Zuerst einmal muss man sagen, dass das Chirurgie-Tertial in Solothurn besonders gut für Leute mit wenig Interesse an Chirurgie, aber hohen Freizeitansprüchen geeignet ist. Solothurn ist wirklich schön gelegen und bietet deswegen sowohl im Winter als auch im Sommer einen hohen Freizeitwert. Hinzu kommt, dass man abzüglich der Kosten für das Wohnheim etwa 1200 CHF zur Verfügung hat, was auch in der Schweiz sehr wohl gut zum Leben reicht. Außerdem sind die Arbeitszeiten in Solothurn je nach eigener Motivation teilweise auch eher entspannt.
Als deutscher PJler(=Unterassistent) rotiert man in Solothurn auf die Viszeralchirurgie, Orthopädie und auf den Notfall. Zusätzlich müssen pro Tertial etwa 2-3 Pikettdienste (=Bereitschaftsdienst) absolviert werden. Wirklich oft wird man da aber auch nicht angerufen.
Zu den Folgenden Einsatzorten:
Viszeralchirurgie:
-nettes und kollegiales Team mit flachen Hierarchien
-sehr gute Besetzung der Assistenten, sodas man nicht in Arbeit erstickt
-leider besteht keine sehr ausgeprägte Lehrkultur innerhalb der Abteilung. Fordert man Teaching nicht immer wieder selbständig ein, findet es nicht statt.
Orthopädie:
-eigentlich hauptsächlich negative Erfahrung
-cholerischer Chef, dessen morgendliche schlechte Stimmung sich dann oft auch auf die Oberärzte überträgt.
-Unterassistenten werden eigentlich nur als Sekretärin missbraucht (Einwilligungen unterschreiben, Medikamentenlisten übertragen etc...). Keinerlei Möglichkeit eigenständig Patienten zu untersuchen.
-Teilnahme an der Sprechstunde ist möglich, aber auch hier kaum Lehre durch Oberärzte und schon gar nicht selbst mal einen Patienten zu untersuchen
Notfall:
-definitiv der beste Abschnitt im Tertial. Hier macht die Arbeit wirklich Spaß.
-große Selbstständigkeit: oft bespricht man Patienten direkt mit dem Oberarzt.
-chirurgische Wundversorgung
-teilweise etwas schlechte Stimmung von Seiten der Pflege
Generell ist das Problem in Solothurn, dass die Klinik sehr gut besetzt ist, was Assistenten und Unterassistenten betrifft. Demzufolge ist man in allen Abteilungen nur relativ selten im OP und konkurriert dort oft mit den Assistenten um mögliche Arbeitsschritte. Der Vorteil ist aber, dass man je nach eigener Motivation oftmals auch früher nach Hause gehen kann. Wenn sich jemand wirklich für Chirurgie interessiert, sollte man sich meiner Meinung nach ein anderes Haus aussuchen. Denn abgesehen von der Zeit auf dem Notfall, lernt man nicht wirklich viel und hat oft schlichtweg auch nichts zu tun.