PJ-Tertial Dermatologie in Royal Free Hospital (10/2019 bis 1/2020)

Station(en)
Klinik 6
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP, Diagnostik
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Klinik Alltag
Mein zweimonatiges Wahltertial am RFH in London auf der Derma hat mir im Gesamten sehr gut gefallen Die Derma findet hauptsächlich in der Klinik 6 im RHF statt, einer Ambulanz. Es gibt vereinzelnd dermatologische Patienten auf verschiedenen Stationen, die man einmal die Woche visitiert (meistens waren es 3-5 stationäre Patienten). Die Derma Klinik wird dann nochmal aufgeteilt in Psoriasis, Ekzem, Akne, Pädiatrische Derma, Hautkrebs und Screening, Lichttherapie, Allgemeine Derma, Transplantationspatienten, und Notfälle. Dazu kommen Biopsien und OPs sowie Laser.
Der Chefarzt Mark Griffiths, der gleichzeitig auch PJ Mentor/Koordinator ist, gibt einem am ersten Tag einen groben Stundenplan, sodass man einen Überblick bekommt, wann welche Klinik statt findet. Ich konnte dann frei entscheiden, was mich am Tag so interessiert. Generell sind die Arbeitszeiten von 09:00-17:30. Dr. Griffiths hat mir zwar oft gesagt, dass ich nicht unbedingt solang bleiben muss, allerdings war es schwierig, wenn man mit einem Registrar oder Consultant bereits in der Klinik am Nachmittag saß, einfach mittendrin zu gehen. Also war ich tatsächlich wirklich sehr oft bis 17:30 da.
Als PJler in GB (gilt auch für die britischen electives) ist man eher ein Beobachter und nimmt, im Gegensatz zu den PJlern in DE/Ö kein Blut ab, legt keine Zugänge, geschweige denn irgendwelche Hautbiopsien. Wenn man etwas praktisches machen will, muss man fragen, und das vielleicht öfter (mit anderen Worten: man muss die Leute nerven). Ich durfte relativ am Anfang bereits eigene Patienten betreuen, untersuchen und sie dann einem Consultant vorstellen. Ich durfte auch die Hautscreenings durchführen. Im OP durfte ich zunächst nur zuschauen und nach einigen Wochen haben sie mich dann (etwas skeptisch) selber biopsieren lassen.
Die Lehre wird in GB recht ernst genommen, es wird schon von einem erwartet, dass man sich mit der Theorie gut auskennt, man wird oft gefragt, es wird viel Wert auf OSCE, Hygienestandards, Datenschutz und Privatsphäre des Pat. und den allg. Umgang mit den Patienten gelegt. Ich habe echt viel gelernt, was Blickdiagnosen und kompliziertere dermat. Krankheitsbilder betreffen.
Jeden Donnerstag gab es Pathohisto Unterricht und jeden Montag Journal Club.

Zum Umgang untereinander und mit mir kann ich nur Gutes berichten. Die Hierarchien sind unter den Ärzten etwas flacher, man wird am ersten Tag jedem vom Chef persönlich vorgestellt, und ansonsten stellen die Registrars die Studenten den Consultants vor. Ich wurde oft zu Patientenfällen hinzugezogen um meine Meinung zu sagen, man wurde wirklich eingebunden. Mit der Pflege hatte ich, genau so wie die Dermatologen dort, so gut wie gar keinen Kontakt, was etwas gewöhnungsbedürftig war.

Arbeitskleidung:
keine Jeans, keine Sneakers, keine großen Ausschnitte, keine kurzen Ärmel, keinen kurzen Rock. Lederschuhe, Lackschuhe, Ballerinas oder Stöckelschuhe waren der Alltag, genau so wie Krawatte, Hemd, (Sogar Anzug), Stoffhosen, Kleider, Röcke. Ärmel immer bis zum Ellbogen hochgekrempelt.

Allgemeines und Soziales:
Die Bewerbung erfolgte über die UCL. Es ist generell schwierig, sich in London direkt an den KHs zu bewerden und dementsprechend muss man daher ziemlich hohe Studiengebühren zahlen.
Mit der UCL hat man an sich so gut wie gar nichts zutun. Am ersten Tag wird man zum Immatrikulationsbüro der UCL gebeten, wo man dann seine ID-Karte erhält - und das ist auch eigentlich schon alles. Alles weitere wird im KH selber geregelt. Dies sollte einem finde ich bewusst sein, vorallem weil die Unis eben diese hohen Studiengebühren verlangen.
Ich war die einzige PJ-lerin auf der Dermatologie im RFH. Die britischen Studenten im 5. Jahr rotieren alle 2-3 Wochen durch Fachrichtungen und so hab ich auch einige auf der Derma sehr flüchtig kennen gelernt. Es gibt einen Studenten-Aufenthaltsraum im RFH Groundfloor, wo man mit seiner ID Karte auch reinkommt und was auch wirklich der einzige Weg war, um andere Studenten kennen zu lernen. An Vorlesungen und Seminaren der UCL nimmt man als international Elective nicht teil. Es gibt auch keinen PJ Unterricht. Zusammenfassend: es war extreeem viel Eigeninitiative gefragt, was Leute kennen lernen betrifft (kenne ich von anderen Auslandsfamulaturen und Tertialen nämlich ganz anders!), was ich etwas ernüchternd fand.
Wenn man über die UCL immatrikuliert ist, kann man sich für die Clubs und Societies der Uni anmelden (Anmeldegebühr ist zwischen 3-5 pfund/Semester) wodurch man auch ziemlich schnell Leute kennen lernen kann!

Das Essen in der Mensa des RFH ist überraschend gut für Krankenhausessen. Als Mitarbeiter kriegt man das Essen vergünstigt, warmes Essen kostet ca 4,50 pfund, wenn man sich einen Salad zusammenstellen wollte (sehr gute Saladbar, ohne Abwiegen) hats nur 1,75 pfund gekostet.

Wohnen:
Mit Abstand das aller Schlimmste an der Organisation meines Tertials. Es ist wirklich schwer, in London etwas einigermaßen Bezahlbares zu finden. Ich kann nur empfehlen, sich so früh wie möglich darum zu kümmern. Ich hatte ein Zimmer über Doctors in the House und habe 8 Minuten zu Fuß zum KH gebraucht (Zone 2). Hier wären einige meiner Empfehlungen:
Airbnb, Spareroom, lhalondon, Doctorsinthehouse
Wenn man mindestens 3 Monate in London bleibt, kann man sich auch nach Studentenheimzimmer umschauen, die allerdings nicht günstig sind.
Denkt auch dran, dass die Öffis in London ziemlich teuer sind. Es ist vielleicht günstiger, sich in Zone 4 was zu mieten, allerdings zahlt man dann soviel für die Tube oder den Bus, sodass sich das dann irgendwie wieder ausbalanciert.

Logbuch (speziell für Wiener):
Mit der Mappe gab es wirklich keine Probleme. Dr. Griffiths hat alles abgestempelt (Stempel sind hier kein Problem) und unterschrieben ohne mit der Wimper zu zücken. Patientenbriefe zu schreiben (bzw zu diktieren) wird allerdings nicht als Studentenarbeit gesehen und ist für die Ärzte dort extrem unüblich. Das selbe gilt für Konsile, was man den Pat. eigentlich eher im Gespräch mitteilt bzw. in den Arztbrief rein diktiert. Da muss man sich als Wiener Student etwas einfallen lassen.
CEX und DOPS kennen die Brieten übrigens auch ;) - die werden als tatsächliche Prüfungen behandelt!
Bewerbung
Man bewirbt sich über die UCL Webseite. Dort gibt es bestimmte Deadlines, in denen man sich dann auf einem online Portal zunächst mit Kontaktdaten und Wunschfach bewirbt (First Come First Serve Prinzip) und dann in weiteren Schritten um Dokumente etc. gebeten wird. Es ist zu empfehlen, bereits alles schon parat zu haben, bevor man sich bewirbt. Kümmert euch mindestens 1,5 Jahre vor der Bewerbung darum, dass ihr alle Deadlines etc. im Blick habt!
Weiteres findet ihr hier: https://www.ucl.ac.uk/medical-school/study/undergraduate/visiting-student-electives
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Prüfungsvorbereitung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Gebühren in EUR
+1000

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.93