PJ-Tertial Chirurgie in UniversitaetsSpital Zuerich (USZ) (11/2019 bis 2/2020)

Station(en)
Viszeralchirurgie, Notfallzentrum, Traumatologie
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Auslandsbericht PJ Zürich – Nov 2019 / Feb 2020

Abteilung:

Viszeral/Transplantationsstation

Zunächst wurde ich zwei Wochen in der Viszeralchirurgie, dort auf der Transplantationsstation, eingesetzt. Besonders der Mix aus Innere und Chirurgie haben mich hier gereizt. Zusammen mit den anderen UHUs (wir waren zu viert) teilt man sich zwei OP-Telefone. Im Laufe des Tages wurden regelmäßig zwei von uns in den OP gerufen. Dort stand man dann zwischen 60 min und auch mal vier Stunden am Tisch. Je nach Operateur durfte man „nur“ Haken halten, Kamera führen oder auch mal als erste Assistenz mitmachen. Wie immer im Leben gilt hier ganz besonders: Initiative ergreifen! Wenn es Euch interessiert, fragt etwas und zeigt Euer Interesse. Das hilft. Typische „deutsche“ PJ-ler Tätigkeiten hat man hier nicht zu befürchten. Blutentnahmen und EKGs erledigen hier einzig die Pflegekräfte. Besonders die moderne Software war eine wohltuende Erleichterung im Vergleich zum heimischen Pendant. Insgesamt haben mir die zwei Wochen sehr gut gefallen, was vermutlich auch zum großen Teil an meiner tollen Stationsärztin lag.

Notfallzentrum

Als Chirurgischer UHU (Unterassistent) kann man tatsächlich viel helfen. Man sollte sich proaktiv bei den Assistenten um Aufgaben bemühen, das kommt gut an & man erarbeitet sich etwas Respekt bei den Ärzten. Das hilft, wenn man mal früher gehen möchte. Das Aufgabenspektrum reicht sehr weit in meinen Augen. Das Notfallzentrum ist interdisziplinär, jedoch ist man hauptsächlich mit den chirurgischen Ärzten wie Patienten beschäftigt. Es gibt das klassische Notfallzentrum für allgemeine Notfälle. Hier ist auf chirurgischer Seite von der Gastrointestinalblutung bis zum Sturz auf den Kopf oder der Appendizits alles dabei. Der Schockraum und die Notfall-OPs sind zwar räumlich sehr nah, jedoch muss man sich doch aktiv melden, um an einer Schockraumversorgung teilzunehmen. Außerdem gibt es noch den sogenannten Fast-Track. So etwas wie eine angeschlossene Hausarztpraxis, um kleinere Verletzungen oder Probleme schnell abhandeln zu können. Diese wird auch von einem chirurgischen Assistenten betreut, sodass man primär zwischen Notfall und Fast-Track rotiert. Man darf (!) eigenständig Patienten untersuchen und viel nähen, sowie Brandverletzte behandeln. Das Ganze natürlich nach den eigenen Fähigkeiten und Motivation. Wann immer man sich Hilfe sucht, wird man diese auch bekommen. Also keine Scheu, Dinge selbst zu machen und im Zweifel einfach nachzufragen. Die Leute hier sind wirklich nett. Ein persönlicher Tipp noch: Stellt Euch unbedingt bei allen vor. Auch dem Pflege-Personal. Gearbeitet wird im Schichtdienst. Man hat ca. 4-7 Tage dauernde Blöcke jeweils mit den gleichen Zeiten (Früh 8-15 Uhr, Spät 15-22 Uhr, Nacht 22-8 Uhr; meistens kommt man allerdings schon zwischen 3-5 Uhr raus). Tatsächlich hat man hier auch sehr viel frei, sodass ihr im Schnitt nur etwa jeden zweiten Tag arbeiten müsst. Für Skibegeisterte ein Riesenvorteil, um unter der Woche die leeren Skigebiete zu erkunden.

Traumatologie

Die Abteilung für Traumatologie (in Deutschland oft Unfallchirurgie) teilt sich in drei Stationen auf. Davon ist eine die Privatstation. Hier ist oft ein erfahrener Assistenzarzt eingeteilt, daher würde ich einen Einsatz auf dieser Station empfehlen. Absprechen muss man sich mit den anderen UHUs, wer wo wann arbeitet (meistens ist man zu viert). Wenn man gern in den OP möchte, hat man hier gute Chancen hin und wieder gerufen zu werden. Wer das nicht möchte, schafft es mit etwas Geschick auch in der Zeit auf der Trauma nicht einmal dorthin zu müssen. Insgesamt habe ich hier knapp 8 Wochen verbracht. Nach wenigen Tagen hat man den Ablauf durchschaut. Insgesamt hängt es sehr von den zuständigen Assistenten ab, wie viel oder wenig man zu tun hat & wie lange man da bleibt. Wenn man nette Kollegen (UHUs) & Ärzte hat, kann man regelmäßig auch eine Viertagewoche einlegen.

Urlaub & Pikett

Pro Monat stehen zwei Urlaubstage zur Verfügung. Diese kann man sich sehr flexibel in Absprache mit dem betreuenden Arzt auf Station nehmen. Großer Vorteil: Diese Urlaubstage werden nicht nach deutscher Regelung als Fehltage ausgewiesen. Nicht beunruhigen lassen bei der Bewerbung, da die Formulierung doch recht verunsichernd ist. Lediglich auf dem Notfall werden die Urlaubstage zugeteilt (s. oben). Des Weiteren werden Krankheitstage nicht als Fehltage gewertet und es wird auch kein Gehalt abgezogen.
Zusätzlich zu den normalen Diensten gibt es noch sogenannte Pikett-Dienste. Dahinter versteckt sich ein Bereitschaftsdienst. Man erhält ein Telefon und wird bei Bedarf angerufen und in den Notfall-OP gerufen. Dort darf man dann meistens bei einer traumatologischen Operation assistieren bzw. Haken halten. Als Ausgleich bekommt man den Folgetag frei (allerdings kann man in Absprache auch einen anderen Wunschtag frei nehmen). Für die Zeit auf dem Notfall wird man nicht für Pikett-Dienste eingeteilt.

Gehalt

Das Gehalt beträgt ca. 1130 CHF pro Monat (inkl. 13. Monatsgehalt). Falls Ihr das Tertial über Silvester macht (also weniger als zwei volle Monatsgehälter pro Kalenderjahr verdient) zahlt ihr fast keine Steuern und Abgaben (ca. 0,4%). In allen anderen (vollen) Tertialen müsst ihr mit ca. knapp 5% Abgaben rechnen. Seit Juli 2019 werden zudem Nachtschichten, sowie Pikett-Dienste vergütet. Nachtdienste schlagen mit 6,75 CHF/Stunde (22 - 6 Uhr) und Pikett mit 1,75 CHF/Stunde, wenn man nicht gerufen wird bzw. 3 CHF/Stunde, wenn man gerufen wird, zu Buche. Auch wenn dies noch nicht in Eurem Vertrag steht, gilt es. (Stand Februaru 2020)

Unterkunft & Mobilität

Wie empfohlen wählte ich ein Zimmer über das Spital. Vier Monate vor Arbeitsbeginn kontaktierte ich den Kundendienst (man könnte auch allgemeiner Dienst für Mitarbeiter sagen) und so wurde mir ein Zimmer in der Vogelsangstraße 10 zugewiesen. Den kurzen Weg zur Arbeit (ca. zehn min) lernt man schnell zu schätzen. Auch die Ausstattung mit Gemeinschaftsduschen und –WCs war eher großzügig gestaltet, sodass ich kaum einmal warten musste. Die Küchen sind ausreichend und modern gehalten. Jeder Bewohner kann einen separaten abschließbaren Schrank benutzen, in dem ein Kühlschrank eingebaut ist. Einzig der geringe Stauraum für sonstige Gegenstände oder Lebensmittel ist ein Manko. So musste ich einiges in meinem Zimmer lagern, was zu Abschlägen im Komfort führte. Hinsichtlich der Ausstattung der Küchen muss man an wenig denken. Wer mit gemeinschaftlich genutzem Geschirr und Kochbesteck kein Problem hat, muss tatsächlich kaum etwas Eigenes mitbringen. Mir hat eins meiner Lieblingsmesser genügt. Zudem ist das Wohnheim mit (beschrifteten) Briefkästen ausgestattet, sodass man auch Post empfangen kann. Einige meiner Kommilitonen bestellten sich auch Pakete, welche dann hin und wieder im Briefkastenraum standen. Wer sein eigenes Auto mitbringt hat mindestens zwei Optionen: Ist das Auto auf den Bewohner zugelassen, kann eine Jahres- bzw. Kurzzeitbewilligung bei der Stadt Zürich beantragt werden (ca. 35 CHF/Monat). Diese berechtigt zum Parkieren in der blauen Zone (Anwohnerparken in Deutschland). Online kann man auch Tagesbewilligungen für sich oder Gäste erwerben (ca. 15 CHF / Tag). Die zweite Möglichkeit stellt das Parkhaus Irchel dar. Für 100 „Stutz“ (CHF) im Monat kann man hier ca. 20 Gehminuten vom Wohnheim entfernt im Uniparkhaus parken. Cave: Unbedingt nachfragen, ob es Mindest- bzw. Maximalzeiten gibt, die man buchen darf. Bei uns kursierten verschiedene Annahmen. Eine freundliche Mail vor Tertialbeginn mit Schilderung der Situation macht es auch möglich, bereits ab dem Wochenende im Parkhaus zu parken. Leider müssen die Formalitäten dann jedoch zu den Öffnungszeiten der Verwaltung im Hauptgebäude des Campus Irchel abgewickelt werden. Ich konnte zum Glück an einem Morgen eine knappe Stunde meine Station verlassen, um dies zu erledigen. Wer hier eine Laissez-faire Haltung an den Tag legt, der sei gewarnt: Beim Falschparkieren verstehen die Zürcher Ordnungsbehörden keinen Spaß. 40 Franken ist man mindestens lohnt, wer länger (eine Frage von Stunden) „Schwarzparkt“, der zahlt sogar 100 Franken oder darf sein Auto auch beim Abschleppdienst abholen (ca. 500 Franken). Sonntags ist die Blaue Zone zum Parken freigegeben und auch eine korrekt eingestellte Parkscheibe berechtigt sonst zu mindestens einer Stunde kostenfreiem Parken. Für mich hat sich die Mitnahme des Autos jedoch trotz Kosten gelohnt. Mit Bahncard oder Halbtax (Schweizer Bahncard 50) kommt man aber auch super mit dem Zug durch die Schweiz und in die Skigebiete. Für unter (!) 25-jährige bieten sich auch die vergünstigten Abonnements des Zürcher Verkehrsverbundes an (64 Franken Stand Ende 2019). Hiermit kann man Bus und Bahn des Zürcher Stadtbetriebs nutzen. Ansonsten gibt es fast alle großen E-Roller Anbieter. Die Bikesharing Angebote lohnen sich am Wohnheim leider nicht sehr.

Stadt & Kultur

Zürich bietet kulturell extrem viel. Ich war im Winter da, sodass die Tipps nur teilweise für Sommertertiale anwendbar sind.
Der Züricher Weihnachtsmarkt ist ein Highlight. Einen Winterspaziergang vom Wohnheim über Niederdorf am Großmünster vorbei zu den schicken Einkaufsmeilen und dem Zürichsee ist ein absolutes Muss. Für Kurzentschlossene lohnt sich ein Besuch der Oper am Bellevue. Hier können kurz vor Vorstellungsbeginn kurzfristig Studententickets für 20 CHF erworben werden. Kinos gibt es auch zuhauf, welche knapp 18 Franken (reiner Ticketpreis) kosten. Fahrt unbedingt ins Zürcher Umland und macht ein paar Wandertouren. Die Aussicht ist teilweise phänomenal.
Mit einem Lichtbildausweis (kein extra Passfoto notwendig) und dem Arbeitsvertrag, den man zu Beginn in Zürich erhält kann man vor Ort auch die Caritas-Karte beantragen. Diese gibt einige Vergünstigungen, die man auch als Student erhält. Allerdings kann man mit der Karte sehr günstig im Caritas-Markt einkaufen. Besonders für Vorratslebensmittel zu empfehlen. Ansonsten lautet meine klare Empfehlung Lebensmittel aus Deutschland mitzubringen oder alle paar Wochen mit Freunden in Deutschland oder Österreich einkaufen zu gehen (z.B. auf dem Rückweg aus den Bergen). Zuletzt sei noch die App Too Good To Go erwähnt. Hier kann man ebenfalls noch sparen.
Bewerbung
Die Bewerbung erfolgte bei mir ziemlich unkompliziert ca. 1-2 Jahre im Voraus. Einfach auf der Website vom USZ die Verfügbarkeiten prüfen und Donata Gröflin eine Mail schreiben bzw. die Unterlagen ausfüllen. Je früher Ihr Euch informiert, desto höher die Chance einen Platz zu bekommen. Unbedingt frühzeitig schon daran denken, dass Ihr Euer PJ-Tertial evtl. früher beenden wollt. Ich habe z.B. nur 14 anstatt der 16 Wochen gearbeitet und dies bereits bei der Bewerbung angegeben. Dann dürfte das kein Problem darstellen.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Rehas anmelden
Notaufnahme
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Chirurgische Wundversorgung
EKGs
Poliklinik
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
ca. 1000 (abhängig wie lange man dort ist, wie viele Zuschläge (Nacht/Pikett) man erhält & Wechselkurs)

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.8