PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kilimanjaro Christian Medical Centre (12/2019 bis 2/2020)

Station(en)
Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Diagnostik, OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Meine Zeit am KCMC in Moshi war wirklich toll und ich kann es nur jedem empfehlen, der ein Tertial im Ausland machen möchte.

Der Tag beginn mit der chirurgischen Frühbesprechung um 7:30 Uhr. Hier berichten die Diensthabenden von den Aufnahmen des letzten Tages sowie Todesfällen. Man sollte früh kommen, um sich einen Platz zu sichern, denn sozial höhere Personen sprechen in der tansanischen Kultur traditionell leise - in den hinteren Reihen hört man nichts. Da ich de Frühbesprechungen recht langweilig fand, bin ich nach 2 Wochen eigentlich nicht mehr hingegangen.
Um 09:00 Uhr geht es zum "Tea", d.h. Frühstück, zu Jacob's Well, einer Art Kantine auf dem Krankenhausgelände. Hier trifft man meist auch die anderen Internationals und frühstückt erst mal in Ruhe typisch tansanisches Essen: Chapati (Fladenbrot), Samosas, Ei, Bohnen und dazu Chai-Tee oder ein leckerer frischgepresster Saft.
Danach geht es entweder zu den Rounds auf Station, in den OP oder auf eine der anderen Bereich wie Burn Unit, ITS oder Emergency Depaertment. Das kann man sich frei aussuchen bzw. interessiert es eigentlich keinen, was man sich anguckt. Wenn man sich freundlich vorstellt, kann man tageweise auch in anderen Departments wie Gyn, Geburtsmedizin, HNO, Innere Medizin oder Pädiatrie reinschnuppern. Arbeitssprache ist Englisch, wenn auch zwischen Ärzten und Pflegern sowie Ärzten und Patienten auf Swahili kommuniziert wird. Meist übersetzen die Ärzte/Pflegern gerne für einen bzw. wechseln für relevante Dinge wieder in Englisch. Die Rounds in der Chirurgie (und auch den meisten anderen Fächern) dauern meist recht lange, bis zu 5 Stunden. Meistens sind noch sehr viele tansanische Studenten im 5. Jahr dabei, was auch hier das Verständnis teilweise erschwert. Fragen sind aber gerne gesehen und abhängig vom Arzt wird mal mehr mal weniger Lehre gemacht. Die Versorgung der Patienten inkl. Blutentnahme übernehmen die Pfleger bzw. Angehörigen, weswegen die Studenten rein passiv anwesend sind. Bei einem häufig nicht bekannten Infektionsstatus des Patienten (Hep, HIV) ist es auch ganz ok, dass man nicht immer Blut abnehmen muss! Man sieht hier viele Krankheitsbildr zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt und häufig wird anstelle einer ausgedehnten Bildgebung einfach direkt eine explorative Laparotomie gemacht, da die Patienten nicht das CT noch extra bezahlen wollen. Insgesamt gibt es sehr viel Motor Traffic Accidents, da alle ohne Helm rumfahren, Krebserkrankungen im fortgeschrittenen Stadien und diabetische Füße - die Diabetesschulungen und Compliance ist eine Katastrophe...
Auf der ITS ist es meist nicht so voll und es gibt weniger, aber komplexere Patienten. Auch die Lehre dort ist meist etwas besser, und Dinge wie Beatmunsgerat, Monitore usw. sind vorhanden und werden auch genutzt.
Im OP darf man meistens auch nur zugucken. Die OPs sind vom Standart her schon sehr gut, aber die Sterilität ist öfters nicht gegeben, die Klimaanlagen funktionieren kaum, es stehen 30 Leute im Raum.... eben schon andere Zustände! Alle sind aber sehr nett und wenn man sich vorstellt, erklären sie einem auchwas operiert wird.

Noch etwas zum Krankenhaus:
Das KCMC ist eines der größten Krankenhäuser Tansanias und verfügt über recht viel Geld - dementsprechend gibt es z. B. ein CT, MRT, Antikörpertherapien oder ein Endoskopiegerät. Es ist am Ende aber immer noch ein stabiles, wenn auch armes Land in Ostafrika, und dementsprechend sollte man seine (medizinischen) Ansprüche an die Qualität der Lehre und Patientenversorgung anpassen. Die Patienten zahlen alles selber, häufig auch in Vorkasse, und dementsprechend kann es dauern bis das Geld durch die Verwandten eingesammelt worden ist. Auch das Essen im Krankenhaus müssen die Verwandten mitbringen, es kann also auch sehr voll werden zu den Besuchzeiten. Die hygienischen Verhältnisse sind ganz andere als bei uns und de Patienten liegen einer neben dem anderen in den Zimmern, gerne auch auf Klappbetten im Flur. Desinfektionsmittel gibt es, es wird aber eher spärlich eingesetzt und Isolation von ansteckenden Patienten mit TBC u. Ä. entfällt, da es nicht genug Kapazitäten dafür gibt. Anderseits kann man eine TBC auch in der U-Bahn in Berlin bekommen.... Es ist eben alles etwas anders und darauf sollte man sich einstellen!
Es sind eigentlich immer zwischen 20-40 ausländische Studenten am KCMC, weswegen man sich eigentlich nie alleine fühlen muss und schnell Anschluss und Freunde findet. Dank super Internet mit günstigen SIM-Karten und einer KCMC-Whatsapp-Gruppe ist auch die Organisation untereinander problemlos.

Außerhalb des Krankenhauses:
Tansania ist en ganz wunderbares Land und die entspannten Arbeitszeiten geben einem die einmalige Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen und das Land zu bereisen. Moshi ist eine kleine, grüne und sehr saubere Stadt, die aufgrund der vielen Ausländer, Expats und Ärzte die dort leben wirklich angenehm ist - man wird selten belästigt, viele Menschen sprechen Englisch (auch wenn ein paar Brocken Swahili einem viele Sympathiepunkte bringen) und es ist alles sehr günstig. Ich kann jedem nur die Unterbringung auf dem Doctor's Compound ($150/Monat) empfehlen - man wohnt dort in einem wunderschönen Garten in Häusern mit 5-7 anderen internationalen Studenten in einem bewachten Gebiet neben dem Krankenhaus. Es gibt in der Nähe und in der 'Innenstadt' sehr viele gute Restaurants, Bars wie Bikerz oder Amuzz, einen Club (Red Stone) oder eine interantionale Schule mit einem Gym und Swimming Pool ($20/Monat) ums Eck.
In der Umgebung kann man viel Ausflüge machen - zu Kaffeefarmen, einem Wasserfall oder auch nach Arusha.
Zeit für Sansibar, den Viktoriasee oder weiter entferne Städte sollte man sich am Besten in der Mitte der Zeit nehmen, da man ggfs. am Ende noch mal kurz anwesend sein muss, um die Unterschrift abzuholen - hier hat sich mit einem neuen Dean die Lage etwas verändert, grundsätzlich fällt es aber nicht auf, wenn man mal 1-2 Wochen mittendrin nicht anwesend ist..

Wenn du noch Fragen hast, darfst du mir gerne schreiben! Kwaheri!
Bewerbung
ca. 4 Monate im Vorraus über Aneth Nkya, die Koordinatorin
Whatsapp: +255 764 921 711 (Dauert manchmal, bis sie antwortet. Einfach hartnäckig bleiben!)
E-Mail: kcmcinternational@gmail.com oder international@kcmc.ac.tz

Gebührt für das PJ: $200 (einmalig), Miete für Haus $150/Monat oder $100/Monat im New Hostel.

Visum: C1 Studenten-Visum kann Online für ca. €50 beantragt werden und reicht aus.

Taxi vom Flughafen Moshi/Kilimanjaro am Besten schon vorher organisieren. Dazu Alfred anschreiben, der ein absoluter Schatz ist und eigentlich von den meisten Internationals geschätzt wird. 50.000 TSH (ca 20€) vom Flughafen, Whatsapp +255 715 957. Alfred is the best! <3
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Gebühren in EUR
200

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.87