PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hermann-Josef-Krankenhaus (5/2019 bis 7/2019)

Station(en)
Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, Diagnostik
Heimatuni
Aachen
Kommentar
Also zuerst einmal alles Positive: das komplette stationäre Team, beinahe das komplette Krankenhaus, sind äußerst freundlich. Als Student wird man nicht wie an einem Uniklinikum als Nummer angesehen sondern hat einen Namen. Das Pflegepersonal ist überaus freundlich, der Kontakt mit den ärztlichen Kollegen auf Station sowie in der Notaufnahme und im interdisziplinären Bereich ist immer auf Augenhöhe und menschlich. Explizit die Stationsärzte sind überaus sympathisch (und humorvoll) und werden es nicht müde Fragen zu beantworten oder dem Studenten fachliche/organisatorische Inhalte beizubringen. Das Arbeitsklima als Student empfand ich doch durchgehend als äußerst willkommen heißend, man fühlte sich wertgeschätzt und als vorübergehender Teil des Teams akzeptiert. Man wurde in die alltäglichen Stationsarbeiten eingebunden. Die studentischen Aufgaben waren namentlich das Legen von Zugängen sowie die anfallenden Blutentnahmen, das Begleiten der Visite mit steten Erklärungen seitens der Assistenz oder des Chefarztes selber und das Schreiben von Arztbriefen. In der Notaufnahme hatte man im Erstkontakt mit den Patienten freie Hand und konnte im Nachhinein alles mit der zuständigen Ärztin der Notaufnahme besprechen (die, nebenbei bemerkt, ein Engel von Arzt ist und den Aufenthalt in der Klinik im Alleingang lehrreich und interessant gestaltet hätte). Gerade wenn man noch nie praktischen Kontakt zur Allgemeinchirurgie hatte fühlte man sich hier sehr gut aufgehoben und konnte viel lernen. Insbesondere in der Allgemeinchirurgie verbrachte man viel Zeit im OP, leider vorwiegend mit Hakenhalten. Während meiner zwei Monate in der Allgemeinchirurgie führte ich keinen Nahtstich aus, was für mich insbesondere das Ziel meines Chirurgie Tertials war. Die Operationen mit dem Chefarzt waren stets ein Highlight, auch dieser sei hier im Besonderen positiv zu erwähnen. Stets höflich und mit trockenem Humor stellte sich Dr. Rosch außerdem als motorisch ausgezeichneter Operateur heraus, der eine Begeisterung für sein Fach verspürt die sich in konstanter Sicherheit und jederzeit strukturiertem Überblick über den OP Situs äußert. Auch freute er sich stets sein Wissen weitergeben zu können und die Operationen mit ihm machten mir tatsächlich Spaß, obwohl mich im Allgemeinen wenig zum Feld der Allgemeinchirurgie zog.
Außerdem sei der komplikationslose Umgang mit den bürokratischen Hürden bei Beginn des PJs positiv zu erwähnen, sowie die kostenlose und mehr als ausreichende Verpflegung. Die Aufwandsentschädigung ist und bleibt ein Hungerlohn, aber im Vergleich mit anderen Häusern wird hier etwas mehr Lohn für weniger Hunger geboten. Täglich waren Fortbildungen für Studenten angesetzt, die mehr oder minder regelhaft stattfanden. Im Hinblick auf die Größe des Hauses sei den Fachrichtungen das gelegentliche Versäumen der Lehrzeit verziehen und im Allgemeinen lässt sich sagen, dass das Haus sich sehr bemüht den Studenten etwas beizubringen. Insbesondere lobend hervorzuheben sei hierbei der Bereich der Urologie (!), Kardiologie, Anästhesie und Unfallchirurgie. Die Allgemeinchirurgie verpasste die Termine überdurchschnittlich häufig, was auch auf die knappe Besetzung bei langen OP Zeiten zurückzuführen ist. Dazu später noch etwas mehr.

Nun zum Wermutstropfen dieser retrospektiven Betrachtung meiner Zeit in der Allgemeinchirurgie. Neben den motorischen Fähigkeiten, die ich leider nur im Bereich der Zugänge und Blutentnahmen weiterentwickeln konnte, hatte ich das konstante Gefühl der Ablehnung seitens der Oberärzte. Insbesondere die beiden dienstältesten Oberärzte der Allgemeinchirurgie legten häufig einen herablassenden, desinteressierten bis unfreundlichen Ton an den Tag. Im OP mit genannten Oberärzten waren passiv-aggressive Aussagen sowie Schläge auf die Hände als auch das Absprechen jeglicher Fähigkeit zum Hakenhalten oder Sonstigem eher an der Tagesordnung als ein edukativer und angenehmer Tagesablauf. Die Atmosphären reichten von den selteneren freundlichen Gelegenheiten über unfreundliche bis hin zu cholerischen und offen angreifenden Situationen. Das Stellen von Fragen stellte ich hier recht zügig ein weil die allgemeine Stimmung erstens nicht dazu einlud und Fragen zweitens oftmals mit einer herablassenden Aussage/Gegenfrage oder kompletter Ignoranz quittiert wurden. Weiterhin wurde einem konstant das Gefühl gegeben, alles falsch zu machen. War man proaktiv, fummelte man sinnlos im Situs herum und war automatisch der Sündenbock für alles was geschah, war man passiv konnte der Operateur "die Haken ja auch einfach selber halten" und riss sie einem folglich aus der Hand. Es geschah vieles, aber kein ernsthafter Versuch über ruhige Anweisungen die Situation für sich oder die Oberärzte zu verbessern. Auch hier versuchten die Assistenzärzte zu puffern was sie konnten, waren allerdings auch häufiger Ziel der Angriffe. Meinen konsekutiven Rückzug des Interesses an der lehrinteressierten Interaktion mit besagten Oberärzten setzte ich als offensichtlich und verständlich voraus, erfuhr allerdings vor einigen Tagen dass o.g. Oberärztin mich im Nachhinein in PJ Kursen meiner Nachfolger im O-Ton mit "Sie können alles sagen, weniger wissen als Ihr Vorgänger können Sie sowieso nicht" diffamierte. Eine Aussage die in Zusammenschau mit oben genannter Situation nicht nur als wenig substantiell gelten sollte, sondern auch mein Verständnis der Situation als offensichtliche Konsequenz des wenig konstruktiven kollegialen Umgangs untermauert. Auch in Anbetracht etlicher geschriebener Briefe, der problemlosen und freiwilligen Übernahme aller anfallenden Blutentnahmen und Zugänge sowie der Aufnahme von Patienten in der Notaufnahme und das im Normalfall tagtägliche undankbare und mehrstündige Hakenhalten unter lebenswidrigen Umständen handelt es sich hierbei meiner Meinung nach nur um einen weiteren Hinweis auf die Richtigkeit meiner Einschätzung der disrespektvollen und abwertenden zwischenmenschlichen Situation. Im Vorhinein hatte ich mich aktiv gegen eine Bewertung der Allgemeinchirurgie entschieden, weil ich mich auf Station, mit dem Pflegepersonal, den Stationsärzten, dem Chefarzt und dem Haus im Allgemeinen sehr wohl gefühlt habe, mir aber bewusst war dass eine ehrliche Einschätzung des Arbeitsklimas diese sehr positiven Aspekte wenn nicht überschatten dann doch stark trüben würde.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich mich im allgemeinen sehr gerne im Haus aufgehalten habe. Bis auf die ausgeführten, leider häufigen aber doch auch mit der Zeit absehbaren, schwierigeren Umstände versuchte das ärztliche Personal durch die Bank mir viele Dinge zu zeigen, zu erklären und beizubringen. Das Pflegepersonal war überaus freundlich und dankbar für jede Hilfe und nette Worte, die Bürokratie blieb bürokratisch aber so weit es ging auch menschlich, das Essen war gut und ausreichend, die Zeiten akzeptabel und der allgemeine familiäre Charakter eines kleineren Hauses stellt für mich das Arbeitsklima eines großen Klinikums in den Schatten. Die Lehre wurde vom Haus sehr hoch priorisiert und nach allen Möglichkeiten umgesetzt, auch andere Fachrichtungen versuchten den Studenten so viel als möglich von ihrem fachspezifischen Wissen mitzugeben.
Das hier wäre eine uneingschränkte Empfehlung des Hauses, wären nicht oben erwähnte unglückliche Umstände an der Tagesordnung gewesen. Für jeden nicht Chirurgie affinen Studenten wäre meine Benotung eine 1-2 geworden, so muss ich die Note leider etwas drücken.
MF
Bewerbung
keine
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Bildgebung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Poliklinik
Chirurgische Wundversorgung
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Braunülen legen
Blut abnehmen
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Eigene Patienten betreuen
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
kA
Gebühren in EUR
keine

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.07