PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Erzgebirgsklinikum Annaberg (3/2020 bis 5/2020)

Station(en)
4,7,9
Einsatzbereiche
Diagnostik, Station
Heimatuni
Dresden
Kommentar
Uff, eine faire Bewertung dieses Lehrkrankenhauses ist gar nicht so einfach.
Um dies einigermaßen fair zu gestalten, muss ich die Bewertung ganz strikt zwischen Organisatorischem und der Ausbildung trennen.

Dauer: 18.3.2020 - 06.4.2020 lässt sich nur nicht anwählen!

Zur Organisation: Ich kann aus dieser Sicht nur vor diesem Krankenhaus warnen!!!!

Ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, ich habe sowas noch nicht erlebt.
Im Dezember 2019 meldete ich mich bei der zuständigen Sachbearbeiterin, da ich sicher gehen wollte, dass ich, sollte ich mich für ein PJ in Annaberg Buchholz entscheiden, auch wirklich eine Unterkunft gestellt bekomme, wie es auf der Homepage angepriesen wird. Mir wurde versichert, dies sei kein Problem, es seien stets genug Wohnungen im Ärztehaus verfügbar. Dies habe ich mir natürlich schriftlich bestätigen lassen. Meine Freundin wollte in dieser Zeit ihr Pflegepraktikum am selbigen Krankenhaus ableisten, so baten wir um eine gemeinsame Wohnung, bzw. teilten wir den Verantwortlichen mit, dass uns ein gemeinsames Zimmer reichen würde, da man so 150€ Nebenkosten sparen kann (2 Wohnungen =300 Euro Nebenkosten pro Monat - ähhhm ja, ich habe mich da auch drüber gewundert, wenn man sich den Mietspiegel in Annaberg anschaut, bekommt man für wenig mehr eine mittelgroße Wohnung WARM). Sei alles kein Problem, würde klappen. Gut soweit.
Dann schloss das PJ Portal, ich erhielt nach Buchungsende eine Email, dass ich doch keine Unterkunft hätte, ich solle mein PJ verlegen. Das war ein riesen Schreck für mich. Ich rief den Chefarzt der Inneren an und erläuterte ihm die Situation, worauf er mir nach Rücksprache mit der Geschäftsführung eine möbilierte Wohnung "besorgte".

Am Tag vor Tertialbeginn kam ich mit meiner Freundin in der Wohnung an, der nächste Schreck. Glassplitter auf dem Boden, als wären Flaschen zerbrochen, Wohnung total verdreckt und das Beste: Die Wohnung hatte kein Bett. Moment mal, wurde uns nicht eine möbilierte Wohnung versprochen? Lediglich ein Schlafsofa, keine 90cm breit erwartete uns zu zweit. Schlafsofa ist auch ein wenig übertrieben, es war ein Brett mit einem dünnen Stück Stoff obendrüber. Furchtbare Nacht. Nach diversen Rücksprachen mit Verantwortlichen aus der Klinik, die uns bestätigten, dass diese um diese "Schlafgelegenheit" wussten und ebenfalls die dauert eines Tertials kannten, wurde versprochen, eine Lösung zu suchen. Dies passierte jedoch ebenfalls erst nach erneuter Rücksprache mit dem Chefarzt, mir wurde eine Matratze besorgt, die ich auf den Boden legte. Weiteres Problem - kein Internet. Ja, ich finde, dass heutzutage Internet kein Luxus mehr ist und mir auch unangenehm aufstieß, dass ich nun meine Doktorarbeit 4 Monate nicht mehr weiterbearbeiten können sollte. In Zeiten von Ausgangssperren durch Corona noch ärgerlicher.
Mal davon abgesehen, dass die Wohnung 4 km vom Krankenhaus weg lag, wir kein Fahrrad oder Auto zur Verfügung hatten und durch COVID 19 der öffentliche Nahverkehr nur eingeschränkt verfügbar war.
Erneute Rücksprache gehalten, da wir erfahren hatten , dass jemand aus dem vorher versprochenen Ärztehaus auszieht und somit eine Wohnung frei wurde. Diese Wohnung wäre die Lösung aller Probleme gewesen - die Wohnung wurde uns zugesichert. Wunderbar!
Denkste! Ein Tag vor Umzug in diese Wohnung wurde sie plötzlich an jemand anderen Vergeben. Zwischendrin hatte ich dann noch bemerkt, dass der Mietvertrag der "doofen" Wohnung nicht für den gesamten Zeitraum ausgestellt war und deutlich früher als das Tertial enden sollte.

3(oder 4, wie man es nimmt) nicht gehaltene Vereinbarungen - das war dann der Punkt, an dem ich mich entschloss, das Tertial in Annaberg zu beenden und an ein anderes Lehrkrankenhaus zu wechseln.

Der anderen PJlerin ging es ähnlich, auch ihr wurde die Wohnung erst versprochen und auch sie bekam die besagte Email, es gäbe keine Wohnung mehr, sie solle ihr PJ verschieben. Sie pendelte dann jeden Tag 60km einfache Strecke mit dem Auto, bis auch sie ihr Tertial in Annaberg abbrach und das Krankenhaus wechselte. Mir ist nicht ganz klar, wie man als Lehrkrankenhaus so mit seinen PJlern umgehen kann, wenn man vorher verkündet, man wäre eventuell auch an einer Zusammenarbeit nach der Approbation interessiert. Ich rate jedem, der doch in Annaberg sein PJ machen möchte, sich nicht unbedingt auf das Wort der Verwaltung zu verlassen.

Vollkommen anders sieht die Lehre und das Bemühen der Ärzte aus:

Die meisten der Kollegen im Krankenhaus waren aus dem Ausland, weshalb man ein kulturell sehr vielfältiges und spannendesTeam hatte. Diese gaben sich alle beste Mühe, einen möglichst viel zu zeigen, zu ermöglichen und Verantwortung zu übernehmen. Großes Lob an alle. Besonders herausheben möchte ich den Oberarzt W., der unheimlich tolle digitale Inhalte über alle möglichen Themen der Inneren Medizin jedem zur Verfügung stellt. Große Klasse!
Auch besonders bedanken möchte ich mich bei einem der Fachärzte, Herr T., der sich unglaublich viel Zeit nimmt, einem die Echokardiographie näherzubringen.
Im Normalfall wurde man zusammen mit einem Famulanten/Famulantin auf Station eingesetzt, dies war für mich und den Famulanten(hoffe ich^^) sehr lehrreich, da wir uns beide gegenseitig weiterbilden konnten. Gutes Prinzip.
Auch die EKG Kurse an den Donnerstagen waren ein echtes Highlight, so sollte Lehre immer sein.
Die Klinik stellte einen "Stundenplan" mit wöchentlichen Schwerpunkten auf, auf denen der Fokus liegen sollte. Dies hat immer geklappt - sehr vorbildlich.
Der Kontakt zur Pflege war etwas unnahbar, was den Umgang etwas schwierig machte.

Man konnte stets alle Untersuchungen begleiten, die einen interessierten, wurde aus aber auch in den Alltag voll integriert. War nichts mehr zu tun, durfte man regelmäßig früher gehen.

Schade, dass dieses Tertial an dem Krankenhaus so eine Wendung nahm.

Begründung der Noten:
Team/Station - Ärzte sehr bemüht, Pflege unnahbar. Daher eine 2.
Kontakt zur Pflege: Pflege unnahbar - teilweise wird man wie ein kleines Kind behandelt - daher eine 4
Ansehen des PJlers: Bei den Ärzten sehr gut - in der Verwaltung ehr eine 6. Ok zwei 6en. Da die organisatorischen Probleme das ganze PJ überschattet haben, bleibt hier nur eine 6.
Klinik gesamt: Tja, wer so mit seinen PJlern umgeht und sich an keine Absprache gebunden fühlt - glatte 6
Unterricht: War super, egal wer der Dozent war. echt gut! - 1
Betreuung: War sehr gut -1
Freizeit: Kein unnötiges rumsitzen - man konnte gehen, wenn alles erledigt war. so soll das sein! -1
Bewerbung
Im Dezember 2019 erstmals Kontakt für das Tertial im März, hat anfangs auch super einfach geklappt, dann ging so ziemlich alles schief, was nicht passieren darf.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Repetitorien
EKG
Fallbesprechung
Bildgebung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
EKGs
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
750
Gebühren in EUR
150 pro Monat

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
6
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
5

Durchschnitt 3.93