PJ-Tertial Kinderchirurgie in Christian Medical College Hospital Vellore (5/2019 bis 7/2019)

Station(en)
Kinderchirurgie und Plastische Chirurgie
Einsatzbereiche
Diagnostik, Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Tuebingen
Kommentar
Ich habe mein halbes Chirurgie Tertial in der Kinderchirurgie und der Plastischen Chirurgie am CMC in Vellore gemacht. Im Vorhinein gab es eine leichte Verwirrung, da das CMC auf der Länderliste in BW unter dem Medical College in Chennai gelistet ist. Das CMC ist jedoch seine eigene selbstverwaltete Universität, wenn auch von Chennai aus anerkannt. Mein Tertial ist am Ende ohne Probleme vom LPA anerkannt worden.
Wer nach Indien geht um viel selbst zu machen, ist am CMC eher nicht gut aufgehoben. Je nach Abteilung variiert das natürlich auch, aber ich stand in 2 Monaten nur etwa 5x am OP Tisch und auch nur dann, wenn wirklich Not am Mann war. Einmal durfte ich einen Verband annähen. Das Krankenhaus ist riesig ( ca. 10 000 Ambulanzpatienten pro Tag) und es gibt viele Medizinstudenten. Die Arbeit, die in Deutschland PJler machen wird von den Interns, den Assistenzärzten im ersten Jahr gemacht. Die gab es aber in meinen Abteilungen nicht, da die Interns nur durch die großen Fächer rotieren und sich fast zu Tode schuften. Es gibt eine eigene Sekretärin für internationale Studenten, Miss Sheela. Man kann sich bei allen Fragen immer an sie wenden und sie macht unmögliches möglich.
Auch wenn man Bei der Bewerbung gebeten wird, sich genau seine Abteilungen zu wünschen, kann man vor Ort auch spontan die ausgesuchten Fächer ändern. Ich habe 1 Monat in der Plastischen Chirurgie verbracht, dann eine Woche in einem der Outreach Programme und noch einmal einen knappen Monat in der Kinderchirurgie. Die Stimmmung in den chirurgischen Abteilungen war sehr unterschiedlich. Während die Assistenzärzte in der plastischen Chirurgie nur gelangweilt im OP saßen und sich auf Hindi unterhalten haben, waren die Ärzte in der Kinderchirurgie mega nett und haben einen auch ab und mal auf einen Chai eingeladen. Da man als Elective student nicht wirklich gebraucht wird, kann man sich aussuchen bei wie vielen Dingen man hospitiert oder ob man, wenn es langweilig im OP ist nicht auch einmal früher heim geht. In beiden Abteilungen gab es "OP-Tage" und "Ambulanz-Tage", bei denen jeweils die ganze Abteilung im Wechsel mit der Partnerabteilung in OP oder Ambulanz waren.
Während die OP-Säle z.T. mit denen in etwas in die Jahre gekommenen deutschen Kliniken vergleichbar sind, sind Ambulanztage für deutsche Augen eine wahre Reizüberflutung. 2-8 Ärzte sehen im selben Raum 2-16 Patienten. Privatsphäre gibt es eventuell hinter einem Vorhang, jedoch nicht wirklich. Es gibt einige spannende Fälle zu sehen, die man auch im zeitlichen Verlauf mehrmals sieht. Die Patienten kommen zum Teil bis aus Bangladesh. Die Ärzte konsultieren mindestens auf Englisch, Hindi und Tamil. Es hat mich sehr an das Sprachenchaos erinnert, dass wir in Deutschland auch oft haben.
Sehr empfehlen kann ich es, eine Woche in eines der Outreach-Programme des CMC zu rotieren. Ich war eine Woche in CHAD, einem kleinen Krankenhaus, dass sich auf dem College Campus befindet, auf dem auch das Wohnheim für ausländische Studenten ist. Hier konnte man entweder in der Klinik z.B. bei der Geburtshilfeambulanz mitschauen oder mit den Ärzten und Krankenschwestern raus in die umliegenden Dörfer fahren um hier die hausärztliche Versorgung sicherzustellen oder Hausbesuche zu machen. Man kommt tatsächlich zum Blutdruck messen und bekommt Einblicke in das indische Dorfleben.
Wir haben außerdem über Miss Sheela einen Eintagesausflug zur etwas extern gelegenen Leprosy Clinic des CMC bekommen. Hier bekommt man eine Führung durch das kleine Krankenhaus und es wird einem viel über Lepra und die dort durchgeführten Tierforschung zu dem Thema erzählt und gezeigt.

Das CMC selbst hat zwei große Campi in Vellore sowie mehrere kleinere Kliniken über die Stadt verteilt. Aktuell wird außerhalb ein riesiger neuer Klinikkomplex gebaut, der die Kapazität wahrscheinlich fast verdoppeln wird. Die verschiedenen Kliniken werden morgens und nachmittags/abends von institutseigenen Bussen angefahren. Man kann aber auch den öffentlichen Bus nehmen, was etwa 7 Rs. pro Fahrt kostet und absolut unkompliziert ist. Da man in Vellore als Weißer sowieso auffällt, wissen auch die Schaffner der Busse sofort, wo man hin will. Als internationaler Student wohnt man in aller Regel im Modale Guesthouse für internationale Studenten auf dem südlich gelegenen College Campus, während sich das Haupthospital eher im Stadtzentrum befindet. Das Wohnheim hat Klimaanlage in allen Zimmern, man hat jeweils auch ein eigenes Bad. Es gibt eine Waschmaschine und eine Küche. Die Zimmer werden täglich gereinigt. Die meisten Zimmer sind übrigens Zwei-Bett-Zimmer. Da es aber Sommer war, waren wir sofern wir uns nicht vorher kannten die meiste Zeit allein in unseren Zimmern oder wurden sonst natürlich vorher gefragt. Pärchen können leider nicht zusammen wohnen, es gibt in der Stadt aber z.B. AirBnb und vom CMC eine Liste mit sinnvollen Unterkünften. Essen konnte man sowohl auf dem College als auch auf dem Hospital Campus in guten und sauberen Katinen.

Obwohl ich im Sommer da war (Temperaturen bis 48°C!) waren wir immer eine gute Gruppe an Leuten aus allen Teilen der Erde ( USA, Schweiz, UK, Neuseeland, Sri Lanka, Singapore, Australien, Deutschland, Italien) und hatten eine super Gemeinschaft. Vellore selbst bietet außer ein paar Restaurants, Kinos und begrenzten Einkaufsmöglichekeiten nicht furchtbar viele Sehenswürdigkeiten.Wir haben fast jedes Wochenende etwas verlängert und haben die super Zuganbindung von Vellore nach Chennai (ca. 2h) und Bangalore (ca.3h) genutzt. Ein Taxi mit Fahrer kann man verlässlich über das Transportation Department des CMC mieten. Manche von uns sind über ein verlängertes Wochenende sogar bis zum Taj Mahal geflogen! Weitere Ausflugsziele in der Nähe sind z.B. Mysore, Mahamallipuram, Pondicherry, Kanchipuram oder auch die Hill Stations in Kerala.


Es war eine unglaublich schöne Zeit in einem wunderbaren Land, die ich nicht missen will.
Bewerbung
Wichtig ist, es frühzeitig zu planen. Ich habe den großen Fehler gemacht, mir nicht rechtzeitig das Wetter in Vellore anzuschauen, sodass es zeitweise unerträglich heiß war. Die beste Zeit zu gehen, ist wohl der deutsche Winter.

Plant ausreichend Zeit für Visum und die Genehmigung durch das Medical Council of India ein. Die indischen Bürokratiemühlen mahlen sehr langsam und es gab einige, die ihr Visum erst kurz vor Abflug bekommen haben. Man braucht ein Studentenvisum für das man sich auch bei einem Dienstleister des indischen Konsulats vorstellen muss ( Je nach Bdnesland verschieden). Die Bewerbung läuft über Miss Sheela (siehe PDF auf der Website des CMC).

Wer Hindi kann, hat bei dem bunten Patientenkollektiv Vorteile, wer Tamil kann eher im Alltag. Englisch und Hände und Füße reichen aber völlig um auch beim Bauern um die Ecke Bananen und Mangos zu kaufen.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Mitoperieren
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
ca. 500€ für 2 Monate inkl. Unterkunft

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
1
Unterricht
4
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.13