PJ-Tertial Innere in Robert-Koch-Krankenhaus (12/2019 bis 4/2020)

Station(en)
16, 02, ZNA, INZ, Funktion
Einsatzbereiche
Diagnostik, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Das Tertial im RKK Gehrden war das Highlight und der krönende Abschluss meines PJs. An meinem ersten Tag wurde ich sehr herzlich begrüßt und in der Frühbesprechung, mit der jeden Morgen um 8 Uhr der Arbeitstag beginnt, vom Chef dem Ärzteteam vorgestellt. Nach der anschließenden, ebenfalls täglich stattfindenden Röntgenbesprechung wurde ich von einem der Oberärzte durch das ganze Haus geführt mit den Worten, ich sei jederzeit überall herzlich willkommen und auch in den Funktionsabteilungen gerne gesehen.

Meine ersten Wochen habe ich auf der medizinischen Station 16 gebracht, die, wie die meisten Stationen, in einen vorderen und einen hinteren Bereich gegliedert ist, für den jeweils ein Assistenzarzt zuständig ist. Schon am ersten Tag bin ich mit einem der Ärzte auf Visite gegangen und durfte meine eigenen Patienten betreuen, wobei ich mich aber nie alleine gelassen gefühlt habe. Von Anamnese und KU über das Erstellen von Behandlungskonzepten bis hin zum Planen der Entlassung und der Anfertigung des Entlassberichts durfte ich komplett selbstständig arbeiten, mit der Gewissheit, jederzeit mit dem Arzt Rücksprache halten zu können.
Zwei weitere Wochen verbrachte ich auf der Station 02, eine kardiologische Station mit Telemetrie und Stroke Unit. Der Arbeitsalltag entsprach hier weitestgehend dem der Station 16. Meine persönlichen Highlights waren die Abstecher in die kardiologischen Funktionsabteilungen und ins Herzkatheterlabor, wo ich auch selbst kardiovertieren durfte.

Sehr empfehlen kann ich auch die Funktionsabteilung der Endoskopie und Sonografie, wo ich weitere zwei Wochen verbracht habe. Dort kann man nach Lust und Laune zwischen den Räumen hin und her wechseln, je nachdem wo gerade spannende Gastro- oder Koloskopien, Bronchoskopien, ERCPs oder Punktionen zu sehen sind. Die Oberärzte und MFAs sind alle supernett und erklären viel während der Untersuchungen. Es wird einem nie das Gefühl gegeben, in irgendeiner Weise zu stören oder fehl am Platz zu sein. Je nach Engagement darf man auch hier viel selber sonografieren, ggf. auch punktieren oder endoskopieren.

Am besten hat es mir auf der Intensivstation gefallen, wo ich statt der geplanten einen Woche gleich zwei verbracht habe. Da man seine Rotation komplett selber einteilen darf und sich hier nur mit den anderen PJlern absprechen muss, war das aber kein Problem. Überhaupt lief in diesem Tertial alles nach dem Prinzip „alles geht, nichts muss“. Man wird zu nichts gezwungen, aber ist überall gern gesehen und kann so unglaublich viel lernen, wenn man will. Auf der Intensivstation wurde mir empfohlen, im Spätdienst zu arbeiten, da die Ärzte dort mehr Zeit haben, dir etwas zu erklären oder auch dich etwas selber machen zu lassen (z.B. ZVK legen). Die Intensiv-Ärzte sind gleichzeitig das Rea-Team, sodass ich in den zwei Wochen auch bei mehreren Reanimationen assistieren konnte.

Zu guter Letzt habe ich noch in die Notaufnahme geschnuppert, wo sich aufgrund der nahenden Corona-Pandemie schon ein beginnender Ausnahmezustand abzeichnete. Prinzipiell kann man auch hier als PJler vollkommen selbständig arbeiten, Patienten aufnehmen, Sonografien durchführen sowie Untersuchungen und Medikamente anordnen.

ALLGEMEINES:
Mittags wird mit allen Ärzten gemeinsam im Speisesaal gegessen. Es gibt die Möglichkeit, Essen in der Cafeteria für den Mitarbeiterpreis zu erwerben oder sich selbst mitgebrachtes Essen in der Mikrowelle warm zu machen. Ein kostenloser Kaffeeautomat steht dort ebenfalls zur Verfügung. Dienstag bis Freitag findet mittags fächerübergreifender Studentenunterricht für alle PJler des Hauses statt:
Dienstag um 15 Uhr – Chirurgie. Einer der chirurgischen Ärzte hält einen interaktiven Vortrag zu einem chirurgischen Thema. Ich fand es gut, so in meinem Innere-Tertial auch mein Chirurgie-Wissen noch mal auffrischen und Fragen stellen zu können.
Mittwoch ca. 13 Uhr – Sonografie. Jede Woche wurde ein neues Organ besprochen und detailliert geübt, wie man dieses sonografisch untersucht. Meistens haben wir Studenten uns gegenseitig geschallt, bei zu hohem Patientenaufkommen in der Funktionsabteilung fand der Unterricht ab und zu aber auch direkt am Patienten statt.
Donnerstag 13:30 Uhr – Radiologie. Im Röntgenbesprechungsraum erklären die Radiologen anhand von Bildbeispielen die von uns Studenten gewünschten radiologischen Themen oder wir besprechen spannende Fälle von Patienten, die wir auf Station gesehen haben.
Freitag ca. 14 Uhr – Chefunterricht. Im Wechsel Unterricht bei den beiden Chefs. Der kardiologische Unterricht bei Prof. Merx war sehr lehrreich, zum Unterricht bei Prof. Wedemeyer kann ich leider nichts sagen, da er aufgrund von Fortbildungen etc. leider in meinem Tertial oft ausfiel oder in den Wochen stattfand, in denen ich im Spätdienst gearbeitet habe.

Generell besteht die freiwillige Möglichkeit für PJler, in Absprache mit den diensthabenden Ärzten an Nacht- und Wochenenddiensten teilzunehmen. Tätigkeiten wie Blut abnehmen und Zugänge legen fielen verhältnismäßig selten an, da hierfür fest angestellte Stationsassistenten/-innen zuständig waren. Ein Studententelefon und ein uneingeschränkter SAP Zugang wird den Studenten ebenso selbstverständlich zur Verfügung gestellt wie ein Spind und täglich frische Arbeitskleidung. Studientage gibt es nicht, diese habe ich aber auch nicht vermisst. Wenn man außer der Reihe mal einen Tag frei braucht, ist das aber in der Regel auch kein Problem.

FAZIT: Das PJ Tertial in Gehrden kann ich jedem (!) empfehlen, egal ob Interesse an der Inneren Medizin besteht oder nicht. Da ich schon immer Pädiatrie machen wollte, bin ich mit gemischten Gefühlen in ein Tertial gegangen, was sich hauptsächlich mit älteren oder – ehrlicherweise – auch vielen sehr sehr alten Patienten beschäftigt. Was soll ich sagen – meine Erwartungen wurden um ein Vielfaches übertroffen. Nirgends bisher wurde ich vom gesamten Klinikum so herzlich aufgenommen, nirgends habe ich mich als PJler so willkommen und geschätzt gefühlt, und nirgends habe ich, sowohl praktisch als auch theoretisch, so viel Neues gelernt. Es gab keinen Arzt, der mich nicht freundlich empfangen hat und mir wie selbstverständlich Dinge erklärt hat. Ich fand es toll, dass man nie zu einer Aufgabe gezwungen wird und dennoch so viele Freiheiten hat in dem, was man lernen will. Ich hoffe, dass sich andere Kliniken zunehmend ein Beispiel daran nehmen.
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Bildgebung
Fallbesprechung
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
EKGs
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Rehas anmelden
Botengänge (Nichtärztl.)
Punktionen
Blut abnehmen
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
649

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07