PJ-Tertial Innere in Spital Linth (7/2019 bis 9/2019)

Station(en)
Normalstation, Geriatrie, ZNA
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Diagnostik, Station
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Meine Wahl fiel innerhalb der Schweiz bewusst auf Uznach, da ich für mein Innere-Tertial zur Sommerzeit an ein kleineres Regionalspital mit guten PJ-Ranking Bewertungen und - für Schweizverhältnisse - verhältnismäßig überdurchschnittlicher Aufwandsentschädigung (inkl. bezahlter Pikettdienste) in einer landschaftlich gut und attraktiv gelegenen Gegend kommen wollte. Die Entscheidung hatte ich persönlich bis zum Schluss nicht bereut, auch wenn der Aufenthalt dort sein für und wider hatte. Insgesamt aber eine lehrreiche und produktive Erfahrung, daher allen motivierten und engagierten PJlern durchaus zu empfehlen, die was aus ihrem Tertial mitnehmen wollen.

Organisation:
Die Organisation ist - wie auch in den vorigen Berichten herauslesbar - wirklich tip top, kann man nicht meckern. Im Vorfeld wird ab der Zusage alles Weitere seitens des Personaldienstes organisiert (Arbeitsgenehmigung, KV/AHV, Arbeitsvertrag, etc.). Falls man zufällig an einem ersten Tag des Monats mit seinem Tertial beginnt, wird man auch direkt mit all dem anderen neubeginnenden Personal zu einem allgemeinen Einführungstag eingeladen, an dem es Gebäck, Getränke und Kaffee gibt und diverse organisatorische Angelegenheiten bzgl. des Spitals, des Arbeitsvertrags, der versch. Funktionen und des Intranets besprochen werden. Im Rahmen dessen erhält man eine To-Do Liste, die man innerhalb der ersten Tage abarbeitet (Namensschild, Telefon, Dienstkleidung über die zentrale Wäsche, PC-Zugang, etc.). Ansonsten weiß auch gefühlt jeder, dass man kommt, man wird von allen freundlich empfangen und zudem noch offiziell vom CA im Morgenrapport vorgestellt.

Sprache:
Evtl. stresst man sich im Voraus und zu Beginn des Tertials, mehr oder minder, schon ein wenig aufgrund des Schweizerdeutschs. Man bekommt das Gefühl, man verstehe - wenn überhaupt - nur die Hälfte. Relativ fix hört man sich da aber hinein und gewöhnt sich, vermutlich könnten zum Ende des Tertials Telefonate noch eine kleine Krux sein. Wie aber auch in vorigen Berichten beschrieben: die Schweizer kennen das Problem und gehen meistens nett und bemüht damit um, das Gesagte notfalls auch nochmal auf Hochdeutsch zu wiederholen. Den in manchen deutschen Kreisen vom Hörensagen immer wiederkehrenden "Deutschenhass" konnte ich persönlich nicht wirklich wahrnehmen.

Klinik / Rotation / Tätigkeit:
Als PJler ist man in der Funktion eines Unterassistents (= UA = UHU) angestellt, bekommt 1123 CHF / Monat und hat bei einer Tertialdauer von 4 Monaten 7-8 offizielle Urlaubstage. Wenn das Tertial <4, aber >3 Monate geht, hat man immerhin noch ca. die Hälfte an Urlaubstagen. Ich persönlich hatte genau 3 Monate, daher ärgerlicher- und unverständlicherweise leider gar keine Urlaubstage.
Die Rotationen sehen 4-5 Wochen für je Normalstation, Geriatrie und Notfall/IMC vor, der Dienstplan wird frühzeitig durch den Stv. Chefarzt Dr. Iliakis erstellt und man kann im Zweifel ohne Probleme auch Tauschwünsche mit diesem besprechen.
Der Arbeitstag für Station und Geri beginnt um 07:45 Uhr mit der Frühbesprechung und meist anschließendem Röntgenrapport. Danach geht es mit dem zugeteilten AA auf die jeweilige Station zur Visite, die, abhängig von Uhrzeit und Tag, durch den AA / KA (Kaderarzt = OA) und/oder den CA vorgenommen wird. Anschließend meldet man Untersuchungen/Diagnostik an, schreibt Verläufe/Eintritts-/Austrittsbriefe, fordert Befunde an oder macht auch selbstständig körperliche Untersuchungen, Schellong-Tests, MMST, etc. Mit der Zeit darf man auch - je nach dem, wie man sich anstellt und wem man zugeteilt ist - selbstständig Patienten betreuen, falls man das möchte. Blutentnahmen / Zugänge werden in der Schweiz bekanntermaßen von der Pflege übernommen, wodurch einem selbst leider die Routine dafür fehlt, man aber dadurch deutlich mehr von der eigentlichen Inneren hat. Die Arbeitstage sind ohnehin schon oftmals sehr lang, Feierabend auf Station/Geri ist offiziell um 17:15 Uhr, inoffiziell sitzt man gut und gerne auch mal noch bis 18:00/19:00 Uhr, weil zum einen viele der AÄ mit dem Workload ziemlich am Limit sind und man sie in diesem Zustand nur ungern alleine lässt, zum anderen hat man aber auch einfach bestimmte zugeteilte Aufgaben, deren Bearbeitung eben so lange dauern und man sie nicht einfach hinschmeißt. Überstunden werden aber vermerkt und dürfen bei Bedarf (über Dr. Iliakis und Frau Morina, s. unten) kompensiert werden. Besonders gut kommt bei allen UHUs die Zeit auf dem Notfall (= Notaufnahme) an. Der Arbeitstag beginnt hier um 9:00 Uhr, man geht vorher nicht zum Morgen- und Röntgenrapport, ist aber offiziell bis 18:30 Uhr eingeteilt. Wir waren sogar genug UHUs, um einen Schichtdienst daraus zu machen zu müssen, Frühdienst von 09:00-18:30, Spätschicht überschneidend von 12:00-21:30, um die Hauptpatientenlast besser zu stemmen. Man kann sich immer untereinander absprechen, wer welchen Dienst übernimmt. Auf dem Notfall darf man selbstständig Patienten aufnehmen, untersuchen und in Rücksprache mit dem Kaderarzt das weitere Procedere festlegen. Dadurch wird vor allem das differentialdiagnostische Denken geschult und man hat wirklich das Gefühl, Anerkennung als UHU zu bekommen und gut in das Team integriert zu werden. Auch BGAs und EKG-Auswertungen macht man hier als UHU oft. Visiten auf der IMC sind ab und zu ebenfalls vorgesehen und spannend mitzuverfolgen. Auch darf man hier oftmals zu den Sono-Untersuchungen, Pleurapunktionen und Schockräumen migehen, der Leitende Kaderarzt Notfall Dr. Maibaum ist hierbei immer sehr bemüht um gute und ausführliche Lehre. Der Notfall ist im Vergleich zu größeren Häuern interdisziplinär, sodass man eine Bandbreite an unterschiedlichen Patienten zu sehen kriegt aus den Bereichen Innere, Chirurgie, Neuro, Infektio, Rheuma, HNO, Uro, etc. Trotz der eher überschaubaren Größe des Hauses sind aber auch zahlreiche Fachabteilungen vertreten, sodass fachspezifische Fragen direkt mit dem entsprechendem Kaderarzt (Oberarzt) diskutiert werden können. So entwickeln sich oftmals spontane lehrreiche Teachings. Bei entsprechender Eigeninitiative darf man generell evtl. über die Neuro auch LPieren und über die Kardio zu elektrischen Kardioversionen und TEEs mitgehen.
Generell kann sich mehr Zeit für den Patienten genommen werden, es herrscht ein gutes Betreuungsverhältnis und der Personalschlüssel - gerade auch im Vergleich zu Deutschland - ist hier ein besserer. Auch den Kontakt zur Pflege habe ich persönlich positiver wahrgenommen, als ich es von daheim kannte.

Lehre:
Abgesehen von den spontanen Teachings und den morgendlichen/nachmittäglichen Röntgenrapports wird jeden Freitagmorgen noch ein Journal Club abgehalten, für den jede Woche ein anderer AA/UHU im Vorfeld eingeteilt ist, um per PPT eine Studie vorzustellen, die er zuvor mit der Themenvorgabe eines "Mentors" (= Kaderarztes) erarbeitet hatte. Ansonsten gibt es einen ausgeschriebenen Plan mit 1x/Woche fixer Fortbildung für alle UHUs und AÄ. Leider gab es zu unserer Zeit ein Sommerloch (da vermutlich viele Kaderärzte gerade zu der Zeit im Urlaub sind und sie die Klinikarbeit sonst nicht mehr unterkriegen), sodass wir zu Beginn und zum Schluss zwar guten Unterricht hatten, zu einem Groteil des Tertials die offizielle Lehre aber eher mau war. Kurzfristig hatte ein kardiologischer Kaderarzt ein freiwilliges tägliches EKG-Teaching mit von uns mitgebrachten interessanten EKGs untertags etabliert, bei dem ich aber leider aufgrund der Uhrzeit nur selten anwesend sein konnte.

Mittagessen:
Mittagessen war, nach Absprache mit den Kollegen der jeweiligen Rotation, regelmäßig und oftmals sogar gleichzeitig mit einem Großteil des Kollegiums, möglich. Unterassistenten erhalten für ca. 4 CHF (anstatt 8 CHF), v.a. verglichen zu deutschem Klinikessen, fast schon geradezu feine und gut zubereitete Menüs (Suppe, Hauptgang nach Wahl mit kleinem Salat, Dessert oder wahlweise Salatbüffet).

Pickettdienste:
Zusätzlich zu den normalen Arbeitsstunden müssen unter allen UHUs auch noch Pikett-Dienste abgeleistet werden. Dabei handelt es sich um einen Bereitschaftsdienst für Sectios, man bekommt hierbei ein Diensttelefon, über das man gerufen wird und muss sich in Abrufnähe zum Spital aufhalten (also z.B. im Personalwohnheim). Jeden Tag muss einer der UHUs das Telefon haben, je nachdem, wieviele andere UHUs gerade da sind, ist man mehr oder weniger eingeplant. Diese Dienste werden, zusätzlich zum normalen Gehalt vergütet (Werktag 17-07 Uhr 50 CHF, Wochenendtag 07-07 Uhr des darauffolgenden Tages 100 CHF).
Man hat hierüber also auch noch einen guten Nebenverdienst.

Wohnheim:
Das Personalhaus befindet sich direkt neben dem Spital. Für 300 CHF bekommt man hier ein kleines bis mittelgroßes möbliertes Zimmer (mit Waschbecken), für 400 CHF ein sogenanntes Studio im obersten Stock (mit eigenem Bad und kleiner Küche).
Im ersteren Fall werden pro Etage eine Gemeinschaftsküche, eine Dusche und 2 WCs geteilt. Täglich werden die Gemeinschaftsräume geputzt; für sein Zimmer ist man selbstverantwortlich. WLAN-Zugang ist kostenlos inklusive. Waschmaschine und Trockner sind im Keller vorhanden. Das Wohnheim bietet die Chance, das andere Personal (insb. v.a. die anderen UHUs) besser kennenzulernen, zusammen zu kochen, BBQs auf der Terrasse und Spieleabende im Gemeinschaftsraum zu veranstalten. Mit Sicherheit ist es nicht das Non plus ultra, aber für 3-4 Monate eigentlich total in Ordnung.

Freizeit:
In der Umgebung um Uznach herum gibt es für den Sommer viele tolle Wanderrouten (Churfürsten, Säntis/Altmann, Pizoler 5-Seen-Wanderung, kleiner und großer Mythen, etc.) und Seen (Zürisee, Walensee, Vierwaldstättersee). Ich selbst hatte kein Auto vor Ort, war aber viel mit dem Zug unterwegs. Oder man hat sich an den Autofahrten der anderen UHUs, bzw. an denen seines eigenen Besuchs, beteiligt. Zürich selbst erreicht man innerhalb von ca. 40 Minuten, St. Gallen ist auch etwa gleich weit weg. Auch Rapperswil, etwa 15 Minuten von Uznach entfernt, ist sehenswert und hat ein cooles kleines Badi (See-Freibad). Das schöne an der Linthregion ist, dass es relativ flach ist und dass man somit nach dem Feierabend noch eine Runde laufen oder Rad fahren kann. Abends saßen wir Uhus hin und wieder noch an der Linth oder in Schmerikon am Zürisee, um etwas abzuschalten. Mit dem Gehalt kommt man jedenfalls auch ganz gut zurecht dort. Für entsprechendes Winterprogramm gerne in die jeweiligen Berichte zu Winter-Tertialen hineinschnuppern ;-)
Bewerbung
Bewerbung bestenfalls ca. 1,5-2 Jahre oder aber auch kurzfristig (ca. 6 Monate oder kurzfristiger) im Voraus bei Frau Zehntner (Monika.Zehntner@spital-linth.ch oder Personaldienst@spital-linth.ch) oder Frau Lucca (Sarah.Lucca@spital-linth.ch), gerne auch mit CC an die Chefarztsekretärin für Innere Medizin, Frau Morina (Besire.Morina@spital-linth.ch).
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Repetitorien
EKG
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Briefe schreiben
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Rehas anmelden
Notaufnahme
Punktionen
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Patienten aufnehmen
EKGs
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
CHF 1123 (+ Pikettdienste CHF 50 / Wochentag und CHF 100 / Wochenendtag)
Gebühren in EUR
CHF 300 Personalwohnheim

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27