einem Apartment eines Afrikaners namens Emanuel gemietet (über Airbnb gefunden), war anfangs etwas skeptisch, aber bin am Ende dann super mit ihm zurecht gekommen, war echt witzig! Zudem für dortige Verhältnisse sehr gehobener Standard mit Klima, Wachdienst, Haushaltshilfe, Aufzug und direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom Krankenhaus!! Auf Anfrage kann ich euch die Kontaktdaten auch weitergeben.

4. Sonstiges: Sansibar ist ziemlich teuer (eher europäisch) aber gleichzeitig sind die Menschen trotzdem sehr arm, das ist manchmal etwas verstörend. Hier ist man auch primär auf euer Geld aus und man wird dementsprechend gerne mal abgezockt. Trotzdem habe ich auch hier einige schöne Erfahrungen gesammelt und war vor allem mit meiner Unterkunft "New Teddys on the Beach", die von einer Deutschen geleitet wird, super zufrieden. Vorsicht: Es gibt zwei Unterkünfte, die fast gleich heißen. Wurde zuerst am falschen abgesetzt --> spätestens ab diesem Erlebnis habe ich alle Infos selber nochmal gegengecheckt, weil man sich echt nicht auf den Wahrheitsgehalt verlassen kann.
Eine Safari habe ich leider nicht machen können. Die geschäftstüchtige Gladys, über die ihr eure Bewerbung einreicht etc. hat aber einige Kontakte und vermittelt euch gerne an einen Kumpel, der Safaris anbietet. Allerdings wollte sie mir auch eine Unterkunft anbieten, von der ich froh bin, sie im Nachhinein nicht genommen zu haben.
Sicherheit: Mein Misstrauen/Ängstlichkeit (durch Erzählungen und Erfahrungsberichte im Vorhinein geschürt) hat im Verlauf immer weiter abgenommen und mir ist auch nichts weiter passiert außer, dass ein Pick-Pocket-Thief sich einmal erfolglos an meiner Hosentasche versucht hat. Dies war aber beim Fußball-Stadtderby, wo insgesamt die Hölle los war. Vorsicht! Die haben schon einige Ticks auf Lager.
Generell wird geraten Abends nach 20 Uhr nicht unbedingt mehr alleine an wenig frequentierten Straßen entlangzulaufen. Ich habe es trotzdem gemacht und es ist nichts passiert. Ist aber vielleicht auch immer etwas Glück-/Pechsache.
Strand in Stadtnähe für Tagesausflug: Kipepeo-Beach - Aus Dar kommend erst mal mit der Kigamboni Ferry von Nord nach Süd übersetzen (fährt alle 20min. wobei die Fahrt auch nur 5min. dauert und nur paar Cent kostet) - dann der Menschenmasse vom Boot runter folgen zum Busterminal (etwa 5min laufen) - von dort aus irgendeinen Bus nach Mji Mwema nehmen und dort rauswerfen lassen (von dort sind es nochmal 10min zu Fuß, diesen Weg aber besser nicht bei Dunkelheit alleine laufen).
Bewerbung
Ich habe mich erst zwei Monate vorher beworben und dies ging noch ohne Probleme. Für Details zur Bewerbung am besten die Website der MUHAS (Muhimbili University of Healt and Applied Sciences) besuchen und eine E-Mail an das Büro für Electives schreiben. Vorsicht, am Anfang ist die strikte Unterteilung in Uni und Krankenhaus etwas verwirrend. Es gibt auch jeweils einen Ophthalmologie-Chefarzt pro Einrichtung:
- MUHAS (Uni): Bewerbung, Einschreibung
- MNH (Krankenhaus): Eigentliche Arbeitsstätte
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Poliklinik
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
800€ für 8 Wochen

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.33