PJ-Tertial Chirurgie in Helios Klinikum Schleswig (5/2019 bis 9/2019)

Station(en)
B20/21
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
Wuerzburg
Kommentar
Ich kann das Chirurgie PJ Tertial in Schleswig fast uneingeschränkt (siehe Voraussetzungen) weiterempfehlen, denn mir haben die knapp 4 Monate dort SEHR gut gefallen.
Ausgangspunkt für mich war, dass mein Freund und ich während des PJs gerne gemeinsam für uns neue Regionen kennenlernen wollten und uns der Norden Deutschlands- „Sommer, Sonne, Meer“- sehr gereizt haben (also erstmal durchaus "touristische" Beweggründe). Gleichzeitig war es uns aber mindestens so wichtig, im PJ viel zu lernen und zu üben, insbesondere klinisch praktische Fähigkeiten, um für den Berufseinstieg in einem Jahr besser vorbereitet zu sein. Vor dem Chirurgie PJ Tertial war dieses Fach für unsere spätere Weiterbildung nicht in der engeren Auswahl (das hat sich aber geändert!). Wir haben gezielt nach einem "kleineren" Haus gesucht (Schleswig hat 370 Betten, ist also wirklich nicht winzig, das Haus ist zudem sehr modern, erst vor ein paar Jahren gebaut), da uns eine persönliche Atmosphäre und überschaubare Teams wichtig waren. Außerdem wollten wir im PJ nicht die hochspezielle Chirurgie (z.B. Transplantationen, Handchirurgie, Neurochirurgie am Gehirn etc.) sehen, sondern „Klassiker“. In Schleswig haben wir dann in den drei Fächern (Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Allgemein- und Viszeral- und Thoraxchirurgie- man rotiert durch alle Bereiche!) eine, meiner Meinung nach, breite Vielfalt der Chirurgie gesehen. Ein Ausschnitt aus dem OP Programm: GCH: Crossektomie und Venenstripping, TEAs (z.B. Leiste, Carotis), Stents, Bypässe, EVARs, Amputationen, VAC- Anlagen bzw. Wechsel, Debridements... UCH: Hüfte: Gamma-Nagel, Duokopf-Prothese, TEP, Versorgung von Schulterluxationen, Sehnenrupturen (z.B. Achillessehne), Distale Radiusfraktur, Karpaltunnelsyndrom, Versorgung diverser weiterer Frakturen mit Platten, Schrauben, Drähten (Patella, Clavicula, Humerus...)… VCH: Portimplantationen, Abszessexzissionen, laparoskopische und offene Magen- und Darmchirurgie, Versorgung von Hernien, Thorakoskopien, Whipple Operationen…
Im OP war man als PJler*in gerne gesehen, durfte auch als erste Assistenz (z.B. Kamera bei Laparoskopie) mitoperieren oder unter Anleitung kleinere Eingriffe (z.B. Materialentfernung, Abszessexzision, Port-Implantation) selber durchführen. Die Stimmung im OP war meist gut, Fragen wurden zumeist gerne beantwortet (genauso auch von der Anästhesie, den OTAs und ATAs). Mein Eindruck ist, dass definitiv niemand „gezwungen“ wird, in den OP zu gehen, oder gar über die Arbeitszeit hinaus zu bleiben. Bei längeren Eingriffen oder eigentlich ganz generell besteht die Möglichkeit, zwischendurch abzutreten. Wieviel man tatsächlich am Tisch steht, ist sehr vom eigenen Engagement und Interesse abhängig. Ich persönlich bin immer gerne im OP gewesen.
Die tägliche Stationsarbeit, dazu gehörten:
-die gerne auch aktive Teilnahme an der Visite (ein-zweimal pro Woche mit Chefarzt)
-die Blutabnahmen und das Legen von Zugängen. Wir waren als Studenten immer eine größere Gruppe (mindestens einer pro Abteilung), sodass sich die Arbeit gut auf mehrere Schultern verteilt hat. Es wurde erwartet, dass man die Ergebnisse des Labors selbstständig im Laufe des Tages nachschaut und versucht, dieses zu interpretieren und Konsequenzen davon abzuleiten.
-das Wechseln von Verbänden und das Ziehen von Drainagen. (zunächst unter Anleitung, dann selbstständig)
-die Aufnahme von Patienten (Untersuchung und Anamnese)
-das Anmelden von Untersuchungen, Physiotherapie, etc., Telefonate mit Hausärzten, etc., Ausfüllen von REHA Anträgen, etc.
-das Schreiben von Entlassungsbriefen
-die Teilnahme an der Röntgenbesprechung (2xtäglich)
Die Stationsarbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, da ich mich mit den Assistenz- bzw. Stationsärzten sehr gut verstanden habe und das Gefühl hatte, in ihr Team integriert zu werden. Auch die Pflege der B20/21 hat ein sehr nettes Team! Ich habe die fröhliche und offene Arbeitsatmosphäre sehr geschätzt und habe niemals das Gefühl bekommen, „blöde Fragen“ zu stellen. Man hat ständig Feedback bekommen und konnte mit der Zeit immer mehr selbstständig arbeiten. Ein spannendes Extra in der UCH waren die konsiliarischen Besuche der niedergelassenen Neurochirurgen, die sich auch viel Zeit für PJ Unterricht anhand konkreter Patientenfälle genommen haben. Auf Station konnte ich wirklich viel lernen!
Ein weiteres absolut lohnenswertes Arbeitsfeld war die Notaufnahme. Wenn auf Station keine dringenden Aufgaben anlagen und man nicht im OP eingeteilt bzw. in den OP gerufen wurde, war die Notaufnahme eine gute Anlaufstelle, um zu lernen. Außerdem kann man in Schleswig auch an Diensten teilnehmen (unter der Woche von 15:30-21:30; an Wochenenden und Feiertagen von 9-21°°) und ist dann hauptsächlich in der Notaufnahme beschäftigt. Während der Dienste genießt man das unglaubliche Privileg von 1 zu 1 Unterricht mit großem Lerneffekt. Für einen Nachmittagsdienst bekommt man einen anderen Tag (seiner Wahl) frei, für einen Wochenenddienst sogar zwei. In jeglicher Hinsicht lohnenswert!
Für mich war es optimal, dass wir PJler in der ZNA meist zu den Patienten „vorgeschickt“ wurden, die Anamnese und körperliche Untersuchung, ggf. auch eine Ultraschalluntersuchung, sowie die Dokumentation dessen, selbst machen sollten und dann mit dem für uns zuständigen Arzt Rücksprache halten sollten und konnten. Gemeinsam haben wir dann z.B. Röntgenbilder befundet und uns über das weitere Vorgehen Gedanken gemacht… Anstatt ständig jemand anderem bei seiner Arbeit über die Schulter zu sehen, konnte ich durch diese aktive Herangehensweise am meisten lernen. In der ZNA kam man auch viel zum Nähen! Sobald ich unsicher war, oder mir der Fall zu schwierig oder das gesundheitliche Problem zu akut vorkam, konnte man sich jederzeit ganz schnell Unterstützung holen, sodass ich mich auch nicht überfordert gefühlt habe und dann wieder durchs Zusehen fürs nächste Mal gelernt habe.
PJ Unterricht: Sowohl durch die UCH, und durch die VCH, als auch durch die Internisten jeweils 1x pro Woche vorgesehen. Eigentlich auch zu festen Zeiten, manchmal nach Absprache abweichend. Leider zwischendurch immer mal wieder ausgefallen. Gegen Ende regelmäßiger. Unterricht selbst immer sehr lehrreich, praktisch und prüfungsrelevant. Sehr individuell und offen gestaltet.
Was für mich im PJ in Schleswig eine wichtige Rolle gespielt hat, war die große Wertschätzung, die uns Studenten entgegengebracht wurde. Das lässt sich auch an äußeren Faktoren festmachen. Beispiele dafür sind: der kostenlose Platz im Wohnheim, 2 kostenlose Essen am Tag, 420€ „Lohn“, eigener Spint, eigenes Telefon, flexible Arbeitszeiten (Dienstregelung), z.T. gemeinsames Frühstück/ Mittagessen mit der Abteilung/ einzelnen Ärzten, auch Chefärzten, Einladung zum Betriebsausflug, Feiern mit der Abteilung, etc.

Voraussetzungen für ein gutes PJ Tertial in der Chirurgie in Schleswig:
-Offenheit, Eigeninitiative, Spaß an und Lust auf selbstständigem/s Arbeiten, sowie Kooperation im und Anpassungsfähigkeit an das Team.
-Ein Auto oder zumindest Fahrrad sind hier von Vorteil.
-Kompromissbereitschaft, was den Wohnkomfort angeht. (Das Personalwohnheim hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, ist aber zweckmäßig und praktisch eingerichtet. Das „PJler Stockwerk“ ermöglicht eine schöne Gemeinschaft. Waschmaschinen, Gemeinschaftsküche (leider keine Töpfe, Teller, etc. vorhanden) und Bad stehen zur Verfügung. Man muss sich um fast nichts kümmern. Öffentliche Parkplätze gibt es in der Nähe. Rewe ist direkt gegenüber.
-Wer die Großstadt liebt, sollte am Wochenende nach Kiel, Flensburg oder Hamburg fahren.
-Wer die Natur liebt, findet an, in und um die Schlei bzw. Ostsee zahlreiche tolle Freizeitmöglichkeiten. 😊
Bewerbung
Über die Uni Kiel über das PJ Portal
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Prüfungsvorbereitung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Röntgenbesprechung
Gipsanlage
Braunülen legen
Notaufnahme
Rehas anmelden
Untersuchungen anmelden
Chirurgische Wundversorgung
Eigene Patienten betreuen
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
420

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27